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Wie unpassend, diesen Planeten Erde zu nennen,
wenn er doch ganz klar ein Ozean ist. Arthur C. Clarke

Pressemitteilungen und Berichte

Parlamentarisches Frühstück in Berlin am 30. November 2023

Maritime Sicherheit neu denken

Trotz des Wintereinbruchs in Berlin mit Eis, Schnee und glatten Straßen war das Parlamentarische Frühstück im Hopfingerbräu am Brandenburger Tor wieder sehr gut besucht. Kein Wunder, die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Verteidigung Siemtje Möller sprach über das Thema „Maritime Sicherheit neu denken“.

Aber der Reihe nach: Zunächst begrüßte der Stv. Vorsitzende der Deutschen Maritimen Akademie, Ministerialdirigent a.D. Karl-Dietrich Haase, auch im Namen des Vorsitzenden Staatssekretär a.D. Heinz Maurus die Gäste. Ein herzliches Willkommen ging an Siemtje Möller, den Schirmherren der Veranstaltung, MdB Ingo Gädechens, die in großer Zahl anwesenden Bundestagsabgeordneten, die Vertreter aus den Landtagen und befreundeter Verbände, Offiziere der Bundeswehr und aus den Militärattachéstäben.

„In den letzten zehn Jahren konnten wir viele hochrangige und interessante Gastredner in Berlin begrüßen, darunter die Botschafter der USA, Chinas, Großbritanniens, Finnlands und Schwedens, Bundesminister, Wehrbeauftragte, Parlamentarische Staatssekretäre, Generale und Admirale, um nur einige zu nennen“, führte Haase weiter aus. Ein herzliches Dankeschön ging an die zahlreichen Sponsoren, die es möglich machten, das weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannte Parlamentarische Frühstück für die DMA kostenneutral durchzuführen. Ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung ging diesmal an Markus Krautmann und Alexander van den Busch von Rheinmetall.

Anschließend sprach Ingo Gädechens und riss kurz die Geschichte des Parlamentarischen Frühstücks an und dankte Karl-Dietrich Haase für seinen unermüdlichen Einsatz in den vergangenen Jahren, bevor er das Wort an die Parlamentarische Staatssekretärin übergab.

Nach einigen einführenden Worten leitete Siemtje Möller ihren Vortrag mit einem Blick auf die gegenwärtigen unruhigen Zeiten ein: „Die regelbasierte internationale Ordnung steht unter Druck – so deutlich wie schon lange nicht mehr. Das bedeutet, wir müssen kriegstüchtig sein, wenn wir glaubhaft und gemeinsam im Bündnis abschrecken wollen. Wir müssen einem Aggressor klar vor Augen führen, dass wir uns verteidigen können und wollen. Und das in allen Dimensionen.“

Mit Blick auf den maritimen Aspekt der Sicherheitspolitik betonte sie: „Bei allen neuen Herausforderungen und Veränderungen unserer Sicherheitsarchitektur spielen der maritime Raum und die maritime Sicherheit eine zentrale Rolle. Besonders deutlich zeigt sich dies beim andauernden Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Dieser dezimiert die Fähigkeiten russischer Landstreitkräfte und führte für Russland zu einem Bedeutungszuwachs seiner maritimen Verbände, insbesondere der Nordflotte. Die Auswirkungen dieses Krieges wurden auch unmittelbar sichtbar mit den Angriffen auf die Nord Stream-Pipelines, der Gefährdung wichtiger Seewege im Schwarzen Meer durch treibende Seeminen oder auch die Blockade ukrainischer Getreidehäfen. Gleichzeitig bleiben der Nordatlantik und die Ostsee für Russland strategische Seegebiete für den Zugang zu globalen Handelswegen, den Abbau und Transport fossiler Rohstoffe sowie zur Versorgung seiner militärischen Verbände.“

Der Erhalt der regelbasierten internationalen Ordnung weltweit sei zwingend erforderlich, deshalb brauche es zielgerichtetes deutsches Handeln. „In den Verteidigungspolitischen Richtlinien haben wir daher betont, dass für unsere Verteidigungspolitik das Leisten konkreter Beiträge eine wesentliche strategische Priorität ist neben der Stärkung unserer Verteidigungsfähigkeit und der Stabilität in der europäischen Nachbarschaft. Die Zunahme an komplexen Bedrohungen im maritimen Raum manifestiere sich gerade an den Schnittstellen zwischen innerer und äußerer Sicherheit. Mit den Verteidigungspolitischen Richtlinien haben auch wir als Bundeswehr uns dazu bekannt, unseren Beitrag zur Verbesserung der gesamtstaatlichen Resilienz und zum Schutz verteidigungswichtiger sowie Kritischer Infrastruktur auch auf See zu leisten. Bedingung erfolgreicher Gesamtverteidigung ist die Verzahnung aller relevanten Akteure bereits im Frieden: Staat, Gesellschaft und Wirtschaft. Dabei ist das ressortübergreifende Koordinationserfordernis hoch. Dazu werden derzeit auf Arbeitsebene zwischen den Ressorts verschiedene Optionen erarbeitet, wie eine solche effizientere Strukturierung im Bereich Maritime Sicherheit aussehen kann. U.a. soll es zur besseren nationalen Koordinierung und als direkten Anlaufpunkt für die multinationale Initiative zukünftig einen nationalen (strategischen) Ansprechpartner geben. Auf operativer Ebene identifizieren wir gerade den bestmöglichen Anlaufpunkt zur ständigen Lagebildführung und für den ressortübergreifenden sowie multinationalen Informationsaustausch.“

Im nächsten Schritt, so die Parlamentarische Staatssekretärin am Ende ihrer Rede, gelte es über die Bundesregierung hinaus auch mit NATO, EU, Abgeordneten, Bundesländern und Verbänden zu diskutieren, wie verschiedene Ebenen und Akteure effektiv miteinander verzahnt werden können. Denn, es läge im gemeinsamen Interesse, dass der eingeschlagene Kurs gehalten wird.

Der DMB-Präsident bedankte sich bei Siemtje Möller, ging kurz nochmals auf die Schwerpunkte des Vortrages ein, sprach das Zielbild der Marine 2035+ an und wies angesichts der aktuellen Haushaltsdebatte auf die notwendige Sicherstellung der Finanzierung hin. Des Weiteren verwies Maurus auf die Notwendigkeit eines „Seesicherheitsgesetzes“ zur Regelung der Kompetenzen zum Schutz Kritischer maritimer Infrastruktur.

Das Frühstück klang aus mit einer besonderen Ehrung für Karl-Dietrich Haase. Für sein großes Engagement als Vizepräsident des Deutschen Marinebundes in den Jahren 2015 bis 2023 wurde ihm unter riesigem Beifall eine Dankesurkunde und die Verdienstnadel in Gold mit Eichenblatt, eine der höchsten Auszeichnungen des DMB verliehen.

 

Veröffentlicht in Leinen los! 01/2024

Parlamentarisches Frühstück in Berlin am 30. März 2023

Schwedens zukünftige Rolle in der NATO

Die Deutsche Maritime Akademie (DMA), eine hundertprozentige Tochter des Deutschen Marinebundes, hatte am 30. März 2023 zum Frühstück ins Hopfingerbräu Berlin geladen. Der Stiftungsvorstand der DMA, vertreten durch den Vorsitzenden, Staatssekretär a.D. Heinz Maurus, und dessen Stellvertreter, Ministerialdirigent a.D. Karl-Dietrich Haase, hieß den Botschafter Schwedens, S.E. Per Thöresson, herzlich willkommen. Dessen brandaktuelles Thema „Schwedens zukünftige Rolle in der NATO“ sorgte dafür, dass der Saal bis auf den letzten Platz gefüllt war.

Während nebenan vor dem Brandenburger Tor die Absperrungen des Vortages vom Staatsbesuch des britischen Königs Charles III. weggeräumt wurden, fand sich die maritime Gemeinschaft aus Parlamentariern, Rüstung, Bundeswehr und maritimen Experten zum gemeinsamen Arbeitsfrühstück ein. Begrüßt wurden zahlreiche Abgeordnete des Deutschen Bundestages, u.a. Markus Grübel und Ingo Gädechens, die ehemaligen Wehrbeauftragten Reinhold Robbe und Hans-Peter Bartels, der Befehlshaber der Flotte, Vizeadmiral Frank Lenski, sowie der Botschafter Mexikos, S.E. Francisco José Quiroga Fernandes.

Als Schirmherr fungierte Dr. Kristian Klinck (MdB/SPD) aus dem Wahlkreis Plön-Neumünster, Mitglied im Verteidigungsausschuss des Deutschen Bundestages, der nach der Einführung durch Karl-Dietrich Haase ein Grußwort an das Plenum richtete. Klinck betonte sehr deutlich, dass der Beitritt Schwedens und Finnlands eine Stärkung des nordatlantischen Bündnisses sei. Er appellierte an Ungarn und die Türkei, den Vertrag, der bereits von 28 Mitgliedstaaten ratifiziert worden sei, schnellstmöglich abzusegnen (Anmerkung der Redaktion: Beide Länder haben den Beitritt Finnlands inzwischen ratifiziert. Finnland wurde am 4. April 2023 NATO-Miglied.). Der Vortrag des Botschafters handelte wie erwartet von der aktuellen sicherheitspolitischen Lage in Europa, dem Beitritt Schwedens zur NATO und der Stimmung dort. Doch zunächst warf er einen kurzen Blick zurück. Ähnlich wie bei uns in Deutschland wurde in Schweden nach dem Ende der Sowjetunion vor allem bei der Verteidigung gespart. Dies untermauerte der Botschafter mit beeindruckenden Zahlen. Auch die Wehrpflicht wurde ausgesetzt.

Unter dem Eindruck des völkerrechtswidrigen russischen Einmarschs in die Ukraine haben nun Schweden und Finnland nach langen Jahren der Neutralität Mitte letzten Jahres offiziell den Antrag für eine NATO-Mitgliedschaft eingereicht. Alle 30 NATO-Mitgliedsländer haben diesen Antrag unterschrieben, sodass einer schnellen Aufnahme der Skandinavier nichts im Wege zu stehen schien. Hier machte Botschafter Thöresson deutlich, dass sowohl Schweden als auch Finnland seit Jahren schon eng mit der NATO zusammenarbeiteten. Es wäre deshalb besser, wenn man davon spräche, dass die beiden skandinavischen Länder bündnisfrei waren.

Wohl mehr aus innenpolitischen Gründen und der anstehenden Wahl als aus sachlichen Erwägungen blockiert die Türkei allerdings nach Zwischenfällen in Stockholm (Koranverbrennung) die Ratifizierung des Vertrages. Schweden, so der türkische Präsident Erdogan, unternehme zu wenig gegen terroristische Vereinigungen, nannte vor allem die kurdische Arbeiterpartei PKK eine „Terrororganisation“ und verlangte die Auslieferung von Verdächtigen. Per Thöresson räumte ein, dass Schweden hier schon seit Längerem einen Handlungsbedarf sah. Die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung sei in Schweden kein Straftatbestand gewesen. Dagegen habe in Schweden Meinungsfreiheit nun mal einen äußerst hohen Stellenwert. Die Gesetze zur Terrorismusbekämpfung seien inzwischen verschärft worden, das jetzige Entgegenkommen gelistet in einem trilateralen Vertrag zwischen Finnland, Schweden und der Türkei sei deshalb keinesfalls als ein Einknicken zu verstehen, schloss Thöresson dieses Kapitel.

Das schwedische Parlament hat sich vor Kurzem mit deutlicher Mehrheit für einen Beitritt des Landes zur NATO ausgesprochen. 269 der 349 Abgeordneten stimmten mit Ja, 37 mit Nein. Von acht Parteien im Reichstag waren nur die Linken und die Grünen im Reichstag dagegen. Aber nicht nur die Volksvertreter votierten für den NATO-Beitritt. Thöresson berichtete über die große Zustimmung des schwedischen Volkes. „Bei Umfragen sprachen sich mehr als 70 % der Schweden für den Anschluss an das Bündnis, zum Aufwuchs der Streitkräfte und zur Steigerung der Rüstungsausgaben aus. Schweden“, so der Botschafter weiter, „wird die Anzahl des Personals in den Streitkräften mehr als verdoppeln und hat das 2 %-Ziel der NATO im Blick.“ In einer Vorausschau zeigte sich Thöresson vorsichtig optimistisch, dass nach Finnland auch Schweden wohl noch im Sommer dieses Jahres Teil des westlichen Bündnisses werden könne. Ziel sei es nun, nach Möglichkeit noch vor dem NATO-Gipfel im Juli im litauischen Vilnius Mitglied der nordatlantischen Allianz zu werden.

Thöresson betonte am Ende seiner Rede das wichtige und enge Verhältnis Schwedens zu Finnland und die Bedeutung der Zusammenarbeit mit der Deutschen Marine in der Ostsee. Hier sieht er Schweden und Deutschland zukünftig als wesentliche Sicherheitsgaranten.

Unterstützt wurde die Veranstaltung durch Saab Deutschland. Die kurze, aber interessante Veranstaltung endete mit einem humorvollen Schlusswort von MdB Ingo Gädechens, der noch einmal die engen Beziehungen Deutschlands zu Schweden unterstrich.


Veröffentlicht in Leinen los! 05/2023

Parlamentarisches Frühstück in Berlin am 10. November 2022

Finnland ist ein sturmerprobtes Land

Zum Auftakt des Parlamentarischen Frühstücks am 10. November 2022 in Berlin begrüßte der Vizepräsident des Deutschen Marinebundes und Stv. Vorsitzender der Deutschen Maritimen Akademie, Ministerialdirigent Karl-Dietrich Haase, zahlreiche Ehrengäste, darunter Abgeordnete aus dem Deutschen Bundestag, Vertreter der Bundesländer, den Inspekteur der Marine, Attachés sowie Vertreter der Wirtschaft, des öffentlichen Lebens und befreundeter Verbände. Nach einem herzlichen Dankeschön an Susanne Wiegand, Vorsitzende der Geschäftsführung Renk Group, dem Sponsor der Veranstaltung, führte Haase in das Thema des Tages „Finnlands Beitritt zur NATO – was bedeutet die Entscheidung Finnlands und Schwedens für die NATO im Ostseeraum?“.

Nach kurzen Grußworten von Ingo Gädechens, MdB, und Dr. Hans-Peter Bartels, ehemaliger Wehrbeauftragter des Deutschen Bundestages, stand die finnische Botschafterin, I.E. Frau Anne Marjaana Sipiläinen, im Mittelpunkt des Parlamentarischen Frühstücks im Hopfingerbräu zu Berlin.

Sie führte zur außenpolitischen Situation des skandinavischen Landes aus, die wie woanders auch, geprägt war von der russischen Invasion in die Ukraine. Bemerkenswert schnell beschließt Helsinki bereits am 28. Februar Hilfen und Unterstützung für die Ukraine. Ohne Einzelheiten zu nennen, wies Botschafterin Sipiläinen darauf hin, dass im Oktober die neunte Unterstützungslieferung auf den Weg gebracht worden ist.

Der Entschluss zum NATO-Beitritt fällt in den Kontext des unprovozierten russischen Überfalls. Waren Ende Februar des vergangenen Jahres 53 % der Finnen für eine Mitgliedschaft in der Allianz, so waren es Ende Mai 76 %. Dies ist insofern zu betonen, so die Botschafterin, da traditionell die Hälfte der Bevölkerung pro-NATO war. Wobei Finnland seit 1994 NATO-Partnernation ist. Gleich nach dem Madrider NATO-Gipfel vom 29./30. Juni 2022 wurden die Beitrittsgespräche aufgenommen (4. Juli).

Die Botschafterin arbeitete weiter heraus, dass sich die finnische Außenpolitik mit dem NATO-Beitritt voraussichtlich ändern wird. Trotz der Aufgabe der Neutralität werden die gutnachbarschaftlichen Beziehungen zu Russland weiter verfolgt. Wenn auch aktuell im Umfang reduziert, so möchte Helsinki zurück zum Status quo ante. Denn es gibt gemeinsame Interessensschnittmengen, zum Beispiel wirtschaftliche, beim Verkehr, bei der Bekämpfung von Kriminalität. Mit Finnlands NATO-Beitritt verdoppelt sich die Landgrenze der Allianz mit Russland (Anmerkung des Verfassers: die beiden Länder teilen sich eine 1340 km lange Grenze). Innerhalb der NATO wird Finnland sein Profil entwickeln. Aus den Einlassungen der Botschafterin war herauszuhören, dass die Landesverteidigung für Finnland eine herausragende Priorität behalten wird. Wenn es hart auf hart käme, dann könne sich Finnland angemessen verteidigen. 900 000 Reservisten sind ausgebildet und für einen Einsatz vorbereitet. 83 % der Bevölkerung stünden zur bewaffneten Verteidigung im Falle eines russischen Überfalls zur Verfügung.

Finnland, so beendete die Botschafterin ihren Vortrag, sei ein sturmerprobtes Land. Dabei gälte es, immer an der Widerstandsfähigkeit zu arbeiten und auf schwierige Entscheidungen vorbereitet zu sein.

Veröffentlicht in Leinen los! 01/2023

Parlamentarisches Frühstück in Berlin am 17. März 2022

Nato: Chancen und Herausforderungen

Erstes Parlamentarisches Frühstück nach der Coronapause

Das Parlamentarische Frühstück in Berlin, stets organisiert von Karl-Dietrich Haase, Ministerialdirigent a.D und Stv. Vorsitzender der Deutschen Maritimen Akademie (DMA), ist aus dem politischen Leben der Bundeshauptstadt nicht mehr wegzudenken. Am 17. März kamen – nach zweijähriger Coronapause– rund 100 Gäste aus dem gesamten Bundesgebiet, darunter 15 Mitglieder des Deutschen Bundestages, zahlreiche Vertreter von maritimen Verbänden und der maritimen Wirtschaft sowie der „Maritimen Community“ in Berlin, zum Hopfingerbräu, um den Vortrag des Chefs des Stabes Supreme Headquarter Allied Powers Europe, Admiral Joachim Rühle, zu hören.

Ein herzliches Willkommen galt u.a. den Attachés aus Polen, Schweden und der Türkei, den ehemaligen Wehrbeauftragten Dr. Hans-Peter Bartels und Reinhold Robbe, stellvertretend für die Uniformträger in Blau Vizeadmiral Carsten Stawitzki, Abteilungsleiter Ausrüstung im BMVg, und dem Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Jan Christian Kaack.

Ein besonderes Dankeschön ging an Generalarzt a.D. Dr. Arno Roßlau für die Corona-Teststation, die Gastgeberin Jana Lange für die Unterstützung bei der Vorbereitung und Durchführung des Frühstücks und Christian Wolter, DMA-Beiratsmitglied und Chef des Sachverständigen Zentrums Berlin, für einen Scheck in Höhe von 1.000 Euro für den Erhalt des Marine-Ehrenmals in Laboe. Die Veranstaltung war für die DMA – wie fast immer – nicht mit Kosten verbunden. Hier gilt der Dank dem Präsidenten von Vimac Consultancy Rob Vellekoop, und dem CEO von Monroe Atlantic, James E. Monroe, für deren großherzige Unterstützung.

Natürlich war die Veranstaltung von Anfang an überschattet vom völkerrechtswidrigen Krieg Putins gegen die Ukraine, über den Haase, Rühle, die Schirmherrin, Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Deutschen Bundestages, deutliche Worte fanden. Strack-Zimmermann richtete ein Grußwort an die Gäste und sandte ein herzliches Dankeschön an ihren Vorgänger als Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses Wolfang Hellmich (SPD), der ihr ein gut bestelltes Feld hinterlassen habe, um dann den Krieg in der Ukraine auf das Schärfste zu verurteilen. Sie nannte diesen Angriff barbarisch, menschenverachtend und brachte ihre Hoffnung zum Ausdruck, dass die Verantwortlichen für diesen völkerrechtswidrigen Angriff vor dem Internationalen Gerichtshof zur Rechenschaft gezogen würden.

Admiral Rühle stellte nach der Begrüßung den Krieg in der Ukraine an den Anfang seines Referates. „Seit über drei Wochen stehen ukrainische Streitkräfte und Tausende Freiwillige in einem heldenhaften Abwehrkampf gegen eine nicht provozierte Aggression.“ Es sei beeindruckend und beispielgebend, mit welchem Kampfes- und Durchhaltewillen sich die Ukrainer gegen die militärische Übermacht Russlands stemmten, um Freiheit und territoriale Integrität ihres Landes zu verteidigen. Russland, so Rühle weiter, habe mit seinem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine die europäische Sicherheitslandschaft nachhaltig verändert. Dies spiegle sich nicht nur in der verteidigungspolitischen Wende Deutschlands wider. Dieser neue Weg würde von den Verbündeten aufmerksam beobachtet und wohlwollend zur Kenntnis genommen.

Bereits Mitte März seien erste Einheiten der Speerspitze der schnellen Eingreifkräfte der Nato nach Rumänien verlegt worden. Weitere Kräfte der VJTF von Marine und Luftwaffe wurden aktiviert und andere Verbände stünden bereit, um auf Weisung des Supreme Allied Commander Europe zu verlegen. Die Verlegebereitschaft weiterer Teile der Nato Response Force sei erh.ht worden. Darunter sind auch die deutschen Anteile der sogenannten Initial Follow-on Forces Group wie z.B. Truppenteile der Panzergrenadierbrigade 37 aus Frankenberg/Sachsen.

Besonders hob Admiral Rühle hervor, dass sich Nato und sein Hauptquartier seit Ende Oktober 2021 auf einen potenziellen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine vorbereiteten. Sehr frühzeitig wurden Aufklärungsergebnisse der USA der Nato und den Mitgliedstaaten zur Verfügung gestellt. Rühle betonte, „dies unterstreicht nicht nur die Rolle der USA für die Allianz, sondern auch die Notwendigkeit für alle Mitgliedstaaten, nationale Erkenntnisse der Geheimdienste so früh wie m.glich mit der Nato zu teilen, um so kollektives Handeln zu ermöglichen. Trotz anfänglicher Zweifel wurden diese Hinweise äußerst ernst genommen.“

Rühle stellte fest: „SHAPE war vor dem Hintergrund der Annexion der Krim und wegen der russischen Manöver in der jüngsten Zeit hinreichend alarmiert. Auf der Grundlage nationaler Informationen verfügte die Nato bereits seit einiger Zeit über ein stetig wachsendes Lagebild, welches letztlich zur raschen Entscheidungsfindung zum Zeitpunkt der Eskalation beitrug. Dieses Lagebild erlaubte es der Nato bereits vor der Aktivierung der Vorauspläne, erhebliche Truppenverlegungen, die alliierte Mitgliedstaaten im Rahmen nationaler Entscheidungen (Enhanced Vigilance Activities) durchführten, zu koordinieren. Bis zum 17. März wurde die Ostflanke der Nato um ca. 40 000 Soldaten verstärkt. Der SACEUR hatte vor allem eine koordinierende Funktion, solange die Kräfte nicht offiziell seinem Kommando unterstellt wurden.

Mit der Aktivierung der Vorauspläne reagierte die Nato ,at the speed of relevance‘ auf drei Gefahren: zum einen sollte so der Gefahr einer möglichen Fehlkalkulation durch die russische Führung begegnet und Voraussetzungen für Beiträge sogenannter 3rd-Responder im Rahmen der humanit.ren Hilfe geschaffen werden. Zum anderen galt es, der Gefahr eines potenziellen Angriffs auf die territoriale Integrität des Bündnisgebietes Rechnung zu tragen und Solidarität mit den östlichen Mitgliedstaaten zu demonstrieren. Mit der Entscheidung des Nordatlantikrates zur Aktivierung der Pläne wurde schließlich auch die Voraussetzung für eine Führung der Kräfte durch die Nato-Strukturen geschaffen. Seitdem arbeiten die Frauen und Männer in SHAPE Tag für Tag, Wochenende für Wochenende zur Unterstützung des SACEUR.“

Eine strategische Überraschung sei der Umbruch der europäischen Sicherheitslage nicht gewesen. Seit der Annexion der Krim 2014 habe die Allianz zahlreiche Maßnahmen zur Steigerung der Reaktionsfähigkeit und Einsatzbereitschaft ergriffen. 2019 gab sich die Allianz eine neue Militärstrategie. Russland wurde als strategischer Wettbewerber und neben dem Terrorismus als eine von zwei Hauptbedrohungen für die Nato identifiziert. Das auf der neuen Strategie basierendes Concept for the Deterrence and Defence of he Euro-Atlantic Area schuf die Voraussetzungen für weitere Planungen, die schließlich erstmals seit dem Ende des Kalten Krieges im Plan SACEUR’s AOR-wide Strategic Plan für die Abschreckung und Verteidigung im gesamten Bündnisgebiet niedergelegt wurden. Für eine künftige Dislozierung gelte es mittel- bis langfristig die Bedrohung für die Integrität des Bündnisgebietes zu beachten, die sich aus der unerfüllbaren russischen Forderung ergibt, die Bündnisstrukturen auf den Stand von 1997 zurückzuführen. Einem Szenario, dem sich die Nato stellen müsse, sei, dass Russland nach Beendigung des Ukrainekonfliktes und Konsolidierung seiner Kr.fte weitergehende Ziele zur Veränderung der Sicherheitspolitischen Geografie Europas verfolge, machte Rühle deutlich und weiter, „trotz des momentanen Fokus auf Russland darf nicht vergessen werden, dass Terrorismus und permanente regionale Instabilitäten eine omnipräsente Bedrohung für das Bündnis darstellen. Krisenmanagement als auch kooperative Sicherheit werden weiterhin tragende Säulen der Allianz bleiben.“

Abschließend warf Rühle einen Blick auf laufende Einsätze. Er erläuterte z.B., dass sich die Nato trotz des Endes der Resolute Support Mission in Afghanistan noch immer in anderen Einsätzen befindet. Neben KFOR nannte er die Mission Iraq, die Operation Sea Guardian und zahlreiche Rückversicherungsmaßnahmen und Daueraufgaben, wie z.B. das Air Policing. Es werde zukünftig vor allem politisch darauf ankommen, die in der Nato-Militärstrategie angelegten geografischen Bänder süd- bzw. südostwärts weiter zu definieren und dies in den Planungen zu berücksichtigen, auch für die damit verbundenen Nato-Interessen und Ambitionen eines möglichen Out of Area-Engagements. Beispiele dafür sind das sogenannte Training and Capacity Building für Partnernationen. Im Zuge der Nato-2030-Agenda und in Vorbereitung des nächsten Nato-Gipfels in Madrid wurde SHAPE beauftragt, Optionen in diesem Bereich zu erarbeiten. Klar sei, dass nur durch gezieltes Definieren eines Nato-Levels of Ambition eine zielgerichtete Ressourcensteuerung sowie eine sinnvolle Wahrnehmung von Nato-Interessen erfolgen könne.

„Vor dem Hintergrund der aktuellen Entwicklungen kommt dem diesjährigen Nato-Gipfel eine herausragende Rolle zu. Neben der Verabschiedung einer angepassten Nato-Strategie und Realisierung der Agenda 2030 wird vor allem die Reaktion auf die veränderte Sicherheitslage von großer Bedeutung sein. Dies wird weitreichende Entscheidungen hinsichtlich der künftigen Dislozierung und Strukturen von Nato-Kräften erfordern, um die Nato fit für das 21. Jahrhundert zu machen und damit weiterhin den Frieden in Europa zu sichern. Frieden gibt es nicht umsonst, und Deutschland als einem der wirtschaftlich stärksten europäischen Nationen wird für die Zukunftsfähigkeit der Nato eine Schlüsselrolle zukommen. Ein signifikanter Beitrag Deutschlands wird durch unsere alliierten Partner nicht nur mit Blick auf die Kräftestrukturen und in allen Domänen, sondern auch im Bereich der Führung und Finanzen erwartet. Dies gilt sowohl für die Anhebung des ‚Common Funding Budgets‘ im Rahmen der Nato-2030-Agenda als auch hinsichtlich der nachhaltigen Realisierung des 2 %-Zieles des Bruttoinlandsproduktes (BIP) für die Verteidigungsausgaben“, schloss Admiral Rühle seine Ausführungen.

Admiral Jan C. Kaack, erstmals in Berlin beim Parlamentarischen Frühstück zu Gast, nutzte im Anschluss die Gunst der Stunde und stellte sich und die Aktivitäten der Deutschen Marine kurz vor. Klar und deutlich betonte Kaack unter dem Motto „Nicht während unserer Wache“ die Bündnisfähigkeit der Marine und die Solidarität mit den Partnern im Nordosten Europas. In Anbetracht der avisierten finanziellen Aufstockung der Verteidigungsausgaben forderte er nicht neue Schiffe, sondern vor allem eine bessere Ausstattung mit Munition, eine effizientere Digitalisierung und damit Führungsfähigkeit der Einheiten der Marine sowie eine Straffung der Beschaffungs- und Instandhaltungsmaßnahmen.

Es blieb noch ein wenig Zeit für Fragen an Admiral Rühle und Gespräche sowie die Ehrung unseres DMB-Präsidenten Heinz Maurus für 50 Jahre Mitgliedschaft im BundeswehrVerband, bevor die Abgeordneten dem Bundestag zustrebten, um die Videobotschaft des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj nicht zu verpassen.

 

Veröffentlicht in Leinen los! 05/2022

Maritimes Kolloquium Wilhelmshaven – Sicherheitspolitische Experten tagen in der Jadestadt

Am 24. Mai 2022 treffen sich Experten für maritime Sicherheit im Atlantic Hotel Wilhelmshaven zum 8. Maritimen Kolloquium Wilhelmshaven mit dem Thema:

„Die Deutsche Marine vor neuen Aufgaben – Neue Herausforderungen – Neue Fähigkeiten?“

Veranstalter sind das Deutsche Maritime Institut (DMI) im Zusammenwirken mit der Einsatzflottille 2, griephan, dem Deutschen Marinebund, der Deutschen Atlantischen Gesellschaft und dem Deutschen Bundeswehr Verband.

Die Herausforderungen an moderne Seestreitkräfte sind nicht nur vor dem Hintergrund des Ukraine-Krieges von großem Interesse. Deshalb treffen sich Experten aus Politik, Wissenschaft und Streitkräften aus dem In- und Ausland, um vor Repräsentanten aus Politik, Wirtschaft, öffentlichen Institutionen und Streitkräften vorzutragen. Das verspricht viele unterschiedliche Blickwinkel auf das Thema. Die Aktualität zeigt sich beim Blick in die Liste der Vortragenden: Erwartet werden unter anderem:

  • –  Siemtje Möller, MdB und Parlamentarische Staatssekretärin im BMVg
  • –  Konteradmiral Jürgen zur Mühlen, Kommandeur Einsatzkräfte
  • –  Niklas Granholm, Deputy Director Swedish Defence Agency
  • –  Dr. Ian Ralby, I.R. Consilium & Atlantic Council (per VTC)
  • –  Dr. Michael Paul, SWP Stiftung Wissenschaft und PolitikEs ist die erste Präsenzveranstaltung seit Ausbruch der Pandemie und die erste Veranstaltung nach dem Umzug des DMI in die neue Geschäftsstelle nach Wilhelmshaven. Der Saal ist ausgebucht, Anmeldungen sind nicht mehr möglich.

Hintergrund zum Deutschen Maritimen Institut:

Marine, Politik, Wissenschaft und Wirtschaft
Forum für Diskussion und gedanklichen Austausch über maritime Fragen

1973 als Deutsches Marine Institut gegründet vertritt das DMI seit fast 50 Jahren maritime Themen in der Öffentlichkeit. Der Schwerpunkt seiner Arbeit hat sich seitdem von der Verteidigung auf See zu allgemeinen Themen der maritimen Sicherheit in Zeiten der Globalisierung verlagert.

Das Institut, als gemeinnütziger eingetragener Verein mit Sitz in Wilhelmshaven, ist ein Zusammenschluss von persönlichen und fördernden Mitgliedern. Es wird getragen von Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Marine, die über ihre fachlichen Aufgaben hinaus an maritimen Belangen interessiert sind und diese mitgestalten wollen. Das DMI wird aktuell von etwa 200 Mitgliedern getragen, die ihre Expertise auf den Feldern der maritimen Sicherheit, der Deutschen Marine, der globalen maritimen Logistik, der Schifffahrt, des Schiffbaus, des Seerechts, der Seestreitkräfte und weiterer maritimer Themen in das Institut einbringen.

Das DMI hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Bewusstsein für maritime Zusammenhänge zu fördern. Hierzu sind in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl von Initiativen entstanden. Das DMI war Initiator und aktiver Förderer des ersten Internetportals der maritimen Branche“Deutsches Maritimes Kompetenz Netz (DMKN)” und Betreiber des deutschsprachigen Blog “Meer verstehen”. Es ist Begründer und Mitglied im Lenkungskreis des Maritimen Hauptstadtforums (MHF), einer gemeinsamen Veranstaltungsplattform von maritimen Verbänden und Institutionen, die den Dialog zwischen Experten, Interessierten und Betroffenen in Berlin fördern. Last but not least ist das DMI Herausgeber der Fachzeitschrift “marineforum” und zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen.

Das DMI hat umfangreiche Erfahrungen als Veranstalter maritimer Seminare und Konferenzen, mit denen es Politik, Presse und Öffentlichkeit anspricht. Außerdem vertritt es mit seinen Experten maritime Themen bei Fachseminaren und Workshops. Es organisiert mehrere Konferenzserien für den deutschsprachigen Raum, darunter gemeinsam mit „griephan Briefe“ die “Maritime Convention”, die sich alljährlich in Berlin an politische Entscheider wendet.

Präsident: Karsten Schneider, Konteradmiral a. D.
Vorsitzender Gesamtvorstand: Christian Bock, Flottillenadmiral

 

Europa soll mehr Synergien zwischen der zivilen, der Verteidigungs- und der Weltraumindustrie heben

Die EU-Kommission will die Synergien zwischen der zivilen, der Verteidigungs- und der Weltraumindustrie verstärken und hat dazu heute (Montag) einen Aktionsplan vorgelegt. Damit sollen die Vorteile der Innovationen in den Bereichen Verteidigung und Weltraum auch den europäischen Bürgerinnen und Bürgern zugutekommen sowie Forschungsergebnisse der zivilen Industrie und zivil ausgerichteter Innovationen in europäischen Kooperationsprojekten im Verteidigungsbereich leichter genutzt werden können. Wie diese Synergien geschaffen werden können, zeigt die EU-Kommission in dem Aktionsplan mit elf konkreten Maßnahmen.

22/02/2021
Margrethe Vestager, die für das Ressort „Ein Europa für das digitale Zeitalter“ zuständige Exekutiv-Vizepräsidentin, sagte: „Mit dem Europäischen Verteidigungsfonds verfügen wir über ein großes Potenzial für Synergien zwischen Innovation in den Bereichen Weltraum, Verteidigung und zivile Forschung und Innovation. Das ist für eine Reihe kritischer Technologien erforderlich. Bei diesem Aktionsplan handelt es sich um einen systematischen und methodischen Ansatz für Synergien bei kritischen Technologien in den drei Bereichen. Der Grundgedanke ist, dass Innovationen bereits bei der Konzeption systematisch auf mehrere Verwendungszwecke ausgerichtet werden können. Außerdem soll das enorme Innovationspotenzial von Forschenden und Start-up-Unternehmen genutzt werden.“

Thierry Breton, EU-Kommissar für Binnenmarkt, erklärte: „Eine optimale Nutzung des Europäischen Verteidigungsfonds und die Sicherstellung starker Synergien zwischen Verteidigungs-, Weltraum- und zivilen Technologien werden zu disruptiven Innovationen führen und es Europa ermöglichen, weiterhin global Standards zu setzen. Außerdem werden so die Abhängigkeiten bei kritischen Technologien verringert und die führende Rolle der Industrie, die wir brauchen, um die Krise zu überwinden, wird gestärkt.“

Hauptziele des Aktionsplans:

  • Verbesserung der Komplementarität zwischen den einschlägigen Programmen und Instrumenten der EU in den Bereichen Forschung, Entwicklung und Einsatzmöglichkeiten, um die Effizienz der Investitionen und die Wirksamkeit der Ergebnisse zu steigern (Synergien);
  • Sensibilisierung für die wirtschaftlichen und technologischen Vorteile, die EU-Mittel für Forschung und Entwicklung – unter anderem in den Bereichen Verteidigung und Weltraum – den europäischen Bürgerinnen und Bürgern bieten („Spin-offs“);
  • Erleichterung der Nutzung von Forschungsergebnissen der zivilen Industrie und zivil ausgerichteter Innovationen in europäischen Kooperationsprojekten im Verteidigungsbereich („Spin-ins“).

Vor dem Hintergrund dieser Bestrebungen kündigt die Kommission elf gezielte Maßnahmen an, die sich auf das Zusammenspiel zwischen der zivilen, der Verteidigungs- und der Weltraumindustrie konzentrieren. Insbesondere zielen die Maßnahmen darauf ab,

  • einen Rahmen zu schaffen, der Synergien und die wechselseitige Bereicherung zwischen allen einschlägigen Programmen und Instrumenten der EU fördert, etwa in den Bereichen Digitales, Cloud und der Prozessoren);
  • die Entwicklung kritischer Technologien in einen systematischen und konsistenten Rahmen einzubetten, nach dem zunächst kritische Technologien und künftige Fähigkeitenanforderungen ermittelt und in einem nächsten Schritt Technologie-Fahrpläne entwickelt werden, bevor schließlich Vorzeigeprojekte auf den Weg gebracht werden, mit denen Abhängigkeiten verringert, Normung und Interoperabilität gestärkt, grenzüberschreitende Zusammenarbeit ausgebaut, neue Wertschöpfungsketten geschaffen und gesellschaftlichen und strategischen Bedürfnissen der EU Rechnung getragen werden soll;
  • in der gesamten Union Innovation durch Start-up-Unternehmen, kleine und mittlere Unternehmen (KMU) und Forschungs- und Technologieorganisationen (RTO) zu fördern, indem der Zugang zu neuen Möglichkeiten erleichtert wird, wofür unter anderem ein Netz von Innovationszentren eingerichtet wird;
  • drei Vorzeigeprojekte auszuarbeiten, die das Potenzial haben, echte Veränderungen zu bewirken: Bei den Drohnentechnologien soll die Wettbewerbsfähigkeit der EU-Industrie in diesem kritischen Technologiebereich mit einer starken verteidigungspolitischen Dimension verbessert werden, durch weltraumgestützte sichere Konnektivität soll ein widerstandsfähiges Konnektivitätssystem eingerichtet werden, und allen Menschen in Europa eine hohe Übertragungsrate auf der Grundlage von Quantenverschlüsselung zur Verfügung stehen; Weltraumverkehrsmanagement ist die Voraussetzung dafür, Kollisionen im Weltraum zu vermeiden, die sich aus der steigenden Zahl von Satelliten und Weltraummüll ergeben können, und stellt gleichzeitig einen autonomen Zugang zum Weltraum sicher.

Dieser Aktionsplan ist zwar auf Programme und Instrumente der EU beschränkt, kann aber aufgrund der Kofinanzierung von EU-Projekten durch die Mitgliedstaaten ähnliche positive Synergieeffekte auf nationaler Ebene anstoßen. Die transatlantische Partnerschaft und die Zusammenarbeit mit anderen gleich gesinnten Ländern können die Bemühungen der EU in diesem Bereich unterstützen.

Hintergrund

Bei ihrem Amtsantritt beauftragte Präsidentin von der Leyen ihre Kommission, für eine „wechselseitige Bereicherung zwischen der zivilen, Verteidigungs- und Weltraumindustrie“ zu sorgen und sich auf die Verbesserung der „wichtigen Verbindung zwischen Raumfahrt, Verteidigung und Sicherheit“ zu konzentrieren. Zu diesem Zweck wurde in der im März 2020 vorgelegten Industriestrategie ein „Aktionsplan für Synergien zwischen der zivilen, der Verteidigungs- und der Weltraumindustrie‚ auch auf Ebene von Programmen, Technologien, Innovation und Start-ups“ angekündigt.

Der Rat der EU begrüßte in seinen Schlussfolgerungen zu Sicherheit und Verteidigung vom 17. Juni 2020 die „Forderung nach mehr Synergien zwischen der zivilen Industrie und der Verteidigungsindustrie, einschließlich der Raumfahrtindustrie, in EU-Programmen, wobei die unterschiedliche Art und die unterschiedlichen Rechtsgrundlagen der EU-Programme und -Initiativen geachtet werden müssen; hierbei geht es darum, die Ressourcen und Technologien effizienter einzusetzen und Größenvorteile zu schaffen“.

In einer Zeit, in der Europa in einem sich wandelnden geopolitischen Umfeld mit einem beispiellosen globalen Wettbewerb konfrontiert ist und neue Chancen durch das Aufkommen sich rasch entwickelnder Technologien und neuer Geschäftsmodelle entstehen, können die zunehmenden Investitionen in zivile, Verteidigungs- oder Weltraumtechnologien Europa dabei helfen, seine industrielle Basis zu erhalten, auf den geopolitischen Wettbewerb zu reagieren und seine technologische Souveränität zu stärken.

Weitere Informationen:

Aktionsplan zu Synergien zwischen der zivilen, der Verteidigungs- und der Weltraumindustrie

Fragen und Antworten: Aktionsplan zu Synergien zwischen der zivilen, der Verteidigungs- und der Weltraumindustrie

Industriestrategie

Website der GD DEFIS

12. Parlamentarisches Frühstück in Berlin – März 2020

Freiheit der Seewege nicht zum Nulltarif

Annegret Kramp-Karrenbauer spricht beim Parlamentarischen Frühstück in Berlin*

Ich danke dem deutschen Marinebund und seiner Maritimen Akademie für die Einladung – Herrn Präsidenten Maurus, Herrn Vizepräsidenten Haase. Und auch Ihnen, lieber Herr Hellmich, als Schirmherrn der Veranstaltung.

Ich freue mich, heute im kontinentalen Berlin unter Marine-Begeisterten zu sein! Unsere Marine hat eine beachtliche Tradition und pflegt ihre feinen Besonderheiten. Und unsere Frauen und Männer auf den Schiffen und Booten können zurecht stolz sein auf die gute Arbeit, die sie leisten.

Zugleich ist für mich immer klar: Wir sind eine Bundeswehr. Was eine Teilstreitkraft betrifft, betrifft daher auch alle anderen, weil wir gemeinsam die Aufgabe erfüllen, Deutschland sicher zu machen.

In diesem Geist möchte ich heute drei Gedanken mit Ihnen teilen – zur Lage und Zukunft der Marine im Gesamtgefüge unserer Bundeswehr und unserer Sicherheits- und Verteidigungspolitik.

Erster Gedanke

Es kommt darauf an, die richtige Balance zwischen Landes- und Bündnisverteidigung einerseits und internationalem Krisenmanagement andererseits zu halten. In beiden Aufgaben spielt die Marine eine wichtige Rolle.

Über die strategische Lage brauche ich Ihnen nicht viel zu erzählen – das wissen Sie alles. Wie Russland die Stabilität Europas gefährdet, wie Chinas zunehmender Dominanzanspruch die systemische Konkurrenz großer Mächte befeuert, wie Despoten, Terroristen und Ressourcenkonflikte regionale Krisen zu weltweiten Problemen machen.

Sie wissen auch, dass unser Weißbuch und das Strategische Konzept der Nato daher Landes- und Bündnisverteidigung und internationales Krisenmanagement zu gleichrangigen Aufgaben höchster Priorität erklären – Landes- und Bündnisverteidigung vielleicht als primus inter pares, weil da besonderer Nachholbedarf besteht.

Was bedeutet das für unsere Marine?

Blicken wir zunächst auf die Landes- und Bündnisverteidigung. Da ist klar, dass Russland unsere zentrale militärische Herausforderung bleibt. Das betrifft gleich drei maritime Räume:
Erstens die Ostsee. Sie ist eine wichtige Nachschubroute ins Baltikum. Und was oft vergessen wird: Unter den Nato-/EU-Anrainern der Ostsee hat Deutschland die größte Marine. Daraus erwächst uns eine besondere Verantwortung zu führen und zu koordinieren. Das tun wir auch schon, zum Beispiel mit unserer Initiative zur Baltic Commanders Conference.

Der zweite maritime Raum ist der Nordatlantik. Hier beschäftigt mich vor allem die GIUK-Lücke, die gedachte Linie zwischen Grönland, Island und Großbritannien. Ihr kommt hohe strategische Bedeutung zu, da sie über den Zugang zu den nordatlantischen Versorgungslinien entscheidet. Hier geht es um die Verbindung zwischen Nordamerika – also unseren Verbündeten USA und Kanada – und Europa. Deswegen brauchen wir an dieser Stelle mehr Präsenz und Wirkmöglichkeit. Denn, was vielen nicht bewusst ist: Hier geht es auch um den Schutz der Tiefseekabel zwischen Europa und Amerika, die für die digitale Kommunikation und die digitale Wirtschaft enorm wichtig sind.

Und zum Dritten – oft vernachlässigt – das Schwarze Meer. Ein maritimer Raum, in den Russland verstärkt wirkt, wo Russland Druck ausübt. Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere Nato- und EU-Partner in der Region stärken.

Die Rückbesinnung auf unsere Landes und Bündnisverteidigung ist für die gesamte Bundeswehr ein Strukturwandel – und auch ein mentaler Wandel. Das gilt ebenso für die Marine. Es besteht weiterhin großer Nachholbedarf, zum Beispiel mit Blick auf die Nachfolge der Minenabwehreinheiten oder den Wiederaufbau von Fähigkeiten wie U-Boot-Jagd und Marine-Hubschrauber.

Immerhin: In den Strukturen haben wir schon handfeste Fortschritte gemacht. Zum Beispiel ist es gut und richtig, dass seit letztem Jahr unser MARFOR, der German Maritime Forces Staff, aufgestellt ist. Damit hat Deutschlands Marine erstmals einen nationalen Stab mit internationalem Anteil, der maritime Operationen an der Nordflanke der Nato planen und führen kann. Und der bei Bedarf zu einem deutlich größeren Nato-Führungskommando aufwachsen kann.

Aber die Aufgaben unserer Marine gehen über die Landes- und Bündnisverteidigung hinaus. Denn Seewege sind Lebensadern. Und so ist die Freiheit der Seewege für Deutschland und unseren Wohlstand von großer strategischer Bedeutung.

Um nur einige Zahlen zu nennen: Ein Viertel des deutschen Außenhandels wird über die Meere abgewickelt, rund 500 Mrd. Euro im Jahr. Unsere maritime Wirtschaft setzt jährlich 50 Mrd. Euro um und umfasst 400.000 Arbeitsplätze. Mit 400 Reedereien ist Deutschland weltweit Nr. 3 und bei der Containerschifffahrt liegen wir mit China sogar an der Spitze.

Es wird deutlich: Wir haben ein vitales Interesse an verlässlichen Regeln, an der liberalen internationalen Ordnung. Und die wird auch zu Wasser verteidigt.

Viel genutzte strategische Engpässe, wie die Straßen von Hormus und Malakka, sind besonders bedeutsam und in hohem Maße von Regionalkonflikten bedroht, aber auch von Terrorismus und Piraterie. Hinzu kommt der Anstieg des Meeresspiegels, der insbesondere die Küstenregionen bedroht, wo Bevölkerungswachstum und Urbanisierung besonders stark sind. Das wird vor allem in armen Regionen zu Migrationsbewegungen und Folge-Konflikten führen. Kurzum: Auch im Zusammenhang mit internationalem Krisenmanagement kommen erhebliche Aufgaben auf die Marine zu. Den Schutz unserer Interessen gibt es nicht zum Nulltarif. Jeder weiß, dass unsere Flotte gemessen am Bedarf zu klein und nicht modern genug ist.

Auch deswegen setze ich mich für einen kontinuierlich steigenden Verteidigungshaushalt ein. Vor allem mit Blick auf die Mittelfristige Finanzplanung. Wenn wir da die aus dem Fähigkeitsprofil abgeleiteten Linien nicht halten, können vor allem die großen Investitionsprojekte nicht realisiert werden. Ich denke zum Beispiel an die U-Boot-Kooperation mit Norwegen. Wir brauchen diese Fähigkeiten aber, um in der Nato verlässlich zu bleiben und unsere Interessen zu schützen. Dass Geld für die Bundeswehr gut investiertes Geld ist, beweist auch unsere Marine tagtäglich.

Zweiter Gedanke

Deswegen bezieht sich der zweite Gedanke, den ich mit Ihnen teilen will, auf das, was unsere Marine bereits heute konkret leistet, jeden Tag. Sie übernimmt in zahlreichen Einsätzen und Übungen internationale Verantwortung. Das zeigt: Auch unter schwierigen politischen und materiellen Rahmenbedingungen erfüllt die Marine verlässlich ihre Aufgaben. Wir hören immer viel darüber, was alles nicht stimmt in der Bundeswehr. Was alles nicht rollt, fliegt oder eben schwimmt. Genau wie auch gern über unsere Beschaffung und unsere Prozesse gespottet wird. Aber wenn es dann drauf ankommt, dann gucken immer alle sofort auf die Bundeswehr. Sei es bei der Beschaffung von Schutzkleidung und Medikamenten gegen das Corona-Virus. Oder bei Flutkatastrophen oder wenn der Borkenkäfer den Wald gefährdet. Und egal was, unsere Truppe ist dann auch zur Stelle und meistert den Job. Immer. Dafür brauchen wir kein extra Lob – obwohl unsere Frauen und Männer es wirklich verdienen. Und es heißt auch nicht, dass wir nicht besser werden können bei Beschaffung und Einsatzbereitschaft. Aber es zeigt doch: Das öffentliche Bild der Bundeswehr ist oft ein einseitiges. Deswegen lohnt es sich, sich einmal vor Augen zu führen, was z.B. unsere Marine alles leistet, jeden Tag. Keine Sorge, ich mach’s kurz, nur eine Auswahl:

Bei der Nato-Mission in der Ägäis unterstützen wir mit einer Fregatte Griechenland, die Türkei und Frontex. In der EU-Mission Atalanta stellen wir 10 % des Personals und engagieren uns damit im Kampf gegen die Piraterie und für den Schutz der Schiffe des Welternährungsprogramms. Und im Rahmen von Unifil tragen wir zur Ausbildung der Libanesischen Marine bei, nachdem wir zuvor den Waffenschmuggel unterbunden haben.

Flagge zeigen im Indik

Neben den Mandaten ist unsere Marine Teil der Nato „Standing Naval Forces“, die zur Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) gehören, und sind laufend an den vier Flottenverbänden der Nato beteiligt. Dazu gehören ständige Ausbildungskooperationen, Manöver und Übungen, z.B. Northern Coasts und Baltic Operations in der Ostsee, bei denen wir stark vertreten sind. Und in der zweiten Jahreshälfte, während Deutschlands EU-Ratspräsidentschaft, wollen wir außerdem eine Fregatte in den Indischen Ozean entsenden. Als wichtiges Zeichen: Auch in diesem Teil der Welt haben wir Interessen, auch dort setzen wir uns für internationales Recht ein, auch dort stehen wir unseren Partnern zur Seite.

Ein anderes Thema ist Libyen. Die EU hat zur Überwachung des Waffenembargos in Libyen eine neue Mission vereinbart. Da sage ich ganz offen: Ich bin noch zurückhaltend, was ein mögliches Engagement unserer Marine betrifft. Zumindest in der ersten Phase werden wir dort keine Schiffe und Boote hinschicken. Nicht nur, weil wir sie nicht aus bestehenden Aufgaben herauslösen wollen. Sondern auch, weil in Libyen erst Klarheit über die politische Lösung bestehen muss, bevor wir die Bundeswehr einsetzen. Wir setzen Vernunft vor Aktionismus – auch das ist eine gute Tradition unserer Bundeswehr und unserer Marine.

Die Gesamtschau zeigt: Wir tun, was wir können, und das ist gut. Aber wir müssen unsere Fähigkeiten zum Handeln ebenso stärken wie unseren Willen zum Handeln.

Dritter Gedanke

Deswegen möchte ich mit einem letzten, dritten Gedanken schließen: Dass Deutschland mehr Verantwortung übernehmen soll, droht zur Phrase zu gerinnen, wenn wir nicht auch militärisch mehr Beiträge leisten. Wir müssen vom „Mehr-Wollen“ zum „Mehr-Tun“ gelangen. Das richtet sich zunächst an die Bundeswehr selbst. Denn um mehr tun zu können, müssen wir die Handlungsfähigkeit der Bundeswehr auf Vordermann bringen. Dazu habe ich die Initiative Einsatzbereitschaft aufgelegt. Denn durchschnittlich 70 % Einsatzbereitschaft im Verfügungsbestand sind zu wenig. Das gilt auch für die Marine, die wegen kleiner Stückzahlen und sehr hoher Einsatzbelastung sowieso ein Sonderfall ist. Klar ist: Wir müssen schon kurzfristig einsatzbereiter werden – sonst fehlen das Vertrauen und der Atem für die langfristigen Reformen, die genauso wichtig sind. Daher haben wir eine Reihe von Maßnahmen beschlossen. Die kommen von innen, von den täglich Betroffenen.

Der Inspekteur der Marine hat zum Beispiel vorgeschlagen, die Instandsetzung zu beschleunigen, indem die Verantwortung dafür der Marine zurückgegeben wird. Das wird derzeit geprüft, da erwarte ich sehr bald Ergebnisse.

Überwasserschiffbau ist Schlüsseltechnologie

Verbesserungen in der Einsatzbereitschaft hängen aber auch von der Industrie ab. Ich begrüße das Strategiepapier der Bundesregierung, das nun auch den Überwasserschiffbau zur Schlüsseltechnologie erklärt. Dann muss nun aber auch geliefert werden. Ich erwarte, dass es nun zum Beispiel mit dem MKS 180 vorangeht. Und ich will hier ganz klar sagen: Ich werde auch in Zukunft Aufträge so vergeben, dass unsere Soldatinnen und Soldaten das beste Gerät zu den wirtschaftlichsten Bedingungen erhalten. Und wenn die deutsche Industrie allein in einem fairen Verfahren nicht das beste Angebot abgibt, dann sollte das nicht zu Beschwerden führen, sondern dann sollte das dazu führen, dass die deutsche Industrie in Zukunft bessere Angebote macht. Ich bin optimistisch, dass wir das hinkriegen, denn ich weiß um die Fähigkeiten und die Kraft unserer Industrie. Deswegen bleibt es auch dabei: Im Schnitt bekommt die Bundeswehr jede Woche einen neuen Panzer, jeden Monat ein neues Flugzeug und jedes Jahr ein neues Schiff. Und ich freue mich darauf, dass wir in einigen Wochen die Fregatte NORDRHEIN-WESTFALEN in Dienst stellen können!

Wenn wir das Tempo beibehalten – und die Qualität hochhalten –, dann können wir mehr machen. Und dann werden wir mehr machen. Zum Wohle unseres Landes und zu unserer gemeinsamen Sicherheit. Herzlichen Dank!

* Es gilt das gesprochene Wort.
Veröffentlicht in Leinen los! 05/2020

Situation und Zukunft der Marine verbessern

Volles Haus beim 12. Parlamentarischen Frühstück im Hopfingerbräu

Von Dieter Stockfisch

Das traditionelle Parlamentarische Frühstück der Deutschen Maritimen Akademie des Deutschen Marinebundes erlebte am 12. März 2020 in Berlin mit einem voll besetzten Haus einen Veranstaltungshöhepunkt, als dort die Bundesministerin der Verteidigung, Annegret Kramp-Karrenbauer, zum Thema „Die Deutsche Marine in einer multipolaren Welt“ vorgetragen hat. Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft des Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses Wolfgang Hellmich, MdB, der mit einem Grußwort das Parlamentarische Frühstück eröffnete. Anwesend waren u.a. der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages, Dr. Hans-Peter Bartels, der haushaltspolitische Sprecher der CDU/CSU, Eckard Rehberg, MdB, weitere Bundestagsabgeordnete sowie zahlreiche Militär- bzw. Marineattachés, Vertreter aus Wirtschaft und Industrie, aus Behörden und Botschaften, aus Bundeswehr und Marine. Karl-Dietrich Haase, Vizepräsident der Deutschen Maritimen Akademie, leitete nach seiner Begrüßung der Ministerin und Vorstellung der Gäste die Thematik ein – mit einem kurzen Blick auf das multipolare maritime 21. Jahrhundert und die Herausforderungen der westlichen Welt durch China und Russland.

„Unsere Marine hat eine beachtliche Tradition und pflegt ihre feinen Besonderheiten“, stellte die Ministerin gleich zu Beginn ihres Vortrages anerkennend heraus. Sie wolle der Sicherheitspolitik in unserem Land mehr Gewicht geben und dabei die Lage und Zukunft der Marine im Gesamtgefüge der Bundeswehr stärken. Schließlich bewähre sich gerade die Marine mit bemerkenswerter Zuverlässigkeit besonders im internationalen weltweiten Krisenmanagement und meistere bestens die Balance zwischen dem internationalen Krisenmanagement und der Landes- und Bündnisverteidigung. Drei maritime strategische Räume bestimmen zunehmend das sicherheitspolitische Geschehen in Europa: Die Ostsee als Seeweg für den Nachschub und Truppenverstärkung bis zu den baltischen Nato-Staaten, der Nordatlantik mit seinen Seewegen von den USA nach Europa und dem Schutz der Tiefseekabel sowie die maritime Präsenz im Schwarzen Meer und im Mittelmeer. In all diesen Räumen ist vor allem die Marine gefordert. Zudem gelte es, die Freiheit der Seewege, die für unsere Exportnation als Lebensadern von strategischer Bedeutung sind, wie z.B. die Straße von Hormus oder die Malakka-Straße weltweit zu schützen. So verlege demnächst die Fregatte HAMBURG in den Indik, um dort Präsenz zu zeigen und gemeinsam mit unseren Alliierten für die Freiheit der Seewege einzustehen. Vor diesem Hintergrund habe gerade die Marine vor allem materiell den größten Nachholbedarf. „Jeder weiß, dass unsere Flotte gemessen am Bedarf zu klein und nicht modern genug ist.“ Die Marine benötigt dringend neue Minenabwehr-Einheiten, U-Boote, Hubschrauber, Fregatten, Tanker etc. Gilt es doch, „die Situation und Zukunft der Marine zu verbessern.“ Der Verteidigungsetat sei angestiegen, damit könne eine verlässliche mittelfristige finanzielle Linie erreicht werden, um materielle Lücken zu füllen. Gleich zu Beginn ihrer Amtszeit als Verteidigungsministerin habe sie u.a. die Initiative Einsatzbereitschaft aufgelegt, denn 70 % Einsatzbereitschaft im Verfügungsbestand seien zu wenig, das gelte auch für die Marine, die wegen kleiner Stückzahlen und sehr hoher Einsatzbelastung ohnehin ein Sonderfall sei. Schließlich müsse die Truppe das Material erhalten, das sie für ihre Einsätze benötige. „Sicherheit hängt auch vom Material ab.“ Verbesserungen in der Einsatzbereitschaft werden auch von der Industrie beeinflusst. Daher sei das Strategiepapier der Bundesregierung, das nunmehr auch den Marineüberwasserschiffbau zur Schlüsseltechnologie erklärt hat, zu begrüßen. Mit einem kritischen Blick auf die wehrtechnische Industrie werde jetzt aber auch erwartet, dass es beispielsweise mit dem MKS 180 zügig vorangeht. Auch werde künftig das von der Industrie gelieferte Material/Ausrüstung nicht mehr abgenommen, wenn es den Anforderungen der Truppe nicht entsprechen sollte. Im Zusammenhang mit der Materialbewirtschaftung und Instandsetzung in der Truppe habe der Inspekteur der Marine ihr u.a. vorgeschlagen, die Instandsetzungen zu beschleunigen, indem die Verantwortung dafür der Marine zurückgegeben wird, denn letztlich müsse auch die Marine wieder eigene Fähigkeiten in der Materialbewirtschaftung/Instandsetzung z.B. durch die Marinearsenale zurückgewinnen. Das werde derzeit geprüft, versicherte die Verteidigungsministerin.

Mit ihrem klaren, unaufgeregten und sachlich präzisen Vortrag hat die Verteidigungsministerin nicht nur ihr durchaus fundiertes und konkretes Wissen/Kenntnis über die Belange und Probleme der Deutschen Marine dargelegt, vielmehr hat sie sich auch zum Fürsprecher der Marine gemacht. Bleibt zu hoffen, dass ihren Worten und Appellen auch entsprechende Taten folgen. Immerhin hat sie gefordert: „Wir müssen vom ‚Mehr-Wollen‘ zum ‚Mehr-Tun‘ gelangen.“

Veröffentlicht in Leinen los! 05/2020

Auf Kurs in die Großmachtkonkurrenz

Auch die Bundeswehr, insbesondere die Marine, schwenkt in ihrer strategischen Ausrichtung auf den Kurs der USA und der NATO ein: Großmachtkonkurrenz. Säbelrasseln gegen Russland und vor allem China. Neben dem Nordatlantikraum steht hier besonders der Indische Ozean als wichtigster Transit des internationalen Handels im Fokus der Expansionspläne von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU). Mit der Fregatte Hamburg wird bald ein deutsches Kriegsschiff in die indopazifische Region entsendet – ein Schritt über den Rubikon.

von Jürgen Wagner

Bereits vor einiger Zeit untermauerte die heutige EU-Kommissionspräsidenten Ursula von der Leyen noch in ihrer Zeit als deutsche Verteidigungsministerin: „Als politische Allianz [die NATO] fordert uns das herausstechende Merkmal der neuen Sicherheitslage: Die Wiederkehr der Konkurrenz großer Mächte. Unsere amerikanischen Freunde haben das früh erkannt. Wir erkennen es inzwischen auch und wir sehen: Ob wir wollen oder nicht, Deutschland und Europa sind Teil dieses Konkurrenzkampfs. Wir sind nicht neutral. Wir stehen auf der Seite der Freiheit und der Menschenwürde. Wir stehen auf der Seite der Demokratie und der Herrschaft des Rechts. Dafür steht die NATO seit 70 Jahren. Die NATO bietet Verlässlichkeit in einer unberechenbaren Welt.“

Spätestens mit der Veröffentlichung der „Konzeption der Bundeswehr“ im Juli 2018 wurde tatsächlich eine Schwerpunktverlagerung weg von sogenannten „Stabilisierungseinsätzen“, wie etwa der NATO-Krieg in Afghanistan beschönigend genannt wird, hin zu Großmachtkonflikten eingeleitet. Heruntergebrochen auf die Teilstreitkräfte wirkt sich dieser neue Fokus nicht zuletzt auch auf die Marine aus, die seit einiger Zeit damit begonnen hat, diverse Rüstungsmaßnahmen mit Blick auf Russland in die Wege zu leiten. Und auch was China anbelangt, setzten bereits im Sommer 2019 erste Debatten ein, Deutschland solle sich mit Kriegsschiffen in der indopazifischen Region an Maßnahmen zur Eindämmung des aufsteigenden Rivalen beteiligen. In diesem Zusammenhang könnte sich die am 12. März 2020 erfolgte Ankündigung, mit der Fregatte Hamburg ein deutsches Kriegsschiff in die indopazifische Region zu entsenden, als Schritt über den Rubikon erweisen.

Wohl nicht zufällig am selben Tage begründete Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer in einer Rede bei der Deutschen Maritimen Akademie mit den Worten:

„Die Aufgaben unserer Marine gehen über die Landes- und Bündnisverteidigung hinaus. Denn Seewege sind Lebensadern. Und so ist die Freiheit der Seewege für Deutschland und unseren Wohlstand von großer strategischer Bedeutung. […] Es wird deutlich: Wir haben ein vitales Interesse an verlässlichen Regeln, an der liberalen internationalen Ordnung. Und die wird auch zu Wasser verteidigt. Viel genutzte strategische Engpässe, wie die Straßen von Hormus und Malakka, sind besonders bedeutsam und in hohem Maße von Regionalkonflikten bedroht, aber auch von Terrorismus und Piraterie. […] In der zweiten Jahreshälfte, während Deutschlands EU-Ratspräsidentschaft, wollen wir außerdem eine Fregatte in den Indischen Ozean entsenden. Als wichtiges Zeichen: Auch in diesem Teil der Welt haben wir Interessen, auch dort setzen wir uns für internationales Recht ein, auch dort stehen wir unseren Partnern zur Seite.“

Rüstung für die Großmachtkonkurrenz

Ein weiterer Akteur, der aktuell lautstark das Lied von der neuen Großmachtkonkurrenz singt, ist Joachim Krause, der Leiter des „Instituts für Sicherheitspolitik Kiel“ (ISPK). Auch aus seiner Sicht tritt die Welt in „eine Phase“, in der „strategische Rivalität und Konfrontation an der Tagesordnung“ wären: „Die Schauplätze dieser strategischen Konfrontationen befinden sich in unterschiedlichen Regionen. In Ostasien verhält sich China immer anmaßender und aggressiver gegenüber seinen Nachbarn. Russland bedroht die Ukraine und die baltischen Staaten.“

Das ISPK ist die aktuell wohl einflussreichste Denkfabrik für maritime Fragen außerhalb der Bundeswehr (aber mit beträchtlichen Sympathien für die Truppe ausgestattet). Insofern ist es auch nicht verwunderlich, dass es sich der Frage widmet, was die Hinwendung zur Großmachtkonkurrenz denn für Strategie und Bewaffnung der Marine konkret bedeutet. Deshalb kommt ein anderer Beitrag aus dem gut vernetzten ISPK-Stall zu dem Ergebnis, zuallererst müsse die Re-Fokussierung auf Russland und China auch mit den entsprechenden Ressourcen unterfüttert werden:

„Im Zuge dieses ersten Paradigmenwechsels der NATO, der Multilateralismus, kooperative Sicherheit und Konfliktbewältigung voranstellte, wurden die Marinen zunehmend in sogenannten out-of-area-Operationen fernab der Heimat eingesetzt. Die Zeit zwischen dem Zerfall der UdSSR und dem Aufbrechen erneuter strategischer Rivalität war von einem steten, teils rasanten Wandel fast aller europäischen Marinen gekennzeichnet. Vielerorts wurden die Fähigkeiten vernachlässigt, in hochintensiven Szenarien gegen bestens ausgerüstete gegnerische Einheiten zu bestehen. Vor dem Hintergrund einer veränderten Bedrohungslage und einem zunehmend breiteren Verständnis des Sicherheitsbegriffs wurden Seestreitkräfte vermehrt im Rahmen von Stabilisierungseinsätzen, Anti-Terror-Operationen und zur Aufrechterhaltung einer guten Ordnung zur See eingesetzt. Anstatt feindliche U-Boote nördlich des Polarkreises zu jagen, verfolgten die Kriegsschiffe unter NATO- und EU-Mandaten nun Piraten vor dem Horn von Afrika. […] Die Vereinigten Staaten und ihre transatlantischen Partner in Europa sind derzeit darum bemüht, ihre Strategien an die (wieder) wahrgenommene Gefahr ‚klassischer‘ Konflikte anzupassen. Die Maßnahmen reichen von Investitionen in Forschung und Entwicklung von High-End-Technologien bis zur Erhöhung sichtbarer wie glaubwürdiger Präsenz und der Stärkung territorialer Verteidigungsfähigkeiten.“

Der neue Fokus auf die „Landes-/Bündnisverteidigung“ (LV/BV) – sprich: die Vorbereitung auf Großmachtkonflikte – wird aktuell von allen Teilstreitkräften bemüht, um um mehr Ressourcen zu werben. Für die Marine tat dies unlängst auch ihr Chef, Inspekteur Andreas Krause:

„Die Deutsche Marine leistet einen einzigartigen und unverzichtbaren Beitrag zur Sicherung der freien Seewege und ist ein wesentlicher Garant unseres Wohlstands. Neben dem Schutz der Seehandelswege und dem internationalen Krisenmanagement erfährt zudem die Landes- und Bündnisverteidigung seit 2014 wieder eine gleichrangige Bedeutung. Diese größte Aufgabenvielfalt ihrer Geschichte erfüllt die Marine mit der kleinsten Flotte seit ihrer Gründung – derzeit 46 Einheiten. Es ist daher von Bedeutung, dass wir die eingeleitete Modernisierung und den Aufwuchs der Marine weiter konsequent und mit vollem Einsatz verfolgen, um das breiter gewordene Aufgabenspektrum im vollen Umfang erfüllen zu können.“

Maritime Russland-Prioritäten

Seit Jahren baut die Marine ihre Präsenz aus, wobei ein Schwerpunkt aufgrund der Konflikte mit Russland die „Nasse Nordflanke“ darstellt, wie sie im Marinejargon genannt wird. Die Bundeswehr müsse für „Randmeerkriege“ gerüstet sein, hieß es bereits in der Konzeption der Bundeswehr vom Juli 2018: „[Die] Befähigung zur Randmeerkriegführung […] bleibt unverändertes Ziel für die Ausgestaltung der deutschen SeeSK [Seestreitkräfte]. Im Rahmen der LV/BV spielen dabei der Nordflankenraum der NATO und die Ostsee […] zunehmend eine wichtige Rolle.“

In ihrer bereits eingangs zitierten Rede über Deutschlands maritime Interessen vom 12. März 2020 fokussierte sich Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer zunächst einmal auf den geographisch näherliegenden neuen Großmachtkonkurrenten:

„Blicken wir zunächst auf die Landes- und Bündnisverteidigung. Da ist klar, dass Russland unsere zentrale militärische Herausforderung bleibt. Das betrifft gleich drei maritime Räume:

Erstens die Ostsee. Sie ist eine wichtige Nachschubroute ins Baltikum. Und was oft vergessen wird: Unter den NATO/EU-Anrainern der Ostsee hat Deutschland die größte Marine. Daraus erwächst uns eine besondere Verantwortung zu führen und zu koordinieren. Das tun wir auch schon, zum Beispiel mit unserer Initiative zur Baltic Commanders Conference.

Der zweite maritime Raum ist der Nordatlantik. Hier beschäftigt mich vor allem die GIUK-Lücke, die gedachte Linie zwischen Grönland, Island und Großbritannien. Ihr kommt hohe strategische Bedeutung zu, da sie über den Zugang zu den nordatlantischen Versorgungslinien entscheidet. Hier geht es um die Verbindung zwischen Nordamerika – also unseren Verbündeten USA und Kanada – und Europa. Deswegen brauchen wir an dieser Stelle mehr Präsenz und Wirkmöglichkeit. Denn, was vielen nicht bewusst ist: Hier geht es auch um den Schutz der Tiefseekabel zwischen Europa und Amerika, die für die digitale Kommunikation und die digitale Wirtschaft enorm wichtig sind.

Und zum Dritten – oft vernachlässigt – das Schwarze Meer. Ein maritimer Raum, in den Russland verstärkt wirkt, wo Russland Druck ausübt. Deshalb ist es wichtig, dass wir unsere NATO- und EU-Partner in der Region stärken.“

Marinekommando und Rüstungsvorhaben

Insbesondere mit Blick auf die Ostsee wurde bereits 2018 die Einrichtung eines NATO-Marinekommandos („Baltic Maritime Component Command“, BMCC) in Rostock beschlossen, das sich augenblicklich im Aufbau befindet. Es soll laut einer Pressemitteilung der Marine in diesem Zusammenhang künftig eine zentrale Rolle spielen: „Das BMCC kann der NATO dabei als maritimes Führungskommando für Operationen in der Ostsee und an der Nordflanke des Bündnisses, aber auch in anderen Regionen, zum Zwecke der Landes- und Bündnisverteidigung zur Verfügung gestellt werden.“

Vor allem sei es erforderlich, für die  „Baltischen Staaten“, falls nötig, eine „Nachversorgung über die Ostsee“ sicherzustellen, heißt es in einer weiteren Bundeswehr-Presseerklärung:

„Die Ostsee verlängert die Nordflanke bis zu unseren östlichen NATO-Partnern Estland, Lettland, Litauen und Polen. Sie fungiert als nasse Flanke, über die Nachschub organisiert werden muss. Es ist deswegen essentiell, dass die Seeverbindungen nach Osten offenbleiben. Vor dem Hintergrund der seit 2014 signifikant veränderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen verstärken wir gemeinsam mit unseren Alliierten und Partnern die Präsenz sowie die Manövertätigkeit in der Ostsee, um zu zeigen, dass jeder im Rahmen der geltenden Vereinbarungen und Regelungen die Hohe See nutzen darf – auch in der Ostsee und ganz gleich vor wessen Küste (außerhalb der territorialen Gewässer). Letztlich dient dies der Vorbereitung auf die Landes- und Bündnisverteidigung und setzt ein Zeichen der Solidarität gegenüber unseren östlichen Verbündeten.“

In diesem Zusammenhang ist auch der Beschluss zum Ankauf fünf weiterer Korvetten der Klasse K130 zu sehen, die bis 2022 beschafft sein sollen. Aufgrund ihrer kleinen und wendigen Bauart sind sie „bestens“ für besagte „Randmeerkriege“, wie der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, angab, der erklärte, sie würden es künftig ermöglichen, sich „stärker um den vernachlässigten Raum der Nordflanke zu kümmern“. Und auch ein Level darüber, bei den Fregatten, gerät Russland wieder zunehmend ins Rüstungsvisier: Während die bisherige Fregattenklasse 125 vor allem auch als Unterstützung für Militäreinsätze im Globalen Süden „nützlich“ sein sollte, soll die künftige Generation wieder primär Großmächte und hier vor allem Russland ins Visier nehmen. In der Februar-Ausgabe des Marineforums erläutert Fregattenkapitän Andreas Uhl, bevollmächtigter Vertreter F 127 im Marinekommando Rostock in der Abteilung Planung, das Anforderungsprofil an die nächste Fregattenklasse – einer „Next Generation Fregate“, die er als „Rückgrat der Flotte zur Mitte dieses Jahrhunderts“ bezeichnet: „Die Klasse 125 wurde zu Beginn des Jahrhunderts als Stabilisierungseinheit […] konzipiert. Die Grundidee für F 127 basiert dagegen auf der Wiederausrichtung der Bundeswehr auf die Landes- und Bündnisverteidigung und repräsentiert den dazugehörigen maritimen Anteil.“

Doch wie eingangs bereits angedeutet, nicht nur Russland, auch eine weitere Großmacht rückt mittlerweile in den Fokus der Marine.

China: Zwischen Rivalität, Neid und Bewunderung

In Ostasien spielt zunehmend die macht- und geopolitische Musik: Der Schwerpunkt der Weltwirtschaft verlagert sich zusehends dorthin und die etablierten Westmächte geraten dabei zunehmend in Konflikt mit dem aufstrebenden China, das eingedämmt werden soll. Schon länger streben deshalb die USA, Großbritannien und Frankreich eine Ausweitung ihrer dortigen maritimen Militärpräsenz an, während Deutschland sich zumindest in dieser Region lange militärisch ziemlich bedeckt hielt. Doch spätestens ab Sommer letzten Jahres drehte sich der Wind, nachdem die Rufe nach der Entsendung deutscher Kriegsschiffe immer lauter wurden.

Im November 2019 veröffentlichte das Marinekommando seinen Jahresbericht „Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland 2019“. Mit einer Mischung aus Neid, Bewunderung und Rivalität beschreibt der Bericht, die chinesische Marine verfüge heute „über mehr als 300 Kriegsschiffe, während die Zahl der US-Schiffe mit weltweiten Einsatzaufgaben in den letzten Jahren zwischen 270 und 290 lag“. Damit sei China eine „außergewöhnliche Transformation“ gelungen, es sei in der modernen Geschichte das einzige „Beispiel dafür, wie eine Landmacht zu einer hybriden Land- und Seemacht wird“.

Äußerst kritisch werden in dem Bericht die chinesischen Gebietsansprüche im Südchinesischen Meer und die seit einiger Zeit gemeinsam mit Russland abgehaltenen Militärmanöver in der Region beschrieben. Interessant ist dabei aber die Einschätzung, dass die chinesischen Aktivitäten vor allem wirtschafts- beziehungsweise handelspolitisch motiviert seien: „Moskau und Peking nutzen die gemeinsamen Marineübungen, um geopolitische Signale zu setzen. Vorrangig will China seine Seewege sichern, weil seine kommerziellen Interessen weltweit zunehmen. Über 90 % des globalen Ferngüterhandels werden über den Seeweg abgewickelt, zudem ist China der weltweit größte Rohölimporteur.“

Was der Jahresbericht hier aber für China kritisiert, ist so ziemlich genau das, was einige Seiten weiter vorne für Deutschland in Anspruch genommen wurde: „Mehr als 90 % der weltweit gehandelten Güter werden über den Seeweg transportiert, der maritime Weltmarkt steigt jedes Jahr um fast 5 %. […] Als eine der führenden Exportnationen und als Hochtechnologiestandort ist Deutschland auf die freie und ungehinderte Nutzung der See angewiesen.“

Schritt für Schritt gen Osten

Seit Jahren schiebt die deutsche Marine ihre Präsenz Schritt für Schritt in Richtung Osten. Den Anfang machte der EU-Einsatz ATALANTA am Horn von Afrika, an dem sich die Marine seit seinem Beginn im Jahr 2008 beteiligt. Der Einsatz vor der Küste Somalias zielt auf die Kontrolle des Golfs von Aden ab, eines der weltweit wichtigsten Nadelöhre der Handels- und Tankerschifffahrt. Aus diesem Grund wird ATALANTA seither nahezu routinemäßig weiter verlängert, wodurch sich eine Art militärische Dauerpräsenz zur Absicherung dieses zentralen Handelsweges ergibt.

Seither wird immer wieder gefordert, die Fühler weiter nach Osten auszustrecken. Eine zentrale Figur ist hier unter anderem Carlo Masala, Professor an der Bundeswehr-Universität in München. Bereits 2015 schrieb er in einem Papier für die Konrad-Adenauer-Stiftung:

„Nach dem Mittelmeer in Antike und Mittelalter und dem Atlantik in der Neuzeit, gilt der indische Ozean als das wichtigste Weltmeer des 21. Jahrhunderts. Die Bedeutung des Indischen Ozeans leitet sich von seinen engen Zufahrtswegen und seiner Rolle als Transitozean der Weltwirtschaft ab. Mit dem Golf von Aden, dem Bab el-Mandeb, dem Suez-Kanal, der Straße von Hormuz, der Straße von Malakka, der Sundastraße und der Straße von Lombok befinden sich die global wichtigsten maritimen Nadelöhre in dieser Region. […] Deutschlands Wohlstand hängt vom freien, internationalen Seehandel und vom ungehinderten Zugang zu den Rohstoffmärkten ab. Die Gewährleistung maritimer Sicherheit im Indischen Ozean ist daher essentielles Interesse Deutschlands. Berlin muss sich – viel stärker als bisher – in der Region engagieren.“

Weiter führte Masala aus, es gehe zwar darum, sich auf ganz verschiedene Arten einzubringen, ein „militärisches Engagement“ solle dabei aber auch „nicht ausgeschlossen werden“.

Masala war dann auch ein wichtiger Akteur, als im Sommer des vergangenen Jahres die Debatte um eine Entsendung deutscher Kriegsschiffe an den Persischen Golf Fahrt aufnahm. Mit einem Handelsblatt-Artikel, der provokativ mit „Kein Blut für Öl?“ betitelt war, sowie mit einem in viel diskutierten Optionspapier, wie eine deutsche Militärpräsenz am Golf konkret aussehen könnte, brachte sich der Bundeswehr-Professor hier mit dementsprechenden Forderungen ein. Die Debatte mündete bislang zwar (noch) nicht in eine konkrete deutsche Militärpräsenz am Golf, sie führte aber unter anderem zum Beschluss der „Europäischen Marine-Überwachungsmission in der Meerenge von Hormus“ („European Maritime Awareness in the Strait of Hormuz“, EMASOH) im Januar 2020. In ihrem Rahmen entsenden nun Frankreich, Dänemark und die Niederlanden Kriegsschiffe in die Region und werden dabei von fünf weiteren europäischen Ländern, darunter auch Deutschland, politisch unterstützt (siehe Telepolis 21. Januar 2020).

Auf Kurs nach Ostasien?

Ungefähr um dieselbe Zeit, wie die Debatte um deutsche Kriegsschiffe am Persischen Golf losgetreten wurde, tauchten auch erste Berichte auf, im Verteidigungsministerium werde darüber nachgedacht, sich mit eigenen Kriegsschiffen an Manövern für die Freiheit der Schifffahrt („Freedom of Navigation Operations“, FONOPS) in Ostasien zu beteiligen. Dabei geht es darum, etwaige chinesische Ansprüche auf die Kontrolle von Schifffahrtswegen zu konterkarieren beziehungsweise ihnen mit einer eigenen Präsenz zur Kontrolle der besagten Nadelöhre entgegenzutreten. Zwar sind hier derzeit westlicherseits primär die USA (und in etwas abgeschwächter Form Großbritannien und Frankreich) aktiv, doch aus den Reihen des sicherheitspolitischen Establishments wurde zu diesem Zeitpunkt vermehrt nach einer deutschen Beteiligung gerufen, um die Verbündeten in ihren Bestrebungen zur Eindämmung Chinas zu unterstützen und damit gleich auch als eine Art Kollateralnutzen das eigene militär- und machtpolitische Profil zu stärken (siehe Telepolis, 17. Juni 2019).

Der nächste sicherheitspolitische Meilenstein für eine deutsche Militärpräsenz in Ostasien war dann die Grundsatzrede von Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer Anfang November 2019, in der sie ganz generell forderte, Deutschland müsse (noch) mehr militärische „Verantwortung“ übernehmen. Ganz konkret äußerte sie sich aber mit Blick auf Ostasien:

„Unsere Partner im Indo-Pazifischen Raum – allen voran Australien, Japan und Südkorea, aber auch Indien – fühlen sich von Chinas Machtanspruch zunehmend bedrängt. Sie wünschen sich ein klares Zeichen der Solidarität. Für geltendes internationales Recht, für unversehrtes Territorium, für freie Schifffahrt. Es ist an der Zeit, dass Deutschland auch ein solches Zeichen setzt, indem wir mit unseren Verbündeten Präsenz in der Region zeigen. Weil wir ein Interesse daran haben, dass bestehendes Recht respektiert wird. Und weil wir nur dann auf die Solidarität anderer zählen können, wenn wir selbst solidarisch sind.“

Ungeachtet der Tatsache, dass „bestehendes Recht“ keineswegs respektiert wird, wenn es westlichen Interessen zuwiderläuft (siehe Telepolis, 26. Februar 2019), ist entscheidend, dass diesen Worten nun anscheinend Taten folgen sollen.

Fregatte für das Mare Nostrum

Am 12. März 2020 wurden dann die Früchte der seit Monaten geführten Debatte geerntet, indem die Marine in einer Pressemitteilung Vollzug meldete: Ab 7. Mai 2020 werde sich die Fregatte „Hamburg“ auf eine fünfmonatige Reise „um den halben Globus“ in Richtung Indopazifik begeben:

„Diese umfasst insbesondere die Teilnahme am Indian Ocean Naval Symposium (IONS, unter französischer Führung) in Réunion Ende Juni. […] Nach der Teilnahme am IONS fügt sich die Fregatte in das Deutsch-Französische Manöver DEFRAM ein. Dort wird die Zusammenarbeit mit der französischen Marine trainiert bzw. gefestigt. Nach Beendigung des Verbandes macht sich die ‚Hamburg‘ auf den Weg Richtung Australien und wird voraussichtlich von dort aus verschiedene Häfen im Indischen Ozean besuchen. Neben den Hafenbesuchen sind jeweils Übungsabschnitte mit den Marinen der jeweiligen Gastländer geplant.“

Damit schließt sich der Kreis: Bereits in seiner „Jährlichen Weisung Marine 2020“ griff der Marineinspekteur Andreas Krause Anfang des Jahres nicht nur explizit die bereits erwähnte Grundsatzrede von Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer auf, sondern wertete die darin artikulierte Forderung, deutsche Interessen künftig „besser“ zu „schützen“, gleich auch als Auftrag, der nicht zuletzt den Indopazifik einschließe:

„‚Ein Land unserer Größe und unserer wirtschaftlichen und technologischen Kraft, ein Land unserer geostrategischen Lage und mit unseren globalen Interessen, das kann nicht einfach nur am Rande stehen und zuschauen.‘ Mit diesen Worten hat die Bundesministerin der Verteidigung die Situation in Deutschland in ihrer Grundsatzrede im November 2019 beschrieben. Wenngleich diese Aussage die gesamte Außen- und Sicherheitspolitik der Bundesrepublik adressiert und die Notwendigkeit für ein stärkeres Engagement unseres Landes formuliert, so bestimmt sie auch den Kurs der Deutschen Marine. […] Als führende Handelsnation ist Deutschland auf freie und sichere Seewege angewiesen, um den Wohlstand unseres Landes zu gewährleisten. Daraus erwächst für die Deutsche Marine die Aufgabe, diese für unser Land so wichtigen Routen bereits in Friedenszeiten zu schützen. Wenngleich Atlantik und Mittelmeer sowie Nord- und Ostsee nichts von ihrer strategischen Relevanz eingebüßt haben – das neue ,Mare Nostrum‘ der Welt ist der Indische Ozean. 35 Prozent aller Exporte der EU durchqueren diesen Ozean auf ihrem Weg Richtung Ostasien, Tendenz steigend. Insgesamt passieren heute 50 Prozent des weltweiten Containerverkehrs und 70 Prozent des weltweiten Handels mit Öl die Seewege des Indischen Ozeans.“

Mit ihrer bereits mehrfach zitierten Rede vom 12. März betätigte Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer einmal mehr den Indo-Pazifik-Kurs der Marine, der durch die von ihr explizit begrüßte und zeitgleich verkündete Entsendung der Fregatte Hamburg in die Region untermauert werden soll, sofern die Corona-Krise hier nicht noch einen Strich durch die Marinerechnung machen sollte.

Dieser Text von Jürgen Wagner erschien auf der Informationsstelle Militarisierung e.V.

Jürgen Wagner ist geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Informationsstelle Militarisierung Tübingen (IMI e.V.). Er forscht und schreibt vor allem zu den Themen Bundeswehr, EU-Militarisierung, NATO, Globalisierung und Krieg sowie über US-Außen- und Militärpolitik. Jürgens aktuelles Buch – welches er zusammen mit Claudia Haydt verfasst hat – heißt: Die Militarisierung der EU – Der (un)aufhaltsame Weg Europas zur militärischen Großmacht

Zu teuer, zu spät, zu viele Mängel – 12. Maritimes Expertengespräch Laboe

Das 12. Maritime Expertengespräch Laboe fand am 20. Februar 2020 in Laboe statt. Die Historische Halle des Marine-Ehrenmal war – kein Wunder bei diesem brisanten Thema – bis auf den letzten Platz gefüllt. Die Vorträge der Referenten – es gilt das gesprochene Wort – veröffentlichen wir im „gelben“ Sonderteil dieses Heftes. Den Beitrag von Dr. Jeremy Stöhs, Non-Resident Fellow am Institut für Sicherheitspolitik, Kiel reichen wir im Sommer nach. Wir steigen ein mit der Begrüßung der Referenten und Gäste durch den Ehrenpräsidenten des DMB Karl Heid und der Einführung in das Thema durch den Organisator der Expertengespräche, Ministerialrat a.D. Jörg Alter.

Begrüßung durch Karl Heid

Sehr geehrte Damen, sehr geehrte Herren, liebe Kameradinnen und Kameraden,

ich darf Sie sehr  herzlich zum 12. Maritimen Expertengespräch in Laboe begrüßen. Ich freue mich, dass Sie so zahlreich teilnehmen.

Leider kann unser Präsident Heinz Maurus wegen eines dringenden anderen Termins heute nicht dabei sein. Er hat mich gebeten ihn zu vertreten und Ihnen „herzliche Grüße“ auszurichten. Bei so viel Prominenz und Kompetenz aus Marine, Wirtschaft und Verbänden, die heute und hier versammelt ist, sehen Sie es mir bitte nach, dass ich nicht alle protokollgerecht begrüßen kann. Ich möchte mich daher auf unsere Experten beschränken, die uns heute den Weg durch das Labyrinth der Rüstungsbeschaffung und Instandsetzung mit dem Schwerpunkt Marine führen sollen.

Ich begrüße sehr herzlich den Obmann der CDU/CSU-Bundestagsfraktion im Verteidigungsausschuss und DMB-Mitglied Ingo Gädechens, Konteradmiral Frank Lenski, Abteilungsleiter Einsatzunterstützung im Marinekommando, Andreas Burmester, Mitglied der Geschäftsführung thyssenkrupp Marine Systems, Bernd Wittorf, Leiter Reparatur und Überholung German Naval Yards, und den Vertreter des Instituts für Sicherheitspolitik, Kiel, Jeremy Stöhs, der mit seiner Anreise aus der Steiermark sicherlich die längste Anfahrt hatte. Weiterhin danke ich unseren Co-Partnern der Gesellschaft für Sicherheitspolitik, hier vertreten durch den Landesvorsitzenden Harry Preetz, unserem Moderator Oberstleutnant a.D. Wolfgang Ludwig, dem Institut für Sicherheitspolitik Uni Kiel, vertreten durch Herrn Dr. Sebastian Bruns. Der Deutsche Marinebund als größter deutscher maritimer Interessenverband Deutschlands setzt sich seit über hundert Jahren für die Interessen der Seefahrt und der Marine ein. Das Spektrum seines Wirkens hat sich aber darüber hinaus kontinuierlich erweitert. Z.B. kämpft der DMB seit Jahren in Zusammenarbeit mit Umweltschutzverbänden für den Erhalt und den Schutz von Meeren und Küsten. Die Rolle der Meere beim Klimawandel wird dann auch der nächste Schwerpunkt unserer Expertengespräche sein. Heute soll aber ein Thema diskutiert werden, das unsere Kernthemen Marine und maritime Wirtschaft unmittelbar betrifft. Rüstungsbeschaffung und Instandsetzung ist für die Bundeswehr seit Jahren ein Reizthema, das sich sehr belastend – um es zurückhaltend auszudrücken – auf die Einsatzbereitschaft der Truppe auswirkt. So hatte dann auch die Einsatzfähigkeit der Marine 2018 ihren Tiefpunkt erreicht, als von 46 Einheiten die Hälfte der Flotte an der Pier oder in der Werft lag. Ganze Besatzungen saßen buchstäblich auf dem Trockenen. Den anderen Teilstreitkräften ging es mit ihrem Großgerät nicht besser. Wo liegen die Gründe für diesen nicht akzeptablen Zustand?

Das zentrale Erfordernis für eine moderne und vollständig ausgerüstete Bundeswehr bleibt eine Beschleunigung und Qualitätsverbesserung in der Beschaffung. Und genau da hapert es noch. In seinem Bericht hat der Wehrbeauftragte viele Mängel aufgezählt und zum Teil mit deutlichen Worten kritisiert. Eine Trendwende Material ist also unverzichtbar, weil die Bundeswehr bis 2031 zu einer vollausgerüsteten Truppe aufwachsen soll. Das heißt, dass auch die Marine modernere und deutlich mehr Schiffe und Boote erhalten soll.

Die Politik stellt die Mittel zur Verfügung, aber Geld ist nicht alles. Die Trendwende Material muss im Ministerium, beim Beschaffungswesen und bei der maritimen Wirtschaft umgesetzt werden. Genau darüber wollen wir heute diskutieren und mehr Transparenz in die Thematik bringen und vielleicht auch neue Lösungsansätze diskutieren. Ein Blick auf unsere europäischen Nachbarn dürfte dabei hilfreich sein.

Ich freue mich auf die Statements unserer Experten und auf eine hoffentlich lebhafte Diskussion. Zunächst aber wird unser langjähriger Ideengeber und Organisator der Expertengespräche, Ministerialrat a.D. Jörg Alter, eine Einführung in das Thema geben. Noch einmal herzlichen Dank für Ihr Kommen!


Einführung in das Thema Rüstungsbeschaffung und Instandsetzung

Von Jörg Alter

Zu teuer, zu spät und zu viele Mängel bei Rüstungsbeschaffung und Instandsetzung. Das sind deutliche Worte, die wir im Interesse unserer Streitkräfte, heute insbesondere für unsere Marine diskutieren müssen. Dies gilt umso mehr, weil auch wieder ganz aktuell in der Münchener Sicherheitskonferenz zugesichert wurde, dass Deutschland mehr Verantwortung in der Welt übernehmen muss. Das hatte bereits vor sechs Jahren der damalige Bundespräsident angemahnt. Mehr Verantwortung heißt aber auch, diese mit militärischen Mitteln zu hinterlegen, wenn die diplomatische Karte ausgereizt ist. Aber diese Mittel sind begrenzt. Immerhin, die Verteidigungsministerin hat reagiert und dazu in München erklärt, dass sie die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr durch eine „Initiative Einsatzbereitschaft“ so erhöhen will, dass noch in diesem Jahr Ausrüstung und Kampfkraft spürbar verbessert werden. Die Diskussion um das Desaster bei der Grundsanierung der „Gorch Fock“ hat auch in der Öffentlichkeit Unverständnis über die Abläufe bei Beschaffung und Instandsetzung für die Streitkräfte ausgelöst. Hier muss sich also etwas grundlegend ändern und verbessern. Was ist bisher schiefgelaufen, wo liegen die Ursachen und welche Handlungsoptionen sind eingeleitet oder geplant? Eine Aufarbeitung ist umso notwendiger, weil in den nächsten 10 Jahren der umfassendste Modernisierungsprozess in der Geschichte der Marine geplant ist. Ihr wurde vorgegeben, künftig mindestens 15 Schiffe und Boote gleichzeitig zum Kampf über und unter Wasser sowie gegen Bedrohungen aus der Luft bereitzustellen. Der Investitionsbedarf wird auf mindestens 25 Mrd. Euro geschätzt. Um diesen Prozess voranzutreiben und erfolgreich zu machen, bedarf es also einer gut funktionierenden Beschaffung. Keiner bestreitet mehr, dass die Bundeswehr im Rahmen der sogenannten „Friedensdividende“ kaputtgespart wurde. Heute gibt die Politik zu: „wir haben uns geirrt“. Der Wehrbeauftragte zieht aus diesem Dilemma m.E. die richtigen Schlüsse: „Es gibt heute keine Erkenntnisprobleme, sondern die Herausforderung heißt umsetzen!“ So ist es nun erklärtes Ziel der Politik, alle Teilstreitkräfte mit einem  Investitionsbedarf von über 200 Mrd. Euro wieder aufwachsen zu lassen, um dann 2031 eine „Grundaufstellung bzw. Vollausrüstung“ zu erreichen, die die Streitkräfte voll umgänglich befähigen soll, sowohl Auslandseinsätze durchzuführen als auch wieder „Deutschland und das Nato-Bündnisgebiet verteidigen zu können“. Die letztere Fähigkeit bedeutet z.B. für die Marine, dass der Fokus auch wieder auf die Ostsee, die Nordflanke und die Sicherung der Seeverbindungen nach den USA und Kanada gerichtet werden muss. Voraussetzung für den Aufwuchs der Streitkräfte und die Trendwende Material ist die politische Weichenstellung für eine ausreichende finanzielle Ausstattung der Bundeswehr. Die Bundeskanzlerin hat in der Generaldebatte zum Haushalt 2020 hier deutliche Zeichen gesetzt. Sie hat sich ohne Einschränkungen zur Nato und zu höheren Rüstungsausgaben bekannt. Danach soll der Verteidigungshaushalt 2020 auf 1,42 % (in Zahlen 45,1 Mrd. Euro), bis 2024 auf 1,5 % und Anfang der 2030er-Jahre auf 2 % des BIP steigen. Sie betonte noch „darauf können Sie sich verlassen“. Aber Geld ist nicht alles. Auch wenn ausreichende Mittel vorhanden sind, hängt die Einsatzbereitschaft der Streitkräfte von einer funktionierenden Beschaffung und Instandsetzung ab. Gibt es dort grundsätzliche Probleme, sind Auftrags- und Aufgabenerfüllung nicht mehr gewährleistet bzw. müssen zurückgefahren werden. Diesen Zustand haben wir trotz aller angekündigten Trendwenden erreicht, und die Bundeswehr ist damit nur noch „bedingt einsatzfähig“. So hatte z.B. die Marine 2018 ihren bisherigen Tiefstand erreicht, als von 46 Einheiten 23 in der Werft oder an der Pier lagen. Ganze Besatzungen saßen sprichwörtlich auf dem Trockenen. Von Herbst 2017 bis Frühjahr 2018 war keines der sechs U-Boote der neuen Klasse 212 A einsatzbereit. Unsere U-Boote „Made in Germany“ gelten weltweit als die besten, machen aber immer wieder Probleme. Auch im August 2019 lagen wieder 4 Boote in der Werft. Dieser desolate Zustand kommt natürlich zur Unzeit, denn die weltweite Sicherheitslage, auch vor unserer Haustür – ich nenne nur beispielhaft das Mittelmeer – ist mehr als fragil, und Deutschland kommt in eine Rolle, wo es jetzt und heute mehr Verantwortung tragen muss. Dies bedeutet nicht automatisch militärischen Einsatz, der ja immer das letzte Mittel der Politik sein soll, aber es bedeutet schon, dass Streitkräfte überhaupt erst einmal voll einsatzfähig sein müssen. Die Trendwende Material und neue Strukturen in der Beschaffung wurden eingeleitet, sind aber in der Truppe – so der Wehrbeauftragte und auch die Marine – noch nicht angekommen. Um bei unserem Thema mehr Transparenz zu bekommen, bedarf es einer kurzen Vorstellung der wichtigsten Akteure und ihr Zusammenwirken. Ich beschränke mich dabei auf die Politik, die Marine, das Beschaffungsamt in Koblenz und auf die maritime Wirtschaft.

Politik

Die Politik hat mit ihrem Weißbuch 2016 den verteidigungs- und außenpolitischen Rahmen gesetzt. Sie hat ihren Irrtum mit der „Friedensdividende“ zugegeben und stellt nun die notwendigen Haushaltsmittel zur Verfügung. Diese müssen aber bis 2031, also bis zur Vollausstattung, nicht nur angekündigt, sondern auch kontinuierlich fließen. Ich verweise auf die Aussagen der SPD und der Oppositionsparteien, die eine Aufstockung des Wehretats überaus kritisch sehen und von Aufrüstung sprechen. Der Marine-Überwasserschiffbau wird künftig als Schlüsselindustrie gefördert und muss nicht mehr europaweit ausgeschrieben werden. Nachgeholfen hat dabei die einhellige Kritik von Landespolitikern und Gewerkschaften an der Auftragsvergabe für das bisher größte Projekt der Marine, das Mehrzweckkampfschiff MKS 180, mit einem Auftragsvolumen von 5,27 Mrd. Euro, das vorbei an German Naval Yards, Kiel, an die holländische Werftengruppe Damen ging.

Marine

Die Marine mit ihrer strategischen Mobilität auf den Weltmeeren wird künftig noch mehr außenpolitische Relevanz haben als bisher und ist damit wichtiges Instrument der Außenpolitik. Eine Marine, die zum weltweiten Einsatz befähigt sein soll, muss hohe Anforderungen an ihre Ausrüstung stellen. Sie muss nicht nur präsent, sondern auch zum Kampf hochintensiver dreidimensionaler Gefechte befähigt sein. Was kann die Marine selbst tun, wie kann sie zu einer Verbesserung und einer wirksamen Kontrolle der Beschaffungen und Instandsetzungen beitragen? Hat sie nach ihrem materiellen und personellen Schrumpfungsprozess noch die notwendige Expertise bzw. das Know-how, um Neuentwicklungen zu begleiten, um Werften zu kontrollieren und Mängel aufzuzeigen? Muss es nicht wieder wie vor 25 Jahren eine stärkere Kontrolle der Qualitätssicherungssysteme der Werften und ihrer Unterlieferanten und die Überprüfung der Einhaltung vertraglicher Vorgaben bei der Fertigung und Inbetriebnahme deutscher Kriegsschiffe geben? Sind die Verantwortlichkeiten zu verbessern und können Kommandanten und schiffstechnische Offiziere mit mehr Entscheidungsbefugnissen bei Reparaturen an Bord und in den Werften ausgestattet werden und können die Fehlentscheidungen bei den Marinearsenalen wieder rückgängig gemacht werden?

Die Herausforderungen sind groß, wenn die neuen Fregatten der Klasse 125, die Ergänzungsbeschaffung von 5 Korvetten, das Mehrzweckkampfschiff 180, U-Boote der Klasse 212 CD, neue Flottentanker, neue Hubschrauber und die Befähigung zum Einsatz von Drohnen im Kostenrahmen zeitgerecht und ohne Mängel umgesetzt werden sollen.

Das Beschaffungsamt in Koblenz

Das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw), wie es etwas sperrig heißt, einfach als Bummelbehörde abzutun, ist zu kurz gegriffen. Die Behörde muss die Bereiche Rüstung und Nutzung gleichermaßen bedienen. Es müssen dazu jährlich über 10.000 Beschaffungsverträge ausgearbeitet werden. Eines der Kernprobleme ist der permanente Personalmangel. Der ehemalige Personalstamm von 15.000 bis 20.000 Dienstposten wurde auf heute 11.400 reduziert, von denen dazu noch 2.200 mangels qualifizierter Bewerber nicht besetzt werden können. Dazu kommt der Mangel an Spezialisten, die im Rahmen des Personalabbaus in die Wirtschaft gewechselt sind. Hindernisse sind aber auch eine starre Laufbahnverordnung und fehlende Personalhoheit des Amtes. Schon heute versucht man durch den Einkauf externer Unterstützungsleistungen den Mangel zumindest z.T. zu kompensieren. Eine amtliche Kompetenz muss aber bei der Vielfalt von Rüstungsgütern gefordert werden, sonst dominiert die Wirtschaft mit ihrem Gewinnstreben. Es wird seit langem versucht, bürokratische Abläufe zu entschlacken, die Abstimmungsverfahren zu verkürzen und Verantwortlichkeiten klar zu definieren. Aber die ständige Kritik an der Behörde hat Folgen, und die Verunsicherung der Beschäftigten ist groß, niemand möchte Fehler machen und Verantwortung auf die eigenen Schultern nehmen. Das hat zur Folge, dass darunter natürlich der Zeitfaktor leidet. Im September 2019 fiel nun der Startschuss für eine erneute Reform der Beschaffungsorganisation. Der Wehrbeauftragte weist im Bericht 2019 auf drei Phasen hin:

  1. Die Erweiterung der Organisationshoheit des Bundesamtes und längere Stehzeiten für das Fachpersonal
  2. Die Ausweitung des Organisationsprinzips „Kompetenzpool“
  3. Verlagerung des Einkaufs in andere Bereiche der Bundeswehr

Die Wirkung aller Maßnahmen soll in einem neuen Controlling-System laufend bewertet werden. Ein Sofortprogramm für Ausrüstung wird aufgelegt, so soll die Marine künftig auch Schiffe wieder selbst reparieren dürfen.

Maritime Wirtschaft

Die Frage nach ausreichender Leistungsfähigkeit der maritimen Industrie beim deutschen Marine-Überwasserschiffbau muss jedenfalls heute noch gestellt werden. So konnten die Werften seit 20 Jahren keinen Neubau mehr zeitgerecht, im Kostenrahmen und ohne Mängel abliefern. Die „Gorch Fock“ ist nur ein Beispiel, vielleicht auch eine Ausnahme wegen z.T. krimineller Vorgänge in der Werft. Nehmen wir aber als weiteres Beispiel die Indienststellung der Fregatte F 125 Baden-Württemberg, die zunächst wegen zahlreicher Mängel vor über zwei Jahren an die Werft zurückgegeben werden musste. Ein bisher einmaliger Vorgang. Mängel, überlange Werftliegezeiten und explodierende Kosten bei vielen Projekten lassen Zweifel aufkommen. Wo liegen die Ursachen, zumal die Werften beim Bau von Kriegsschiffen für ausländische Marinen erfolgreich sind, auch im Zeitfaktor? Die Marine ist bei den wenigen Aufträgen kein Premiumkunde mehr, und die Zusammenarbeit muss „dringend verbessert werden“, so äußerte sich die Werftindustrie schon bei einer Diskussion mit dem DMB im Oktober 2018. Heute betonen die Werften immer wieder, dass die Kommunikation verbessert werden soll und das früher vorhandene Vertrauen zu unserer Marine wieder hergestellt werden muss. Mit dem Aufwuchs der Marine ist jetzt eine Trendwende eingeleitet. Die Werften können höhere Stückzahlen produzieren und damit wirtschaftlicher arbeiten. Zudem wurde durch die Verabschiedung des neuen Strategiepapiers zur Sicherheits- und Verteidigungspolitik durch die Bundesregierung der Marine-Überwasserschiffbau als Schlüsseltechnologie aufgewertet. Die künftig nur noch nationale Ausschreibung bei Neubauten sichert mehr Aufträge.

Fazit

Die angespannte sicherheitspolitische Lage in der Welt aber auch direkt vor unserer Haustür gibt den Takt vor. Alle Akteure der Rüstungsbeschaffung stehen daher unter Erfolgszwang. Die Mängel sind erkannt, und die Verbesserungsmaßnahmen auf allen Ebenen eingeleitet. Die gute Nachricht ist jedenfalls: Die Marine wächst wieder und die Rüstungsprojekte der Marine sind auf einem kontinuierlich guten Weg. Ich gehe aber nicht davon aus, dass künftig alles reibungslos läuft, aber die stetige Abwärtsspirale ist gebremst.


Wir haben ein Umsetzungsproblem

Von Ingo Gädechens

Die Deutsche Maritime Akademie hat das diesjährige Maritime Expertengespräch unter den Titel „Zu teuer, zu spät, zu viele Mängel! – Rüstungsbeschaffung und Instandsetzung in der Kritik!“ gestellt. Bereits der bekannte Spiegelartikel „Die Ritter der Drachenburg“ von Ulrike Demmer aus dem Jahr 2011 beschrieb die schwierigen Zustände im BMVg und BAAINBw, „die Verantwortungsdiffusion“, wie es der heutige Wehrbeauftragte nennt. Damals, wie heute ist dieser Artikel noch aktuell, die Probleme sind z.T. dieselben Probleme wie heute. Daraus folgt: Wir haben kein Erkenntnisproblem, wir haben ein Umsetzungsproblem.

Es wäre jedoch falsch zu glauben, dass die Politik tatenlos zusieht, auch wenn sie bisweilen – wie ich selbstkritisch anfügen möchte – Teil des Problems ist. Viel wurde in den vergangenen Jahren unternommen, um die Missstände in der Bundeswehr zu beheben, eine schnellere Beschaffung, eine verbesserte Instandsetzung und damit eine erhöhte Einsatzbereitschaft unserer Streitkräfte zu realisieren. Beginnend mit dem Jahr 2014 haben wir unter dem Eindruck der russischen Annexion der Krim und des Konfliktes im Donbass die richtigen Trendwenden in den Bereichen Finanzen, Personal und Material eingeleitet. Und während in den ersten Bereichen Finanzen und auch Personal ein Umsteuern gelungen ist: So ist der Etat in den vergangenen Jahren stetig gestiegen, um den gewachsenen Anforderungen an die Bundeswehr nachzukommen. Und auch unsere Bewerberzahlen sind nicht so schlecht, unsere Marineschulen laufen voll, der Trend ist grundsätzlich positiv. Wo es besonders hakt, ist die materielle Ausstattung der Bundeswehr: Die ehemalige Staatssekretärin Suder hatte versucht, mit Beratern Tempo in die Beschaffung zu bekommen, insbesondere bei den Leuchtturmprojekten wie dem MKS 180. Ob die europäische Ausschreibung nun richtig war, oder nicht: Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass es bereits vor dem europäischen Ausschreibungsverfahren durchaus berechtigte Kritik aus dem parlamentarischen Raum an dieser geplanten Vergabepraxis der Exekutive gab.

Dass das Ergebnis des Ausschreibungsverfahrens nun den Abgesang der deutschen Marineschiffbauindustrie darstellt, sei dahingestellt. Wichtig ist, die Marine braucht die MKS 180 rechtzeitig. Sonst entsteht ab den 2030er-Jahren eine Fähigkeitslücke, die wir nicht wirklich haben dürfen. Ich kann nur an alle Projektbeteiligten appellieren, sich auf einen gütlichen Modus operandi zu einigen. Das wäre im Interesse aller.

Auch wenn Frau Suder vieles richtig angestoßen hat – wie ein verbessertes Projekt-, Risiko- und Vertragsmanagement. Die beschleunigte Beschaffung ist der ehemaligen Rüstungsstaatssekretärin nur bedingt gelungen, die daraus resultierende Berateraffäre beschäftigt den vom Verteidigungsausschuss eingesetzten Untersuchungsausschuss seit Monaten. Und, auch das sollte man sich vor Augen halten: Durch das Engagement externer Dienstleister und das Hinterfragen von Prozessen (was bisweilen durchaus richtig ist) wurde der Gesamtprozess Beschaffung nochmal zusätzlich in Teilen behindert und verlangsamt.

Eine grundsätzliche Reform des Beschaffungswesens ist aus meiner Sicht in absehbarer Zeit nicht realistisch. Leider. Dies war mein Eindruck während meines Mitwirkens im Expertenrat Beschaffung. Eine umfassende Reform scheiterte nicht nur an unserem derzeitigen Koalitionspartner, sondern auch am Beharrungsvermögen im BAAINBw, deren Personalvertreter im Prozess mit eingebunden waren. Ich möchte dies an dieser Stelle überhaupt nicht verurteilen. Ich habe sogar Verständnis dafür, dass die Mitarbeiter des BAAINBw reformgebeutelt und  reformmüde sind. Der über mehrere Jahre währende Umbau – infolge der 2010 beschlossenen Bundeswehrreform vom BWB ins BAAINBw – war ein mühsamer Prozess. Und es verdient grundsätzlich Respekt, dass das Amt trotz personeller Unterbesetzung versucht, ein Vielfaches an Projekten zu stemmen und das vorgesehene Investitionsvolumen rechtzeitig auf den Weg zu bringen.

Die Empfehlung der Task Force zur „Untersuchung, Beschaffungs- und Nutzungsorganisation sowie Optimierung Beschaffungswesen“ (BeschO) sind nun 53 Einzelmaßnahmen, die abgestimmt mit den Integrierten Projektteams (IPTs) umgesetzt werden sollen. Es sind Detailverbesserungen, personelle, prozessuale und strukturelle Änderungen in der Behörde, die nun für eine verbesserte Beschaffung sorgen sollen. Ich bin davon überzeugt, dass viele Einzelmaßnahmen ihre heilende Wirkung entfalten werden. Aber für mich ist zentral: Wir brauchen die Entscheider, die Fachleute mit Expertenwissen auch wieder vor Ort, in den Werften, im Marinearsenal, dort wo die Probleme entstehen und dort, wo sie behoben werden. Wir müssen – wie es der Inspekteur Marine richtig sagt – wieder für mehr Betroffenheit sorgen.

Wir müssen darüber hinaus weg von reinem Prozessdenken, hin zu mehr ergebnisorientiertem Handeln. Vielleicht kann hier unser Handeln beim einsatzbedingten Sofortbedarf eine gute Blaupause sein. Ich nehme an dieser Stelle die Politik gar nicht aus: Sie ist ebenso gefordert, rechtliche Rahmen so zu setzen, dass eine Beschaffung im Kosten und Zeitrahmen möglich ist. Ich denke aber auch, dass wir mit dem Ende Januar beschlossenen „Gesetz zur beschleunigten Beschaffung im Bereich der Verteidigung“ und dem damit verbundenen „Strategiepapier Schlüsseltechnologie“, das Anfang Februar von der Bundesregierung beschlossen wurde, ein gutes Stück weitergekommen sind.

Für mich sind ganz grundsätzlich folgende Verbesserungsvorschläge für die Beschaffung, wie auch für die Instandsetzung, sinnvoll:

  • Die Etablierung von Projektkarrieren („Expertenkarrieren“) im BAAINBw
  • Der Dienstposten eines Stellv. Abteilungsleiters See, Beauftragter für Nutzung aller Projekte
  • Ein klassenspezifischer technischer Offizier als Expertise-Träger seiner Boots-/Schiffsklasse und direkter Ansprechpartner bei Instandsetzungsvorhaben

Darüber hinaus sollten wir in der Instandsetzung wieder zu festen mehrjährigen Rahmenverträgen mit den Reparaturwerften kommen. Nicht nur, dass dort Know-how und Expertenwissen vorgehalten werden könnten, es wäre dann auch sicherlich möglich, in bestimmtem Umfang Ersatzteile vorzuhalten.

Hätten wir die eine oder andere der genannten Maßnahmen bereits eingeführt und etabliert, würde die Marine heute nicht von einer Instandsetzungskrise sprechen. Der letzte Materialerhaltungsplan ist ernüchternd. Die Marine steuert sehenden Auges auf eine mehrjährige Fähigkeitslücke (GAP) zu, bei der keine Einheiten zur Verfügung gestellt werden können. Darunter leidet dann auch die Ausbildung unserer Besatzungen. Dies ist ein ernsthaftes Problem.

Es ist wichtig, dass wir zu tragfähigen, dauerhaften Lösungen kommen, die die Einsatzbereitschaft der Marine mittel- und langfristig verbessern und erhöhen. Auf kurze Sicht sind wir, wie so oft, auf die aufopfernde Bereitschaft unserer Angehörigen der Marine angewiesen, die mit viel Improvisationskunst und manchmal langmütiger Geduld die Situation meistern.


Gemeinsam für die Einsatzbereitschaft der Deutschen Marine

Von Frank Lenski

Die Deutsche Marine bewältigt gegenwärtig das umfangreichste Aufgabenspektrum mit der gleichzeitig kleinsten Flotte ihrer Geschichte. Neben den Aufgaben der Landes und Bündnisverteidigung sind die maritimen Einsätze im Rahmen des internationalen Krisen- und Konfliktmanagements und die Beteiligung an den ständigen Einsatzverbänden der Nato bruchfrei sicherzustellen. Dieser überaus fordernde Beitrag muss im Wesentlichen mit der Kernflotte der Deutschen Marine – derzeit 46 Marineeinheiten – geleistet werden. Dies bedeutet, dass es in dieser historisch kleinen Flotte faktisch keine Redundanzen mehr gibt.

Gleichwohl ist anzumerken, dass die Deutsche Marine stets die an sie gestellten Einsatzverpflichtungen vollumfänglich erfüllt hat. Dies kann jedoch kein dauerhafter Maßstab sein, zumal die Einsatzverpflichtungen angesichts mangelnder Ressourcen nur unter größten Anstrengungen und letztlich auf Kosten des Personals der Marine, insbesondere der Bordbesatzungen, aufrechterhalten werden können.

Damit rückt die materielle Einsatzfähigkeit und Verfügbarkeit in den Fokus. Insbesondere aufgrund des umfangreichen Instandhaltungs- und Modernisierungsbedarfs der Flotte und zum Teil erheblicher Verlängerungen bei den Werftliegezeiten gestaltet sich die Regeneration von Einheiten zunehmend als Herausforderung. Um den Einsatz- und den Ausbildungsbetrieb uneingeschränkt sicherzustellen, ist es unabdingbar, dass die Schiffe und Boote der Marine planmäßig, d.h. termin- und kostengerecht sowie mit dem Abschluss der beauftragten Leistungen aus der Instandhaltung zurückkehren.

Umso wichtiger ist es, dass auch neue Waffensysteme den Rüstungsprozess zügig durchlaufen und durch die Industrie zeitgerecht und mit den vertraglich vereinbarten Leistungen abgeliefert werden und in den Dienst der Marine übernommen werden können.

Die eingeleiteten Trendwenden und die nachfolgenden Agenden des BMVg im Bereich Rüstung und Nutzung haben leider noch nicht in dem erhofften Umfange zu einer spürbaren Entlastung in der materiellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr geführt. Dabei war auch von vornherein davon auszugehen, dass diese Ansätze längere Zeit erfordern, um aus der Talsohle der stetigen Reduzierung und des Abbaus der letzten Dekaden herauszuführen.

Die Verteidigungsministerin, Frau Annegret Kramp-Karrenbauer, hat vor diesem Hintergrund auf der Bundeswehrtagung 2020 eine „Sofortinitiative Einsatzbereitschaft“ angewiesen, um möglichst rasch eine Erhöhung der materiellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr zu erzielen.

Die „Optimierung der Instandhaltungslandschaft Marine“ wurde bereits im Kontext der Agenda Nutzung des BMVg eingehend untersucht. Dabei standen angesichts der häufigen, unplanmäßigen Verlängerungen und Kostenüberschreitungen von Werftliegezeiten insbesondere die Abläufe zur Vorbereitung und der Durchführung auf dem Prüfstand. Die Ursachen sind hierbei vielschichtig und reichen von Defiziten in der Verfügbarkeit von Ersatzteilen und Kapazitäten des Marinearsenals bis zu einem unzureichend bekannten Gesamtumfang des Instandhaltungsbedarfes.

Der Befundung von Schäden und der Produktüberwachung in der Betriebsphase wird daher zukünftig besonderer Stellenwert eingeräumt. Außerdem sollen die Aufgaben in der Nutzung und Instandhaltung insbesondere an den Schnittstellen von BAAINBw, Marinearsenal sowie Marineunterstützungskommando möglichst eng verzahnt werden. Die diesbezüglichen Änderungen werden derzeit an einem Werftvorhaben erprobt und validiert. Dabei darf nicht erwartet werden, dass eine Optimierung von Prozessabläufen allein, d.h. ohne eine Verbesserung der sonstigen Rahmenbedingungen, zum Erfolg führen kann.

Ein maßgeblicher Schlüssel zur Steigerung der materiellen Einsatzbereitschaft liegt in der Entlastung des Marinearsenals in der Durchführung seines Instandhaltungsauftrages für die Flotte. Um die Folgen des jahrelangen Fähigkeits-, Personal- und Kapazitätsabbaus abzumildern und dem erhöhten Instandhaltungsbedarf der Flotte Rechnung zu tragen, kommt es darauf an, das Marinearsenal im wahrsten Sinne „wieder flott zu bekommen“ und insbesondere die Instandhaltungsgruppen kurzfristig personell zu stärken. Die Marine trägt dazu aktiv durch eigenes Personal bei. Perspektivisch gilt es zudem, die eingeleitete Modernisierung und den Fähigkeitsaufbau des Marinearsenals wieder stärker auf den Bedarf der Flotte im Nord- und Ostseebereich auszurichten und konsequent voranzutreiben.

Darüber hinaus wird die Marine im Rahmen der zuvor angesprochenen „Sofortinitiative Einsatzbereitschaft“ des BMVg zudem wieder mehr Verantwortung für die Instandsetzung in den Betriebsphasen übernehmen, also insbesondere bei vordringlichen, kurzfristig abzustellenden Schäden. Dabei wird ein zweifacher Ansatz verfolgt.

Zum einen sollen die Fähigkeiten des technischen Bordpersonals gestärkt werden, um ausgewählte komplexe Instandsetzungen erforderlichenfalls eigenständig durchzuführen zu können und gleichzeitig das Marinearsenal in der Instandhaltung zu entlasten. Dies bedingt ggf. eine Erweiterung der Ausstattung, z.B. mit Prüfgeräten und Ersatzteilen, sowie den Auf- und Ausbau von entsprechenden Werkstattkapazitäten in den Stützpunkten. Für den Erhalt der Qualifikation kommt dabei auch die Weiterbildung und Inübunghaltung des technischen Bordpersonals in den Werkstätten des Marinearsenals in Wilhelmshaven und Kiel in Betracht. Zum anderen wird angestrebt, die Steuerung und die zivil-gewerbliche Vergabe ausgewählter Leistungen der Sofortinstandhaltung (d.h. bei vordringlichen Schäden, die durch die Fähigkeiten des technischen Bordpersonals nicht abgedeckt werden können) vom Marinearsenal in die Marine zu verlagern, um auch hier Kapazitäten des Marinearsenals für die Umsetzung der planmäßigen Instandhaltungsvorhaben zu gewinnen. Um etwaigen Missverständnissen vorzubeugen: damit verbindet sich kein Insourcing von Industrieleistungen in die Marine, sondern vielmehr ein beschleunigter Leistungsabruf seitens der Marine auf Grundlage von Rahmenverträgen des BAAINBw mit der Industrie.

In einem weiteren Ansatz zur Entlastung der Instandhaltungsorganisation könnte die Systembetreuung von kleinen Hilfs- und Unterstützungseinheiten gänzlich vom Marinearsenal in die Industrie verlagert werden. Derartige systembezogene, leistungsbasierte Betreuungsverträge kommen zum Beispiel für Schleppfahrzeuge, Ausbildungsplattformen und Dienstsegelboote in Betracht. Der Nutzen derartiger Betreibermodelle liegt – neben der Entlastung der eigenen Instandhaltungsorganisation – in einer langfristigen, gesicherten Leistungserbringung durch einen festen Auftragnehmer mit entsprechend positiven Effekten für die materielle Einsatzbereitschaft. Dies ermöglicht auch der Industrie, sich perspektivisch auf die Unterstützung dieser Plattformen einzustellen, z.B. durch eigenes Personal oder Ersatzteilvorräte.

Das Marinearsenal bleibt auch bei diesem Ansatz insbesondere für die Instandhaltung der Kampfeinheiten und der damit verbundenen Spezialfähigkeiten (u.a. Waffen, Sensorik und Informationstechnik) Kernstück des Instandhaltungssystems für Marineprodukte. Die zweite maßgebliche Handlungslinie zur Erhöhung der materiellen Einsatzbereitschaft liegt in der Forderung nach einer beschleunigten Rüstung und Beschaffung neuer Systeme. Diesbezügliche Lösungsansätze werden derzeit in Federführung des BMVg eingehend untersucht und sollen hier nicht näher betrachtet werden.

Gleichwohl hierzu einige grundlegende Anmerkungen aus Sicht der Marine: In der Betrachtung aktueller Rüstungsprojekte in der Domäne See wird deutlich, dass es mit Blick auf deren Verlauf entscheidend darauf ankommt, seitens des öffentlichen Auftraggebers von vorn herein ein aktives, aber restriktives Forderungsmanagement aufzulegen, um überzogene Maximalforderungen in der Produktspezifikation ebenso zu vermeiden wie unerfüllbare Versprechungen seitens der Industrie. Um insbesondere zeitliche Realisierungsrisiken zu reduzieren, muss dabei aus Sicht der Marine zukünftig stärker auf marktverfügbare Lösungen gesetzt werden, die den wesentlichen (und nicht so sehr den wünschenswerten) Anforderungen entsprechen – auch wenn dabei Abstriche im Leistungsportfolio hingenommen werden müssen.

Keine Kompromisse sind hingegen in militärischen Kernbereichen möglich, wie z.B. bei Kampf, Führung und Schutz. In diesen Bereichen ist die Forderung von modernster Ausstattung und Gerät im Sinne von „State of the Art“ unverzichtbar.

In jedem Falle muss bei der Beschaffung neuer Produkte sowohl seitens des öffentlichen Auftraggebers als auch seitens der Industrie stets der Betrieb und der Erhalt des Systems in seiner gesamten Nutzungsdauer im Blick stehen. Demzufolge ist die vollständige Herstellung der Versorgungsreife essenziell, einschließlich technischer Dokumentation, dauerhafter Ersatzteilversorgung und vollständiger Materialdaten.

Zusammenfassend ist festzustellen, dass sich die Deutsche Marine auch in den nächsten Jahren im Spannungsfeld von fordernden Einsätzen sowie umfangreichen Instandhaltungsvorhaben und Modernisierungen befindet. Sie ist daher auf effiziente Prozesse für den Erhalt und Betrieb ihrer seegehenden Einheiten ebenso wie auf den termingerechten Zulauf neuer, einsatzfähiger Waffensysteme aus der Industrie angewiesen.

Gerade aufgrund der Komplexität und des Integrationsgrades maritimer Waffensysteme ist dabei ein ganzheitliches Verständnis des „Gesamtsystems Schiff“ unabdingbar, da sich die materielle Einsatzfähigkeit stets aus dem Zusammenwirken vieler Subsysteme bestimmt.

Deutlich wird aber auch, dass es – neben den eingeleiteten und weitreichenden Programmen zur Verbesserung der materiellen Einsatzfähigkeit im Gesamtsystem Bundeswehr – zunehmend darauf ankommt, verstärkt kurzfristig umsetzbare, pragmatische und gleichsam rechtskonforme Lösungsansätze zu verfolgen, um in absehbarer Zeit spürbare Verbesserungen zu erzielen. Hier sind alle Bereiche der Bundeswehr gefordert.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt dabei im gemeinsamen und engen Zusammenwirken aller Beteiligten seitens der Marine, des BAAINBw und der Industrie.


Die Industrie als verlässlicher Partner

Von Andreas Burmester

In bestimmten Medienberichten wird immer wieder gerne darauf zurückgeblickt, dass im Jahr 2018 vermeintlich keines der sechs deutschen U-Boote einsatzfähig war, wobei auch wir als Industrie in die Kritik geraten sind, dass Anforderungen und entsprechende Qualitätsstandards nicht eingehalten worden seien. Dass diese Schwarz-Weiß-Betrachtung so nicht korrekt ist, wissen alle, die damals in die Abläufe eng eingebunden waren.

Zur Einordnung: Grundsätzlich wird die Verfügbarkeit der U-Boote im Wesentlichen durch die Art der Nutzung, also durch die Marine selbst bestimmt. Natürlich sieht die Nutzung geplante Instandsetzungszyklen vor, zu denen die Boote an die Werft kommen. Und es ist natürlich unser Selbstverständnis, unseren Premiumkunden, wie es die Deutsche Marine ist, bestmöglich bei der Instandhaltung seiner U-Boote zu unterstützen.

Natürlich ist zu Beginn nicht immer alles glatt gelaufen, aber in den letzten zwei Jahren hat sich einiges getan: Bereits im Jahr 2018 haben wir mit dem BAAINBw eine Rahmenvereinbarung für die Instandsetzung der U-Boote der Klasse 212A abgeschlossen, im Übrigen als einziges Marineunternehmen in Deutschland. Die Ersatzteilbeschaffung ist ein sehr anspruchsvolles Thema und auch das Hoheitsgebiet unseres Kunden, der Deutschen Marine.

Wir gelten als verlässlicher Lieferant, der hochwertige U-Boote und Schiffe von Weltrang liefert. Allein 70 % der konventionellen Nato-U-Boot-Flotte kommen aus unserer Produktion. Wir lassen unsere Kunden nicht allein, sondern begleiten sie mit fundierten Service-, Ausbildungs- und Trainingsleistungen sowie logistischen Leistungspaketen. Beim Bau der modernsten deutschen Marineschiffe, den Fregatten der Klasse F 125, ist thyssenkrupp Marine Systems federführend: Die „Baden-Württemberg“ wurde auf Basis der vertraglichen Vereinbarungen übergeben und abgenommen und im Juni 2019 von der Deutschen Marine in Dienst gestellt und die Fregatte „Nordrhein-Westfalen“ wird im März 2020 an das BAAINBw übergeben. In der Öffentlichkeit wurde oft kritisiert, dass die Schiffe verspätet geliefert werden, jedoch muss man auch beachten, dass der Marineschiffbau von der Planung bis zur Lieferung ein dynamischer Prozess ist, der mehrere Jahre andauert. In dieser Zeit wachsen selbstverständlich die Ansprüche und Vereinbarkeiten weiter. Dies ist ein ständiger Wettlauf technischer Fähigkeiten, IT-Anforderungen und Szenarien einer asymmetrischen Bedrohungslage. In Rücksprache mit dem Kunden können gewisse Leistungen auch nachträglich noch erbracht werden. Das kann z.B. vorkommen, wenn spät im Projekt noch Änderungswünsche des Kunden aufgenommen werden. Darüber hinaus ist es wichtig zu wissen, dass jedes Schiff erst einmal 12 Monate ab Ablieferung auf Einsatzprüfungen geht und die Mannschaft auf dem Schiff ausgebildet wird. Das passiert normalerweise in der Nord- und Ostsee. Sofern notwendig, gehen die Schiffe im Anschluss noch einmal in die Werft. Dort bekommen sie dann vielleicht einen neuen Anstrich oder es werden eben noch Zusatzleistungen abgearbeitet.

Was unsere Leistungsfähigkeit betrifft, sind wir selbstbewusst. Der U-Boot-Bau und mittlerweile auch der Überwasserschiffbau sind Schlüsseltechnologien in Deutschland. Wir wissen, dass wir uns darauf nicht ausruhen können und stetig weiterentwickeln müssen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Wir müssen verlässlich bleiben und durch Innovation und Technologie unsere Spitzenstellung erhalten. Dazu investieren wir eigenfinanziert jedes Jahr einen dreistelligen Millionenbetrag.

Das Geld dafür verdienen wir vornehmlich im Export. Vor diesem Hintergrund teilen wir mit vielen die tiefe Sorge, dass die andauernden Diskussionen über die Ausgestaltung von Verteidigungsetats und Rüstungsexporten richtungsweisende Marine-Projekte nachhaltig negativ beeinflussen. In einem sehr politisch geprägten Geschäft benötigen unsere Kunden ein klares Signal der Verlässlichkeit, das heißt: auch zukünftig Exportunterstützung durch die Bundesregierung und idealerweise einheitliche europäische Rahmenbedingungen für den Export. Hier ist besonders zu bedenken, dass unsere Wettbewerber oft Unternehmen im Staatsbesitz sind. Zur Sicherstellung entsprechend einheitlicher Rahmenbedingungen in Europa hoffen wir auf einen konstruktiven Dialog mit der Politik. Wichtige Voraussetzungen, um den von der Bundesregierung als Schlüsseltechnologie bezeichneten Industriesektor in Deutschland auf Dauer zu erhalten, sind Aufträge aus Deutschland – wie MKS180, welcher leider nicht in Deutschland beauftragt wurde.

Es geht um die Erhaltung der Systemfähigkeit in Deutschland. Und damit um das Know-how, komplexe Systeme zu entwerfen, regelkonform zu bauen und Tausende von Hightech-Komponenten sach- und anforderungsgerecht zu integrieren. Das schafft Mehrwehrt – so wie bei den Programmen F 125, F 124 oder K 130. Die Deutsche Marine mit ihren hohen Anforderungen als Kunden zu haben, ist ein wertvolles Argument im Export, bei dem wir den restriktiven deutschen Rüstungsexportbestimmungen unterliegen und uns strikt an diese Bestimmungen halten. Im Überwasserbereich und beim U-Boot-Bau-Abkommen mit Norwegen hat uns die Regierung gut unterstützt.

Wenn wir mittel- und langfristig deutsche Arbeitsplätze sichern wollen, muss ein solcher Auftrag idealerweise dahin gehen, wo die notwendige Systemkompetenz dafür liegt, und das ist nun einmal Deutschland, seitens der Landesregierung Schleswig-Holstein erhalten wir dazu gute Unterstützung.


MRO – kurzfristig, nicht planbar
Die Industrie vermisst ein Fairplay

Von Bernd Wittorf

MRO – Maintenance, Repair, Overhaul – ein Anglizismus für Instandhaltung und Reparatur sowie, etwas frei übersetzt, Fähigkeitsanpassung, hier betreffend Boote und Schiffe der Deutschen Marine.

MRO in der Wahrnehmung der Marine steht zunächst für Ausfallzeiten der Einheiten. Dann in der Regel für Unplanbarkeit, weil immer mehr defekt ist als ursprünglich vorhersehbar war.

MRO in der Welt der Werften – ist sicher nie Neubau von Schiffen, ist immer von großer Flexibilität geprägt. Ist immer überraschend und nicht planbar.

Hierbei meine ich nicht nur die Diskussionen mit dem Marinearsenal als Auftraggeber und dem Bordkommando, diese sind dann ja oft aufgrund eines gemeinsamen Kenntnisstandes zumindest geprägt von einem gewissen Konsens in der Sache, nicht aber unbedingt in den Auswirkungen auf den ursprünglichen Endtermin.

Ich meine hierbei auch die internen Diskussionen und Überlegungen auf einer Werft. Meist sind Prozesse des Neubaus nicht auf die Belange MRO zu übertragen. Auch hieran wird deutlich: MRO ist ein eigenes Geschäftsumfeld. Problematisch natürlich, weil so schlecht planbar. Alles ist kurzfristig, nichts wirklich mittelfristig planbar, immer auch mit einer Unsicherheit für eine Amortisation nötiger Investitionen in Anlagen und Maschinen verbunden.

Verlässlichkeit wird, auch und gerade in diesem Umfeld, durchaus dennoch und mit Recht erwartet. Insbesondere erwartet unsere Marine bzw. das Marinearsenal Termintreue und Qualität bei den Instandsetzungsvorhaben.

Verlässlichkeit kann es aber nicht zum Nulltarif geben. Verlässlichkeit braucht handelnde Mitarbeiter mit großem Erfahrungsschatz. Nicht zu vergessen: Die Freiräume, diesen auch an nachfolgende Mitarbeiter weiterzugeben. Läuft jetzt alles reibungslos bei einem Instandsetzungsvorhaben?

Ich bin mir sicher. Sie alle haben die Nachrichten um die Instandsetzungsvorhaben der letzten Jahre intensiv verfolgt. Ich meine damit nicht (nur) den Fall „Gorch Fock“. Generell verlängern sich Werftliegezeiten in Instandsetzungsvorhaben meist deutlich!

Also ist diese Frage mit einem klaren „Nein“ zu beantworten!
Was sind die Gründe?

Ich möchte und werde an dieser Stelle weder ein Lob- noch ein Klagelied der Werftindustrie singen! Dazu sind die Probleme aus meiner Sicht zu vielschichtig. Wir müssen aber gemeinsam praktikable Lösungen für die Zukunft entwickeln. Diese Lösungen müssen auch den Interessen der Reparaturwerften Rechnung tragen. Wie auch oben schon für die Werften beschrieben: Reparatur ist kein Neubau!

Prozesse und Abläufe unterscheiden sich nun einmal signifikant. Dieses gilt nicht nur für den Werftbetrieb. Auch die Kundenseite muss der gebotenen Flexibilität Rechnung tragen.

Umfangreiche und nicht mit der Industrie abgestimmte Vertragswerke, oft eher aus der Neubeschaffung entliehen und für die Reparatur angepasst, fordern Anwälte, helfen allerdings nicht, das Instandhaltungsvorhaben zu beschleunigen, ganz im Gegenteil!

Leider sind in den letzten Jahren alle Versuche seitens der Industrie über ein, den Belangen beider Seiten ausgewogen Rechnung tragendes, Vertragswerk zu verhandeln fehlgeschlagen. Nach und nach wurde das bestehende Vertragswerk einseitig durch Einfügen immer neu-er Einzelparagraphen ausgehöhlt, um nun in dem schon beschriebenen mächtigen Vertragswerk zu enden. Die Industrie vermisst hier ein Fairplay.

Sie mögen jetzt argumentieren: Dann nehmt den Auftrag doch nicht an, verhandelt nach, lehnt ab – werden dann die Boote und Schiffe der Marine überhaupt noch gewartet? Wie lange dauert so ein Prozess, wer hat den längeren Atem. Das Problem wird also eher größer.

Ferner gilt es zu beachten: Natürlich hat sich die Industrie auf die Forderungen und Belange der Instandsetzung von Einheiten der Deutschen Marine eingestellt. Stellt Personal und Infrastruktur zur Verfügung, hat also auch wirtschaftliche Zwänge und Abhängigkeiten. Der Kunde Deutsche Marine bzw. Aufträge zur Instandhaltung von Einheiten entscheiden für einige Betriebe über den Fortbestand.

Wir sind uns doch an sich alle einig:
Die Marine benötigt zur Erfüllung ihrer Aufgaben funktionsfähige, gut gewartete Einheiten.

Dazu bedarf es auch einer funktionsfähigen Werftinfrastruktur an der deutschen Küste: Erfahrenes Personal, eine Werftinfrastruktur, die sicheres, termingerechtes qualitativ hochwertiges Arbeiten ermöglicht. Das heißt auch: Jeder Betrieb, jede Werft die in diesem Umfeld hochwertige Leistungen erbringen soll, muss auch mit einem Mindestmaß an Vertrauen ausgestattet werden.

Zum Abschluss meiner Ausführungen noch einige Worte zu praktischen Erwägungen und Anregungen:
Lagerhaltung: Allzu oft erleben wir im täglichen Reparaturgeschäft, dass diese Pumpe, dieses Ventil ersatzweise erst in einigen Wochen verfügbar ist. Leider ist nur wenig Material lagermäßig verfügbar. Eine gut geplante Lagerhaltung kritischer Komponenten, entweder von der Industrie gesteuert oder im Arsenal bevorratet, könnte hier sicher Abhilfe schaffen.

SoftInst: Hier bedarf es sicher eines höheren Verfügungsrahmens der handelnden Personen auch und gerade in den Stützpunkten. Standardisierung in der Instandhaltung: Welche Werft hat Erfahrung mit welcher Schiffsklasse? Wie kann eine solche Erfahrung in beiderseitigem Interesse genutzt werden? Ich freue mich auf weitere Diskussionen und Anregungen – Und die weitere Zusammenarbeit mit Marine und MArs!

Erschienen in Leinen los! 04/2020

12. Maritimes Expertengespräch

„’Zu teuer, zu spät, zu viele Mängel!’ Rüstungsbeschaffung und Instandsetzung in der Kritik.“ Unter diesem Motto findet am 20. Februar 2020 das 12. Maritime Expertengespräch im Marine-Ehrenmal in Laboe statt.

Gravierende Mängel bei der Rüstungsbeschaffung sowie zeitlich und finanziell ausufernde Industrieinstandsetzungen stellen Qualität und Einsatzbereitschaft der Bundeswehr nicht nur infrage, sondern es steht zudem die Verteidigungsfähigkeit unseres Landes auf dem Spiel. Dies betrifft auch die Marine, die 2018 ihren Tiefpunkt erlebte, als die Hälfte der Flotte an der Pier oder in der Werft lag. Die Öffentlichkeit war durch die negative Berichterstattung der Medien über die Kostenexplosion bei der Sanierung des Segelschulschiffes „Gorch Fock“ alarmiert.

Die Bundesregierung hat die materiellen Probleme 2017 offen benannt und festgestellt, dass sich nahezu alle Großgeräte von Heer, Luftwaffe und Marine in einem „beklagenswerten Zustand“ befinden. Es wurde die Trendwende Material angekündigt. Auch die neue Verteidigungsministerin setzt sich inzwischen vehement für einen Wandel in Sachen Material ein.

Ist die Trendwende Material inzwischen in der Truppe angekommen? Welche Fehler wurden in der Vergangenheit gemacht und welche Konsequenzen insbesondere im Beschaffungswesen und in der Instandsetzung haben die Politik,die Rüstungswirtschaft und die Bundeswehr daraus gezogen?

Bei der Podiumsdiskussion mit Experten werden diese und weitere Frage ausführlich erörtert.

Podiumsdiskussion mit Experten in der Historischen Halle,
Marine-Ehrenmal in Laboe, Strandstraße 92, am Donnerstag, den 20. Februar 2020 um 18:00 Uhr

Aufbauseminar für Shanty-Chorleiter

Zum zweiten Aufbauseminar für Chorleiter der Shantychöre im Deutschen Marinebund trafen sich 25 Chorleiter, zum Teil mit Begleitung, in Laboe.

Das von der Deutschen Maritime Akademie und dem Beauftragten der Shantychöre durchgeführte Seminar war wieder ein voller Erfolg. Mit den Referenten, Dr. Michale Stehr, Vereins- und Urheberrecht, und Rudi Ried, Atemtechnik, Notenkunde, standen vom Einsingen bis hin zum Einüben eines Shantys nach Noten ohne und mit Begleitmusik viele Themen auf dem Programm. Ein gemeinsamer Besuch des Marinestützpunktes Kiel mit einer Hafenrundfahrt und der Besichtigung des Minenjagdboots „Datteln“ rundeten das Seminarprogramm ab. Eine Hutsammlung der Teilnehmer ergab den Betrag von 300 Euro, der für den Erhalt des Marine-Ehrenmals in Laboe gespendet wurde.

Text: Werner Haase

Die EU im Umbruch?

Parlamentarisches Frühstück in Berlin

Von Dieter Stockfisch/ws

Finnland hat seit Juli 2019 den EU-Ratsvorsitz inne. Daher hat Finnlands Botschafterin in Deutschland, Anne Sipiläinen, über Finnlands Zielsetzungen, Herausforderungen und Arbeitsprogramme während des finnischen EU-Ratsvorsitzes vorgetragen: Europa befindet sich inmitten eines internen und globalen unberechenbaren Wandels, den die EU bewältigen muss. Der Wettbewerb zwischen den Großmächten spitzt sich zu, der Brexit belastet die Gemeinschaft, während das internationale System mit seinen Normen und Prinzipien in Frage gestellt wird. Ziel unserer Bemühungen muss ein ökologisch, wirtschaftlich und sozial nachhaltiges Europa sein, das den Menschen dient. Ein zentrales Ziel des EU-Vorsitzes bleibt, die Rolle der EU als Vorkämpfer für den Klimaschutz (Pariser Klimaabkommen, CO2-Reduzierung) zu festigen. Ein weiteres Ziel ist die Stärkung der gemeinsamen Werte (Freiheit, Gleichheit, Wahrung der Menschenrechte, Rechtsstaatlichkeit). Dazu zählen eine wettbewerbsfähige Wirtschaft, stetiges Wachstum, Einhaltung des Finanzrahmens, Digitalisierung, Künstliche Intelligenz, Mobilität, Energiesicherheit, Gesundheit, einheitliche Arbeitszeitregelung, fairer Binnenmarkt, regelbasierter Freihandel, Einhaltung der Standards, Migrationssteuerung sowie eine intensive Förderung von Bildung und Forschung.

Finnland betrachtet Deutschland dabei als seinen engsten EU-Partner, der zudem Finnlands ehrgeizigen Wertekatalog teilt. Schließlich zielt das Arbeitsprogramm auf die Gewährleistung einer umfassenden Sicherheit für Europa. Neben einer gemeinsamen EU-Außenpolitik zählt dazu eine Vertiefung der Verteidigungsanstrengungen. So muss das PESCO (Permanent Structured Cooperation)-Programm innerhalb der Gemeinsamen Sicherheits- und Verteidigungspolitik (GSVP) der EU weiter ausgebaut werden. Besonderes Augenmerk gilt dem Schutz der Seewege, auf die Europas Handel zwingend angewiesen ist. Auch der Ostseeraum bedarf der Sicherung, an der sich Finnland zunehmend und maßgeblich beteiligt. So hatte Finnland beispielsweise 2018 die Führung des großen multinationalen Seemanövers Northern Coasts im Ostseeraum übernommen.

Ministerialdirigent a.D. Karl-Dietrich Haase begrüßte in seiner Funktion als Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Maritimen Akademie (DMA) zahlreiche Abgeordnete aus Bund und Ländern, Vertreter der Bundeswehr, der Wirtschaft, dem Diplomatischen Korps und dem öffentlichen Leben beim Parlamentarischen Frühstück am 26. September in Berlin. Ein besonders herzlicher Gruß galt Susanne Wiegand, Mitglied des Bereichsvorstands Rheinmetall Electronics, als Sponsorin des Frühstücks und der Schirmherrin der Veranstaltung, Melanie Bernstein (MdB/CDU), in deren Wahlkreis das Marine-Ehrenmal und der Stammsitz des Deutschen Marinebundes angesiedelt ist, die mit einem kurzen Grußwort zum Vortrag der Botschafterin von Finnland, Anne Sipiläinen, überleitete.

Erschienen in Leinen los! 11/2019

„Die Marine leistet gute Arbeit“

Zum Vortrag des Generalinspekteurs der Bundeswehr am 14. Februar in Berlin

von Dieter Stockfisch

Beim Parlamentarischen Frühstück der Deutschen Maritimen Akademie (DMA), einer 100-prozentigen Tochter des Deutschen Marinebundes, am 14. Februar 2019 in Berlin hat der Generalinspekteur der Bundeswehr, General Eberhard Zorn, zum Thema „Herausforderungen und Perspektiven für die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr“ vorgetragen. Die Veranstaltung stand unter der Schirmherrschaft des Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses, Wolfgang Hellmich, MdB/SPD, der ein kurzes Grußwort an die versammelten Gäste richtete. Eingestimmt auf den Vortrag wurden die mehr als 130 Gäste durch den Stellvertretenden Vorsitzenden der DMA, Ministerialdirigent a.D. Karl-Dietrich Haase. Ein besonders herzliches Willkommen galt dem Generalinspekteur, den rund 20 Bundestagsabgeordneten, dem Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Dr. Hans-Peter Bartels, dessen Vorgänger im Amt Reinhold Robbe und dem Stellvertreter des Inspekteurs der Marine und Befehlshaber der Flotte und Unterstützungskräfte, Vizeadmiral Rainer Brinkmann, dem Amtschef des Planungsamtes, Konteradmiral Thomas Jugel und den Attachés aus Griechenland, Schweden und Serbien. Für die Teilnehmer aus den Ministerien wurden stellvertretend Karl-Heinz Görrissen, Abteilungsleiter im Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur und Dr. Michael Frehse, Abteilungsleiter im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat begrüßt. Vertreten waren der Verband Deutscher Reeder, die Marine-Offizier-Vereinigung, der BundeswehrVerband, der Maritime Industriezirkel Bonn/Berlin, der Bundesverband der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie, der Fischereiverband, die Molinari-Stiftung und das Deutsche Maritime Institut, dessen Präsident, Vizeadmiral a.D. Hans-Joachim Stricker am Ende der Veranstaltung das Schlusswort hielt.

Ermöglicht wurde das Parlamentarische Frühstück durch die Unterstützung des Sprechers der Geschäftsführung und Mitglied des Vorstandes der Diehl Defence Holding. Vertreten wurde er durch Dr. Elisabeth Hauschild, Leiterin des Hauptstadtbüros der Diehl Stiftung. Karl-Dietrich Haase sprach dann den aktuellen Bericht des Wehrbeauftragten an, in dem die Lage der Bundeswehr als nach wie vor mangelhaft bezeichnet wird. Angesprochen wurden u.a. große Lücken beim Personal und Material und der lähmende Verwaltungsaufwand in den Streitkräften und leitete so über zum Vortrag des Generalinspekteurs (GI). Der (GI) ist truppendienstlicher Vorgesetzter aller Soldatinnen und Soldaten der deutschen Streitkräfte und ist als militärischer Berater der Bundesregierung und höchster militärischer Repräsentant der Bundeswehr Teil der Leitung des Bundesministeriums der Verteidigung (BMVg). Als ranghöchster Soldat sind ihm die Streitkräfte in jeder Hinsicht unterstellt. Er ist für die Gesamtkonzeption der militärischen Verteidigung einschließlich der Planung, Vorbereitung, Führung und Nachbereitung der Einsätze der Bundeswehr verantwortlich.

In seinem Vortrag ging der GI konkret auf die aktuellen Entwicklungen in der Bundeswehr ein, u.a. auch auf den Jahresbericht 2018 des Wehrbeauftragten, der der Bundeswehr ein schlechtes Zeugnis ausstellt. Der GI beklagte das schlechte Image der Bundeswehr in den Medien, obgleich die Truppe „gute Arbeit“ leiste. Die Bevölkerung müsse daher die Bundeswehr positiv wahrnehmen. Um die Einsatzbereitschaft der Bundeswehr wieder voll herstellen zu können, brauche es viel Geduld und einen langen Atem. Er zeichnete ein Bild der Streitkräfte, das die gravierenden Mängel vor allem bei Finanzen, Material, Ausrüstung und Personal der Bundeswehr in den letzten 25 Jahren nunmehr schrittweise aufhelle. Nicht nur der 2019 auf 43,2 Mrd. Euro gestiegene Verteidigungshaushalt (ca. 5 Mrd. höher als 2018), sondern auch die eingeleitete Trendwende bei Finanzen, Material und Personal wirkten sich langsam auf die Lage und Einsatzfähigkeit der Bundeswehr positiv aus. Neue Projekte könnten jetzt angefasst und jüngst (2017) initiierte Neuaufstellungen wie das Kommando CIR (Cyber- und Informationsraum) weiter personell ausgebaut werden. Die aktuelle Bedrohungslage stehe im Wesentlichen auf drei Säulen: Cyber-Raum, internationaler Terrorismus und Bedrohungen, die von Russland ausgehen. Cyber-Sicherheit bilde heute und künftig vor allem für Streitkräfte eine wachsende Herausforderung, der sich auch die Bundeswehr stellen müsse. Die angespannte Personallage der Bundeswehr konnte zwar durch zusätzliche 5.000 Dienstposten etwas gemildert werden, bleibe aber weiterhin angespannt. Es gelte jedoch in der Personalauswahl die Devise „Qualität vor Quantität“.

Trotz materieller und personeller Einschränkungen zeichnet sich die Bundeswehr in den vielfältigen Auslandseinsätzen (u.a. Afghanistan, Mali, Syrien) seit Jahren durch zuverlässige Teilnahme, Truppenstellung und hohe Einsatzbereitschaft aus, wenn auch Material und Personal für Auslandsmissionen immer noch mit viel Improvisation zusammengezogen werden müssen. Nachdem die Landes- und Bündnisverteidigung wieder in den Mittelpunkt der Verteidigungsanstrengungen gerückt wurde, werde die Bundeswehr künftig doppelt und parallel gefordert: Landes- und Bündnisverteidigung und Einsätze zur Krisen- und Konfliktbeherrschung. Vor diesem Hintergrund zollte er der Marine höchste Anerkennung, da sie sich durch gute Arbeit bestens bewähre. Die Marine beteilige sich seit Jahren unter Anspannung aller Kräfte und gekonntem Improvisationsvermögen regelmäßig und zuverlässig mit Schiffen, Booten und Flugzeugen an den weltweiten zahlreichen Auslandseinsätzen zur Krisen- und Konfliktbewältigung und leiste parallel seit Jahrzehnten entscheidende Beiträge zur Landes- und Bündnisverteidigung, u.a. durch ihre kontinuierliche Teilnahme an den vier ständigen maritimen Einsatzverbänden der Nato (Standing Nato Naval Forces). Die internationale Zusammenarbeit gehöre traditionell zum Wesenskern der Marine. Das sei ein Schritt auf dem Wege zur Armee der Europäer. Auch die Ausbildung in der Marine sei sehr gut, davon habe er sich bei seinen Besuchen selbst überzeugen können. In diesem Zusammenhang sagte Hellmich, die Marine brauche die Gorch Fock als Ausbildungsschiff, daher „wollen wir die Gorch Fock unter vollen Segeln am Schwimmen haben und zwar auf hoher See und nicht als Museumsschiff in irgendeinem Hafen“.

Abschließend gab der GI eine kurze Einschätzung zur sicherheitspolitischen Weltlage. Danach werde der Kampf gegen den IS weitergehen und damit auch die Bundeswehr weiter einbinden. Sollten die USA ihre Truppen aus Afghanistan abziehen, dann würde auch Deutschland nach dem Motto „Gemeinsam rein, gemeinsam raus“ folgen. Nach der Kündigung des INF (Intermediate Range Nuclear Forces)-Vertrags durch die USA und Russland könnte möglicherweise Deutschland bzw. die Bundeswehr in eine neue Nachrüstungsdebatte einbezogen werden. Daher müsse der Bundeswehr auch mit Blick auf europäische Streitkräfte künftig eine größere Rolle in der EU zukommen.

Erschienen in Leinen los! 04/2019

„Meer erleben“ Frühjahrstagung des Deutschen Marinebundes in Wilhelmshaven

„Wilhelmshaven ist die bedeutendste Marinebasis in Deutschland. Von daher liegt es nahe, dass wir als größter maritimer Interessenverband Deutschlands mit rund 10.000 Mitgliedern hier in WHV Flagge zeigen“, betont der Präsident des DMB Heinz Maurus. „Wir wollen in dieser alten Marinestadt wieder deutlich sichtbarer werden und Angehörigen der Deutschen Marine und allen mit der Seefahrt verbundenen Menschen eine Heimat bieten.“

Präsidium und erweiterter Vorstand tagten Freitag und Sonnabend mit einer umfangreichen Tagesordnung in unserer Stadt, in der der Deutsche Marinebund am 30. Mai 1953 wieder-gegründet worden ist. Unter dem Motto „Meer erleben“ diskutierten Vertreter aus allen Bundesländern, wie sie den Deutschen Marinebund als Dachverband mit all seinen Kameradschaften, Vereinen und Vereinigungen noch attraktiver machen können.

„Das Freizeitangebot ist vielfältig, vom Segeln bis zum allgemeinen Seesport, von der Kameradschaft bis zur Traditionspflege und der Vertretung maritimer Interessen im vorpolitischen und politischen Raum. Diese breite Angebotspallette kann sich sehen lassen. Hier kann man ,Meer erleben´ und findet ein reiches Betätigungsfeld“, betont Werner Schiebert, Vizepräsident und zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit.

Präsidium und Landesverbandsleiter bereiteten darüber hinaus den diesjährigen Abgeordnetentag des Deutschen Marinebundes in Berlin am 25./26.10.2019 vor. Die Delegierten und Gäste werden sich in Berlin mit dem Thema „Europäische Sicherheits- und Verteidigungsunion – eine neue Herausforderung für die Deutsche Marine und maritime Wirtschaft“ auseinandersetzen.

Als Gesprächspartner sind dazu die Bundesministerin der Verteidigung, Abgeordnete aus dem Europäischen Parlament und dem Deutschen Bundestag, je ein Vertreter der Deutschen Marine und des Verbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie eingeladen.

Vor Beginn der Sitzung trafen sich Maurus, Schiebert und Bundesgeschäftsführer Mike Brach zu einem Informations- und Meinungsaustausch mit Oberbürgermeister Andreas Wagner im Rathaus. Daran schloss sich ein Redaktionsbesuch bei der Wilhelmshavener Zeitung an.

Eisig und doch voller Leben – Sonderausstellung „Antarctica“ im Übersee-Museum Bremen

Kurs Süd, immer Süd. Über den Äquator mit seiner Sonne und der ewigen Hitze. Dann beginnt die Temperatur zu sinken, es wird nicht nur kühler, es wird kalt. Richtig kalt. Schließlich haben wir nach einer Reise von vielen Tausend Kilometern unser Ziel erreicht: die Antarktis, einer der am wenigsten erforschten Orte der Welt. Hier herrschen Temperaturen von -55 °C, Windböen erreichen 300 km/h, im Winter gibt es nur wenige Stunden Sonnenschein am Tag. In dieser bizarren und scheinbar lebensfeindlichen Umgebung existiert eine schier unüberschaubare Anzahl von Tieren, die sich perfekt an die für uns Menschen tödlichen Gegebenheiten angepasst haben.

Kommen Sie mit auf eine Reise in die Welt der weißen Kälte, als 12. Mitglied der Expedition von Luc Jacquet. Im Alter von 24 Jahren kam der damalige Biologiestudent erstmalig in die Antarktis, um für ornithologische Forschungen Pinguine zu zählen. Damals entdeckte er nicht nur seine Abenteuerlust, sondern auch die Leidenschaft für den Film. Diese hat ihm 2015 den Oscar in der Kategorie „Bester Dokumentarfilm“ für das Meisterwerk „Die Reise der Pinguine“ eingebracht, eine opulente Arbeit von berauschender Schönheit, die 35 Mio. Menschen weltweit begeisterte. Zusammen mit den Fotografen Laurent Ballesta und Vincent Munier sowie acht weiteren Männern hat sich Jacquet 2015 wieder auf die Reise gemacht, um den Menschen die Vielfalt dieser unwirtlichen Region nahezubringen. Die Resultate seiner mühevollen und gefährlichen Arbeit können Sie im Übersee-Museum in Bremen bestaunen. 45 Tage lang hat das Team in dem von Menschen bislang fast unberührten Raum zugebracht und dabei einzigartige und beeindruckende Sequenzen festgehalten. Die Taucher der Expedition mussten bis zu sechs Stunden mit dem Anlegen der speziellen Ausrüstung verbringen, um auf ihren Einsätzen einzigartige Bilder von Eisschollen und -bergen, Anemonen, Seesternen, Quallen und Fischen einfangen zu können. Pinguine und Robben, die Grenzgänger zwischen Wasser und Land, bringen den Betrachter wieder hinaus aus dem nassen Element und aufs Eis, mitten hinein in eine Kolonie von Kaiserpinguinen. Präsentiert werden diese Aufnahmen auf großflächigen Leinwänden, Wind und Vogelgeschrei untermalen die Szenen eindrucksvoll.

Der abschließende Teil der Ausstellung wurde vom Übersee-Museum in wissenschaftlicher Kooperation mit dem Alfred-Wegener-Institut in Bremerhaven gestaltet. Hier steht die antarktische Polarforschung im Mittelpunkt, Kinder können spielerisch noch mehr über die Antarktis herausfinden.

Die Sonderausstellung „Antarctica“ ist im Übersee-Museum Bremen noch bis zum 24. April 2019 zu sehen.

Text: Marcus Bredick
Quelle: Übersee-Museum Bremen

Der Kaiser und sein Fotograf: Regisseur Luc Jacquet mit einem Kaiserpinguin. Foto: Vincent Munier

Parlamentarisches Frühstück in Berlin – September 2018

Ein klares Bekenntnis zur europäischen Sicherheit - Großbritannien verlässt die EU, aber nicht Europa

Unter verschärften Bedingungen fand am 27. September dieses Jahres das Parlamentarische Frühstück in Berlin statt. Es war für die geladenen Gäste nicht ganz einfach, sich zum Veranstaltungsort, dem Hopfingerbräu im Palais, durchzuschlagen. Grund für die leichten Schwierigkeiten war der Staatsbesuch des türkischen Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan, der zu dieser Zeit in Berlin weilte.

Die Begrüßung erfolgte durch den Organisator der Veranstaltung, Ministerialdirigent Karl-Dietrich Haase, in seiner Funktion als Stellvertretender Vorsitzender der Deutschen Maritimen Akademie. Das Frühstück wurde – nicht zum ersten Mal – in bewährter Art und Weise gemeinsam mit MARINBO, dem Maritimen Industriezirkel Bonn-Berlin, ausgerichtet.

Besonders herzlich begrüßt wurden 26 gemeldete Bundestagsabgeordnete, darunter der Schirmherr der Veranstaltung, MdB Ingo Gädechens, CDU. Für die Marine wurde Vizeadmiral Rainer Brinkmann, für die Politik der Vorsitzende des Arbeitskreises Küste, Oliver Grundmann (MdB/CDU) begrüßt. Ein herzliches „Welcome“ galt dem Wehrbeauftragten des Deutschen Bundestages, Dr. Hans-Peter Bartels und aus der Industrie Tim Wagner, dem Geschäftsführer der Lürssen Werft, der als Sponsor des Parlamentarischen Frühstücks diese Veranstaltung möglich gemacht hatte.

Stellvertretend für die Repräsentanten zahlreicher Verbände erwähnt Werner Schiebert an dieser Stelle nur Dr. Hans Christoph Atzpodien, den Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie.

Anschließend stimmte Haase die Gäste auf die Rede von S.E. Sir Sebastian Wood in diesen unruhigen Zeiten vor dem BREXIT ein. Sir Sebastian Wood ist seit September 2015 britischer Botschafter in Deutschland und war vorher Botschafter in China.

Zunächst übergab Karl-Dietrich Haase an den Schirmherrn, Ingo Gädechens, der im Rahmen seines Grußwortes natürlich die Wahl von Ralph Brinkhaus am Vortag zum neuen Chef der CDU/CSU-Bundestagsfraktion ansprach. Er selbst, so Gädechens stehe für Beständigkeit, denn er wurde mit mehr als 96 % der Stimmen erneut zum Obmann des Verteidigungsausschusses gewählt.

Anschließend hatte S.E. Sir Sebastian Wood das Wort, der zum Thema „Allgemeine Aspekte der europäischen Verteidigung und Sicherheit einschließlich der bilateralen Beziehungen zwischen Deutschland und Großbritannien“ vortrug.

„Wir verlassen die EU, aber nicht Europa. Wir sind eine europäische Nation, und wir teilen europäische Werte und Interessen. Das haben wir im Laufe der Geschichte und besonders auch im zurückliegenden Jahr mit all seinen Herausforderungen bewiesen.

Großbritannien hat in dieser Zeit ein klares und bedingungsloses Bekenntnis zur europäischen Sicherheit abgelegt. Zunächst mündlich in der Rede unserer Premierministerin bei der Münchener Sicherheitskonferenz und dann noch einmal schriftlich in unserem Weißbuch zur zukünftigen Partnerschaft Großbritanniens mit der EU. Am wichtigsten aber ist, dass wir es in diesem turbulenten Jahr, in dem ganz Europa, nicht nur die EU, an einem Strang ziehen musste, mit unserer Politik unter Beweis gestellt haben.

Im zurückliegenden Jahr hat Großbritannien in allen großen Fragen an der Seite Deutschlands und unserer anderen europäischen Verbündeten gestanden:

Wir haben uns für den Erhalt des wichtigen Atomabkommens mit dem Iran eingesetzt, wir waren entschieden gegen eskalierende Handelskriege und wir haben uns dem völkerrechtswidrigen Einsatz von Chemiewaffen in Syrien wie auch in Salisbury entgegengestellt, um nicht nur die gefährdeten Personen zu schützen, sondern auch das internationale System, das unsere Sicherheit gewährleistet.

Manche Leute waren besorgt, dass die Entscheidung Großbritanniens für den Austritt aus der EU unsere Rolle in der europäischen Verteidigung und Sicherheit schwächen würde. Diese Leute irren sich. Wir werden weiter bedingungslos für die europäische Sicherheit einstehen.

Es stimmt, die Bevölkerung Großbritanniens hat eine demokratische Entscheidung getroffen, die EU zu verlassen. Und es stimmt auch, dass wir für die Zukunft ein neues Verhältnis zur EU aufbauen müssen, mit einem neuen Gleichgewicht von Rechten und Pflichten in unserer Wirtschaftspartnerschaft. Wenn es jedoch um die Verteidigung und Sicherheit geht, ist es entscheidend, dass wir uns weiter gegenseitig vor den heutigen Gefahren schützen und dass wir auch den künftigen Bedrohungen gemeinsam entgegentreten.

Denn Europa ist (für Großbritannien) mehr als nur die EU, und wir müssen uns alle gemeinsam den immer wieder neuen Bedrohungen stellen. Wir Europäer tun ja tatsächlich jetzt mehr. Endlich investieren wir mehr Geld in unsere Verteidigung und stärken den europäischen Pfeiler der Nato. Die Sicherheits-Instrumente der EU funktionieren inzwischen gut und helfen, uns gegen interne Gefahren wie Kriminalität und Terrorismus zu schützen. Die Nato und die EU haben auch versichert, dass sie zusammenarbeiten werden, um Europa gegen eine neue Art hybrider Bedrohungen zu verteidigen. Diese sind alle gekennzeichnet von der Fähigkeit, Schwachstellen in unserer Wirtschaft und unseren Gesellschaften auszunutzen, die oft vom rasanten Tempo des technologischen Wandels verursacht werden. Großbritannien hat eine starke nachrichtendienstliche Verbindung zu seinen europäischen Partnern und zu Deutschland insbesondere, was dazu beiträgt, Terroranschläge zu vereiteln. Das ist uns dieses Jahr auch gelungen!

Großbritannien steht an der Spitze dieser europäischen Reaktion. Wir engagieren uns in dreierlei Hinsicht:

Wir halten unsere Position als führender NATO-Partner in Europa, indem wir in unsere Fähigkeiten investieren und das Leitbild dafür gestalten, wie die Nato sich auf neue Bedrohungen einstellen kann.

Wir schlagen eine tiefgehende Drittstaaten-Partnerschaft mit der EU vor, insbesondere um weiter einen Beitrag zu den Instrumenten und Agenturen der inneren Sicherheit der EU leisten zu können – wie Europol, SIS II oder dem Europäischen Haftbefehl. Und wir bauen stärkere bilaterale Verteidigungs- und Sicherheits­beziehungen zu europäischen Ländern auf.

Die enge bilaterale Verteidigungsbeziehung Großbritanniens mit Deutschland ist ein gutes Beispiel dafür. Unsere Streitkräfte operieren gemeinsam: bei der Operation Resolute Support in Afghanistan, im Rahmen der Mission gegen den Islamischen Staat in Syrien und Irak, und wir führen beide Bataillone der Nato-Speerspitze im Baltikum.

Nächste Woche wird unser Verteidigungsminister Williamson gemeinsam mit Verteidigungsministerin von der Leyen eine gemeinsame Erklärung zu unserer künftigen verstärkten Verteidigungszusammenarbeit unterzeichnen. Großbritannien hat auch Pläne für unsere weitere militärische Präsenz in Sennelager zu Ausbildungszwecken und für die Bildung einer gemeinsamen deutsch-britischen Brücken-Einheit in Minden auf der Basis des Brücken- und Fährenfahrzeugs Amphibie M3. Außerdem haben wir uns wieder dem Boxer-Programm angeschlossen und freuen uns darauf, in bis zu 500 gemeinsam entwickelte moderne Panzerfahrzeuge zu investieren. Da wir auf beiden Seiten neue Systeme zu entwickeln haben, gibt es viel Raum für eine Zusammenarbeit – zum Beispiel beim Major Ground Combat System für den Bodenkampf oder dem Programm zum Ausbau der Eurofighter-Fähigkeiten (Typhoon Capability-Programme). Ich sehe keinen Grund, warum die Bundesmarine und die Royal Navy nicht davon profitieren sollten, in Sachen Gerätefähigkeit enger zu kooperieren – wir verfügen über einige erstklassige Fähigkeiten. Und vielleicht ist die deutsche Rüstungsindustrie auch daran interessiert, sich zum Beispiel an dem neuen Typ 31-Fregatten-Exportprogramm zu beteiligen.

Sie sehen: Entschlossenheit, greifbare Ergebnisse und echte Partnerschaft. Das ist es, was Großbritannien in Deutschland und in Europa einzubringen hat und was wir mit unserem Weißbuch zum künftigen Verhältnis Großbritanniens zur EU angeboten haben. Die Erklärung von Bundeskanzlerin Merkel nach dem Gipfel in Salzburg, dass sie eine gemeinsame Grundlage für die Zusammenarbeit bei der inneren Sicherheit und in der Außenpolitik sieht, stimmt mich optimistisch.

Aber wie Premierministerin May nach Salzburg gesagt hat, befinden wir uns in den Verhandlungen jetzt in einer Sackgasse, besonders bei den beiden miteinander zusammenhängenden Fragen einer Notfallregelung für Nordirland und unserer zukünftigen Handelsbeziehungen. Diese Fragen müssen in einer Art und Weise gelöst werden, die den grundlegenden Interessen beider Seiten Rechnung trägt. Wir haben unsere Vorschläge für eine künftige Handelsbeziehung mit der EU sorgfältig so gestaltet, dass der Binnenmarkt der EU respektiert wird. Und unsere Vorschläge für die Grenze zwischen Nordirland und Irland sind so konzipiert, dass die Integrität des Vereinigten Königreichs bewahrt wird.

Ich hoffe, dass diese noch strittigen Punkte gelöst werden können. Wenn nicht, besteht die Gefahr, dass Großbritannien die EU ohne eine Regelung verlässt. Das ist in niemandes Interesse. Das britische Bekenntnis zur europäischen Verteidigung und Sicherheit bliebe zwar bestehen, aber wir wären dann sehr eingeschränkt in unseren Möglichkeiten, es auch umzusetzen. Wir könnten Verteidigungsinitiativen der EU nicht unterstützen und könnten keine Beiträge mehr zu den Instrumenten und Behörden der inneren Sicherheit leisten. Unsere kollektive Verteidigung gegen neue hybride Bedrohungen würde beeinträchtigt. Und das wäre geostrategisch sub-optimal.

Ich hoffe vielmehr, dass es uns gelingt, einen gangbaren Weg zu finden. Wenn Europa die Tatsache akzeptiert, dass Großbritannien die EU verlässt, wird es hoffentlich auch erkennen, dass es im Nordwesten einen starken und fähigen Partner hat, der fest zur Verteidigung und Sicherheit unseres Kontinents steht.”

Text: S.E. Sir Sebastian Wood und Werner Schiebert, Chefredakteur Leinen los!
Foto: Deutscher Marinebund e.V.

Chorleiterseminar in Laboe

Die Deutsche Maritime Akademie veranstaltet in Verbindung mit dem Beauftragten der Shantychöre vom 22. bis 25. November 2018 ein Chorleiterseminar in Laboe.

Im Rahmen des Seminars werden folgende Themen behandelt: Dirigieren, Tonangabe, Tonbildung/Klanggestaltung, Atemtechnik, Öffentlichkeitsarbeit, Bühnentechnik, GEMA, Urheberrecht und Künstlersozialversicherung.

Die Kosten für das Chorleiterseminar betragen 75 Euro pro Person. Für mitreisende Partner ist die Unterbringung im selben Zimmer möglich. Die Zusatzkosten betragen 100 Euro pro Begleitung. Unterkunft und Verpflegung sind im Teilnahmebetrag enthalten. Jeder Teilnehmer erhält eine Anmeldebestätigung mit weiteren Informationen. Bitte bei der Anmeldung angeben, ob bei der Führung durch das Marine-Ehrenmal eine Kranzniederlegung stattfinden soll.

Weitere wichtige Informationen zur Anmeldung und zum Programm entnehmen Sie bitte der pdf-Datei (siehe Link unten)

Quelle: Deutsche Maritime Akademie e.V.

Ausschreibung_Chorleiterseminar_2018

10. Maritimes Expertengespräch – Maritime Brennpunkte an den Außengrenzen Europas

Die Historische Halle auf dem Gelände des Marine-Ehrenmals in Laboe war vor kurzem bis auf den letzten Platz gefüllt. Offensichtlich traf das Thema „Maritime Brennpunkte an den Außengrenzen Europas“ des 10. Maritimen Expertengesprächs den Nerv der zahlreichen in und um Kiel beheimateten an maritimer Sicherheitspolitik Interessierten. Ein deutliches Zeichen der Verbundenheit zum Deutschen Marinebund (DMB) war die Teilnahme einer Delegation der Marine-Offizier-Vereinigung und des Deutschen Maritimen Instituts, angeführt von den Admiralen a.D. Wolfgang Nolting und Hans-Joachim Stricker. Doch auch die Marineschule Mürwik sorgte mit rund 90 Offizieranwärtern für eine würdige Kulisse in „Blau“. Veranstalter des Maritimen Expertengesprächs waren die Deutsche Maritime Akademie (DMA), eine 100-prozentige Tochter des DMB, der Nautische Verein zu Kiel und die Gesellschaft für Sicherheitspolitik.

Ziel des diesjährigen Expertengespräches war es, Politik und Militär zu einer klaren Aussage über die künftige strategische Ausrichtung der maritimen Sicherheitspolitik Deutschlands zu bewegen. Gegenstand der Vorträge war die Lage in der Ostsee, dem vermeintlichen „Meer des Friedens“ ebenso wie im Mittelmeer und im Nahen und Mittleren Osten. Die Expertenrunde analysierte die aktuelle Sicherheitslage und versuchte, eine Antwort darauf zu geben, welche politischen und militärischen Lösungsansätze möglich und notwendig und welche Vorschläge seitens der Politik bereits vorliegen bzw. angedacht sind.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte der Präsident des Deutschen Marinebundes, Staatssekretär a.D. Heinz Maurus, die Gäste und riss das Thema kurz an. Jörg Alter, Ministerialrat a.D., von Anfang an verantwortlich für die Planung und Durchführung dieser Veranstaltung, blickte auf die zehnjährige Geschichte der Expertengespräche zurück und übergab das Wort an den Moderator des Abends, Dr. Jürgen Rohweder, Ehrenvorsitzender des Nautischen Vereins zu Kiel.

Generalleutnant a.D. Kersten Lahl, Vizepräsident der Gesellschaft für Sicherheitspolitik, führte in einem fulminanten, ca. 20 minütigen Impulsvortrag in das Thema ein und gab einen Überblick über die weltpolitische Sicherheitslage. Weitere Statements folgten von Johannes Peters, wissenschaftlicher Mitarbeiter der Abteilung Maritime Strategie und Sicherheit am Institut für Sicherheitspolitik an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, von Ingo Gädechens, Mitglied des Deutschen Bundestags, langjähriger Obmann der CDU-/CSU-Bundestagsfraktion und – last, but not least – von Flottillenadmiral Axel Deertz, Unterabteilungsleiter Operation im Marinekommando Rostock. Die Veranstaltung endete nach mehr als zweieinhalb Stunden mit einer abschließenden Diskussion und einem kleinen „Rees an Backbord“ im Restaurant Heimathafen in Laboe.

Es ist geplant, alle Vorträge in Leinen los! Ausgabe 1-2/2018 zu veröffentlichen.

Text: Werner Schiebert, DMB-Vizepräsident und Chefredakteur Leinen los!
Fotos: Matthias Faermann, stellvertretender Chefredakteur Leinen los!

Der Blick ins Publikum – in der ersten Reihe (v.r.) Vizeadmiral a.D. Wolfgang Nolting, DMB-Präsident Heinz Maurus, Ehrenpräsident Karl Heid.
Heinz Maurus bei seinem ersten Auftritt als Vorsitzender der Deutschen Maritimen Akademie.
Als Moderator der Maritimen Expertengespräch seit zehn Jahren an Bord, Dr. Jürgen Rohweder.
Generalleutnant a.D. Kersten Lahl verdeutlicht die sicherheitspolitische Lage Deutschlands in seinem rund 20-minütigen Impulsvortrag.
Johannes Peters trägt engagiert aus wissenschaftlicher Sicht zum Thema des Abends vor.
Flottillenadmiral Axel Deertz zeigte die vielfältigen Aufgaben der Deutschen Marine auf.
(v.l.) Das Podium und der Organisator (v.l.): Jörg Alter, Dr. Jürgen Rohweder, Heinz Marurs, Johannes Peters, Axel Deertz, Ingo Gädechens, Kersten Lahl.

9. Maritimes Expertengespräch – Sind die Meere noch zu retten?

9. Maritimes Expertengespräch Laboe am 17. November 2016
Das Meer und seine globale Bedeutung für den Menschen sind Kernthemen für die Öffentlichkeitsarbeit des Deutschen Marinebundes und der Deutschen Maritimen Akademie.

Jörg Alter
Stehen die Meere durch Verschmutzung, Klimawandel, Ozeanversauerung und intensive Nutzung vor dem Kollaps? Wir wollen im diesjährigen Expertengespräch dazu alte und neue wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse erörtern, eine Gefährdungsanalyse abgeben und versuchen, Lösungsansätze zum Schutz der Meere aus Forschung, Politik und Wirtschaft herauszuarbeiten. Der Mensch profitiert vom Meer und seinen Küsten in vielerlei Hinsicht. Er nutzt es als globalen Transportweg, als Lebensmittel- und Rohstofflieferanten und auch als Erholungsort. Gleichzeitig behandelt er es schlecht. Er missbraucht es als Müllkippe und beutet es durch unkontrollierte Nutzung rücksichtslos aus. Die Folge ist bereits jetzt eine teilweise Zerstörung der Meeresumwelt. Hinzu kommt die durch die Verbrennung fossiler Energieträger verursachte massive Freisetzung von Kohlendioxid in der Luft, die sich gleich zweifach auf die Meere auswirkt. Da ist zum einen die globale Erwärmung und damit verbunden der Anstieg des Meeresspiegels durch das Abschmelzen der Eisdecken in den arktischen Regionen. Wenn wir diese Entwicklung nicht stoppen, werden durch Überschwemmungen weltweit Inseln und Küstenregionen und damit die Existenz von Millionen Menschen bedroht sein. Daraus folgt eine veränderte weltweite Sicherheitslage durch neue Migrations- und Flüchtlingsströme.
Schon heute beschäftigen sich Militärs mit denkbaren Szenarien. Zum anderen wird seit einiger Zeit nachgewiesen, dass sich das Kohlendioxid aus der Luft mit einem Anteil von 30 % im Meerwasser auflöst: das Resultat ist eine Versauerung der Meere. Durch diese Veränderung des Meereswassers können sich bedeutende Konsequenzen für das Leben im Ozean ergeben. Betroffen sind auch Arten, die für uns von großer wirtschaftlicher Bedeutung sind.
Inzwischen sind Öffentlichkeit und Politik alarmiert. Ob beim letzten Klimagipfel in Paris, beim G7-Treffen auf Schloss Elmau oder bei der Vorstellung des vierten World Ocean Review in Berlin, die zunehmende Gefährdung der Ozeane mit gravierenden Folgen für die Menschheit sind zu einem zentralen Thema geworden…

Sind die Meere noch zu retten? - 9. Maritimes Expertengespräch

8. Maritimes Expertengespräch – Die Bedrohung wächst: Seehandelswege in Gefahr?

Der Präsident des Deutschen Marinebundes, Karl Heid, zugleich Vorsitzender der Deutschen Maritimen Akademie, begrüßte beim 8. Maritimen Expertengespräch am 19. November 2015 die Referenten des Abends und rund 200 Gäste in der Historischen Halle des Marine-Ehrenmals in Laboe. Das Thema: „Die Bedrohung wächst: Seehandelswege in Gefahr?“.

Abwarten ist keine Option
Karl Heid

Ich begrüße Sie ganz herzlich im Namen der Deutschen Maritimen Akademie, zugleich auch im Namen des Deutschen Marinebundes und der heutigen Kooperationspartner, dem Nautischen Verein zu Kiel sowie der Gesellschaft für Sicherheitspolitik, die heute mit ihrer Präsidentin Frau Ulrike Merten hochrangig vertreten ist.
Frau Merten, ich kann mich an ihren Besuch als Vorsitzende des Verteidigungsausschusses in unserem Marine-Ehrenmal noch sehr gut erinnern. Noch einmal danke für Ihr Kommen.
Die Maritimen Expertengespräche in Laboe haben inzwischen einen festen, und ich darf sagen, vielbeachteten Platz, wenn es um die Themen maritime Sicherheitspolitik, Meeresforschung und maritime Wirtschaft geht. Dabei wollen wir mit hochrangigen Experten die für unser Land so essenziell wichtigen Themen bewusst außerhalb von reinen Fachzirkeln einer breiten Öffentlichkeit in allgemein verständlicher Form und Sprache näher bringen und das Interesse wecken.
Dies sieht der Deutsche Marinebund als eine seiner Hauptaufgaben an. Die Gründung der Stiftung Deutsche Maritime Akademie war die logische Konsequenz.
Ganz wichtig sind uns die Einbindung der politischen Entscheidungsträger und das Zusammenführen von Marine, Wirtschaft und Wissenschaft. Die Zusammensetzung unserer heutigen Expertenrunde folgt dieser Zielsetzung, und wir freuen uns, dass wir in allen Bereichen so hochrangige und kompetente Vertreter begrüßen können. Meine Damen, meine Herren, herzlichen Dank für Ihre Teilnahme. Unser Moderator, Dr. Jürgen Rohweder, wird Sie im Anschluss noch vorstellen. Nun noch einige Worte zu unserem Thema, den aus unserer Einschätzung steigenden weltweiten Bedrohungen und deren möglichen Auswirkungen auf die Seehandelswege und damit auf unsere Wirtschaft und unseren Wohlstand.
Wir konnten bei unseren langfristigen Planungen nicht ahnen, dass die Bedrohungen auch geographisch an die Grenzen Europas und der Nato heranreichen und selbst kriegerische Auseinandersetzungen leider wieder zu einer längst für möglich gehaltenen Option werden könnten…

8. Maritimes Expertengespräch in Laboe

6. Maritimes Expertengespräch in Laboe – Vernachlässigt Deutschland seine maritime Sicherheitspolitik?

Podiumsdiskussion mit Experten im Marine-Ehrenmal in Laboe – Historische Halle
am Dienstag, den 19. November 2013, um 18:00 Uhr

Zum Thema
Die deutliche Diskrepanz zwischen der zunehmenden Bedeutung maritimer Sicherheit auf der einen Seite und dem weitverbreiteten Desinteresse an maritimen Fragen
in Politik und in großen Teilen der Bevölkerung auf der anderen Seite erfordern mehr Anstrengungen in allen Bereichen unserer Gesellschaft, um Antworten auf diese
neuen Herausforderungen in unserem maritimen Jahrhundert zu finden.

In der Politik hat zwar ein erstes Umdenken begonnen, aber es mangelt nach wie vor an sicherheitspolitischen Konzepten und Strategien.

Wir wollen in dem Expertengespräch mit Kurzreferaten eine aktuelle Übersicht über dieses Thema geben und darüber diskutieren, ob bzw. welche neuen Handlungsansätze es für eine maritime Sicherheitspolitik gibt, welche Dringlichkeit diese haben und wie die
Gesellschaft besser über die maritime Dimension deutscher Sicherheit informiert werden kann.

Wir freuen uns über Ihre Anmeldung bis zum 15. November 2013. Interessierte Angehörige und Freunde sind ebenfalls herzlich willkommen.

Der Eintritt ist frei!

Programm am 19. November 2013 um 18:00 Uhr

Begrüßung
Karl Heid
Vorsitzender der Deutschen Maritimen Akademie und
Präsident des Deutschen Marinebundes

Einführung und Vorstellung der Diskussionsteilnehmer
Dr. Jürgen Rohweder
Vorsitzender des Nautischen Vereins zu Kiel

Impulsreferat
Prof. Joachim Krause, Leiter des Instituts für Sicherheitspolitik an der Uni Kiel
„Die globale sicherheitspolitische Lage und ihre Auswirkungen auf eine deutsche
maritime Sicherheitspolitik.“

Kurzbeiträge zum Thema
Dr. Hans-Peter Bartels, MdB (SPD)
Ingo Gädechens, MdB (CDU)
„Anforderungen an eine deutsche maritime
Sicherheitspolitik und deren Umsetzung“.

Hans-Joachim Stricker,
Präsident des DMI, Vizeadmiral a.D.
„Welchen Beitrag können bzw. sollten die Seestreitkräfte heute und künftig im Rahmen einer deutschen maritimen Sicherheitspolitik leisten?“

Prof. Dr. Rüdiger Wolfrum (angefragt),
ehem. Präsident des internationalen Seegerichtshofes in Hamburg
„Rechtsfragen im maritimen Raum“.

Schlusswort
Jörg Alter, Ministerialrat a.D., Deutscher Marinebund

Anmeldungen an die Geschäftsstelle in Laboe:

Strandstraße 92
24235 Laboe

Tel.: 04343 494849-62
Fax.: 04343 494849-67

info@deutsche-maritime-akademie.de

Parlamentarisches Frühstück in Berlin – März 2018

Der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, spricht über „Die Marine im Aufbruch“
Besucherrekord im Hopfingerbräu – mehr als 130 Zusagen, darunter die von rund 30 Bundestagsabgeordneten sorgten für ein volles Haus!
Begrüßt wurden Teilnehmer aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens, insbesondere aus Politik, Wirtschaft, Verbänden und Bundeswehr, durch den geistigen Vater dieser Veranstaltung, Ministerialdirigent a.D. Karl-Dietrich Haase, Stv. Vorsitzender der Deutschen Maritimen Akademie.

Es würde den Rahmen sprengen, alle Ehrengäste hier aufzuführen. Stellvertretend für die Abgeordneten sollen hier nur der alte und neue Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Wolfgang Hellmich, der auch Schirmherr des Frühstücks war, der Vorsitzende des Arbeitskreises Küste, Oliver Grundmann, und der Obmann der CDU im Verteidigungsausschuss, Ingo Gädechens, genannt werden. Etwas Farbe brachten die Ausgehuniformen der Attachés aus den USA, Polen, Spanien, Griechenland, Frankreich, Litauen und der Türkei in den bis auf den letzten Platz besetzten Saal.

Für die Angehörigen der Bundeswehr begrüßte Haase den Stv. Generalinspekteur der Bundeswehr, Vizeadmiral Joachim Rühle. Ein herzliches Willkommen rief Haase den Vertretern zahlreicher Verbände zu, darunter Vizeadmiral a.D. Hans-Joachim Stricker, Präsident des Deutschen Maritimen Instituts und der Vorsitzende Marine des Deutschen BundeswehrVerbandes, Fregattenkapitän Marco Thiele, um nur einige zu nennen. Ein besonderes herzlicher Gruß ging an die Sponsoren, an deren Spitze der CEO von Raytheon International John Harris stand.

Nach einigen einleitenden Worten übergab Haase an den Schirmherrn des Parlamentarischen Frühstücks, Wolfgang Hellmich, der die Gäste mit launigen Worten auf das Thema einstimmte. Viel Beifall für Hellmich gab es für ein Zitat aus dem Sauerland: „Ein Grußwort sollte nicht länger sein, als man auf einem Bein stehen kann!“

Es folgte der Vortrag des Inspekteurs, der eine Analyse über den Zustand der Deutscher Marine heute gab und einen Blick in die Zukunft wagte.
Er stieg ein mit einem Hinweis auf die überwiegend negative Presse in den letzten Monaten und setzte deutlich positive Zahlen entgegen. Die Marine, so Admiral Krause, verfüge zurzeit über 51 schwimmende Einheiten und 53 Flugzeuge/Hubschrauber. Davon waren am Tag vor dem Parlamentarischen Frühstück 17 Schiffe, darunter auch ein U-Boot, und somit ca. 1.600 Frauen und Männer der Marine zur Erprobung, Ausbildung und im Einsatz in See.
Angesprochen wurden die Trendwenden Personal, Material und Finanzen ebenso wie der Schrumpfungsprozess der Bundeswehr seit der Wiedervereinigung. Es gab nur eine Richtung, kleiner, weniger Haushaltmittel, gleichzeitig zusätzliche Aufgaben.

Das soll an dieser Stelle Information genug sein. Wenn Sie an vertiefenden Informationen interessiert sind, verweise ich auf Leinen los! 5/2018. Dort wird der Vortrag von Admiral Krause in voller Länge erscheinen. Das Schlusswort gehörte Atzpodien schilderte und dem Inspekteur für seinen fulminanten Vortrag dankte.

Text und Fotos: Werner Schiebert

Der Inspekteur der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause, der CEO Raytheon Int., John Harris, flankiert von den Gastgebern, Karl-Dietrich Haase und dem Präsidenten des DMB/Vorsitzenden der DMA, Heinz Maurus
Dr. Hans Christoph Atzpodien, Hauptgeschäftsführer des Bundesverbandes der Deutschen Sicherheits- und Verteidigungsindustrie
Neuer Besucherrekord beim Parlamentarischen Frühstück in Berlin. Der Saal ist bis auf den letzten Platz gefüllt
Der Vorsitzende des Verteidigungsausschusses und Schirmherr des Parlamentarischen Frühstücks, Wolfgang Hellmich (MdB), bei seinem launigen Grußwort
Ministerialdirigent a.D. Karl-Dietrich Haase begrüßt in seiner Eigenschaft als Stv. Vorsitzender der DMA die Gäste

9. Parlamentarisches Frühstück in Berlin – September 2016

Wie China die Welt sieht – 9. Parlamentarisches Frühstück

Unter der Schirmherrschaft der Bundestagsabgeordneten Karin Evers-Meyer fand am 29. September das 9. Parlamentarische Frühstück in Berlin statt. Zusammen mit DMA-Stiftungsvorstand Karl-Dietrich Haase begrüßte Evers-Meyer in der Nähe des Brandenburger Tors eine Vielzahl maritim interessierter Abgeordneter und Gäste. Mit dem außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafter der Volksrepublik China, S.E. Shi Mingde, konnte diesmal ein in vieler Hinsicht außergewöhnlicher Redner gewonnen werden.

Die Karriere als Diplomat in Deutschland wurde ihm beinahe in die Wiege gelegt. Sein Vorname „Mingde“ bedeutet so viel wie „tugendsam handeln“, das Schriftzeichen „de“ hat im Chinesischen auch die Bedeutung „deutsch“. Bereits mit neun Jahren besuchte er 1964 eine Fremdsprachenschule in Peking, die das Ziel hatte, eine neue Generation sprachkundiger Diplomaten auszubilden. Dort begann er mit dem Studium der deutschen Sprache. Als junger Mann intensivierte er von 1972 bis 1975 seine Deutschkenntnisse in Ostberlin. Für Europäer bemerkenswert ist der damals übliche Werdegang chinesischer Beamter des Außenministeriums, die nach ihrer Ausbildung „proletarische Ertüchtigung“ erfahren sollten und für elf Monate aufs Land geschickt wurden. In dieser Zeit widmete er sich der Schweinezucht.

Besonnen und in akzentfreiem Deutsch referierte Shi über die Gemeinsamkeiten der chinesischen und deutschen Wirtschaft und betonte, dass Innovationen und neue Technologien in China und Deutschland eine tragende Rolle spielten. „Gegenwärtig befinden sich die deutsch-chinesischen Beziehungen in ihrer vitalsten und ergebnisreichsten Phase. Zwischen beiden Ländern bestehen über 70 wichtige Kooperationsformate, wie die Regierungskonsultationen, der strategische Außen- und Sicherheitsdialog sowie der hochrangige Finanzdialog. Außer Deutschland haben wir nur mit großen Ländern wie den USA und Russland derart viele Kooperationsformate eingerichtet.

Der ganze Artikel als PDF

9. Parlamentarisches Frühstück der Deutschen Maritimen Akademie

7. Parlamentarisches Frühstück in Berlin – Februar 2016

Am 18. Feburar 2016 um 07:45 Uhr fand das 7. Parlamentarische Frühstück der Deutschen Maritimen Akademie in Berlin statt. Organisiert von der Deutschen Maritimen Akademie in zusammenarbeit mit dem Maritimen Industriezirkel Bonn-Berlin (MARINBO), unter der Schirmherrschaft von Herrn Wolfgang Hellmich, MdB, trug der Inspektuer der Marine, izeadmiral Andreas Krause, zu dem Thema „Marine – quo vadis“ vor.

v.l.: Claus Günther, Diehl Stiftung und Beiratsmitglied der DMA, MdB Wolfgang Hellmich (SPD), MdB Matthias Ilgen (SPD), Karl-Dietrich Haase, Vizeadmiral Andreas Krause, Andreas Burmester, Vorsitzender der Geschäftsführung von thyssenkrupp Marine Systems, Flottillenadmiral a.D. Wolfgang Kalähne, Karl Heid, Vorsitzender der DMA

Ansprache des Inspekteurs der Marine, Vizeadmiral Andreas Krause

Sehr geehrter Herr Abgeordneter Hellmich,
sehr geehrter Herr Haase,
meine sehr geehrten Damen und Herren Abgeordnete,
meine sehr geehrten Kameraden,
meine sehr geehrten Damen und Herren,
Freunde und Förderer unserer Marine!

Herzlichen Dank für die Einladung heute zum parlamentarischen Frühstück hier in die Hauptstadt nach Berlin und die Gelegenheit, Ihnen zu erläutern, wie ich die Marine für die Zukunft aufstellen möchte. Die Zeit ist knapp bemessen, deshalb möchte ich ohne Umschweife direkt in „medias res“ gehen.
Um zu wissen, welchen Kurs man steuern muss, ist zunächst eine möglichst genaue Standortbestimmung erforderlich. Deshalb möchte ich kurz die Entwicklung der Marine in den letzten 60 Jahren skizzieren.

Die erste Phase unserer Geschichte nach 1956 war geprägt vom Kalten Krieg. Die Bedrohung war damals sehr konkret. Unser Auftrag war die glaubwürdige, konventionelle Abschreckung gegen die Marinen des Warschauer Paktes im Nordatlantik sowie in Nord- und Ostsee. Bundesmarine und Volksmarine standen bereit, gegeneinander zu kämpfen.

Landes- und Bündnisverteidigung in einem quasi statischen System mit berechenbaren politischen und militärischen Akteuren haben unseren Alltag geprägt.

1990, am Ende dieser ersten Phase stand eine schlagkräftige und einsatzbereite Marine mit der Fähigkeit zum hochintensiven Kampf. Perestroika, Glasnost und die Wiedervereinigung Deutschlands markieren den Beginn der zweiten Phase mit gänzlich anderen Vorzeichen.

Mit dem Ende der Blockkonfrontation kam der konkrete Gegner abhanden. Wir waren von Freunden umzingelt. Die Ostsee wurde zum Meer des Friedens. Es folgte für die Deutsche Marine sehr schnell eine Serie neuartiger Einsätze mit dem Schwerpunkt auf Konfliktverhütung und Krisenbewältigung. Die Fähigkeit zum Kampf verlor an Relevanz. In einigen einzelnen Fähigkeitsbereichen, wie zum Beispiel der Ubootjagd, haben wir erhebliche Einbußen hinnehmen müssen. Landes- und Bündnisverteidigung traten eindeutig in den Hintergrund.

Von Politik und Gesellschaft wurde nachhaltig eine deutliche Friedensdividende eingefordert. Der Personalumfang der Marine schrumpfte von über 35.000 auf knapp über 16.000 Männer und Frauen. Der Schiffs- und Bootsbestand wurde auf weniger als ein Drittel reduziert.

Im Ergebnis sahen wir uns einer stetig steigenden Einsatzbelastung bei gleichzeitig chronischer Unterfinanzierung gegenüber. Die führte dazu, dass wir seit geraumer Zeit von unserer Substanz leben. Faktisch mussten wir immer „mehr“ mit immer „weniger“ leisten. Dies konnte uns nur gelingen, weil wir unser Material und – viel schlimmer – unser Personal dauerhaft überbelastet haben. 180 Abwesenheitstage und mehr; und das jedes Jahr als attraktiv zu verkaufen wird mit der Zeit schwierig.

Trotz allem: Es ist uns gelungen, eine ausgewogene Flotte mit breitem Fähigkeitsspektrum zu bewahren und – nicht zuletzt aufgrund hoch motivierten Personals – alle an uns gestellten Aufträge zu erfüllen. Heute stehen wir an der Schwelle einer neuen dritten Phase.

Die Erwartung einer dauerhaften und stabilen Friedensordnung in Europa und seinen Nachbarregionen hat sich nicht erfüllt. Das Thema Landes- und Bündnisverteidigung ist prominent zurück, und hat ebenso eine maritime Relevanz – nicht nur für die Ostsee – wie auch die wachsende Instabilität an den „nassen“, maritimen Grenzen Europas, im Nahen und Mittleren Osten sowie in Nordafrika.

Wir sehen staatliche Akteure, die sich nicht-konventioneller Methoden bedienen, aber auch umgekehrt, nichtstaatliche Akteure, die nach klassisch militärischen Grundsätzen vorgehen und militärische Hochtechnologie einsetzen.

Und nicht zuletzt schreitet die Globalisierung mit großem Tempo voran. Deutschlands Wirtschaftskraft profitiert davon in hohem Maße. Unsere Seehandelswege sind gleichzeitig die Achillesferse unseres wirtschaftlichen Erfolgs.

Angesichts dieser Lage müssen wir die künftigen Fähigkeiten der Marine an den folgenden drei Herausforderungen orientieren: Die Nordflanke des Bündnisses und für uns insbesondere der Ostseeraum erfordern unsere besondere Aufmerksamkeit, weil uns Russland in Nordosteuropa und im Nordatlantik seine wachsenden Fähigkeiten vor Augen führt. Gleichzeitig haben wir in den letzten 25 Jahren dem Ostseeraum als Meer des Friedens wenig Beachtung geschenkt. Die Ostsee als verbindende Trasse zu unseren östlichen Bündnispartnern in der NATO hat eine neue strategische Bedeutung gewonnen. Andererseits hat die Konzentration auf Krisenoperationen an der Peripherie Europas dazu geführt, dass die notwendigen Fähigkeiten für die Randmeerkriegführung – also Fähigkeiten auch für die Ostsee – im Bündnis überproportional abgebaut wurden. Die Südflanke der NATO ist weiterhin von großer Bedeutung. Krisen und Konflikte jenseits der Bündnisgrenzen wirken bis ins Zentrum Europas. Die Südflanke ist maritim durch das Mittelmeer geprägt. Dort liegen wichtige Seeverbindungslinien genauso wie die nasse Außengrenze von NATO und EU. Global richten wir den Blick über den Krisenbogen von Nordafrika über den Nahen und Mittleren Osten bis in den Indischen Ozean und darüber hinaus. Der Indische Ozean mit seinen strategischen Zugängen zu den asiatischen Märkten hat für uns dabei besondere Bedeutung. Zusammengefasst müssen unsere Anstrengungen also in drei Richtungen verlaufen: in den Nordflankenraum, mit zusätzlichem Fokus auf die Ostsee, in den Südflankenraum mit dem Mittelmeer und globale Kenntnis und angemessene Präsenz mit Schwerpunkt im Indischen Ozean.

Die Herausforderung ist also, dass die Marine heute auf Anforderungen – sowohl geografisch als auch fähigkeitsbezogen – im gesamten möglichen Einsatzspektrum vorbereitet sein muss: Die Fähigkeit zur Landes- und Bündnisverteidigung steht gleichrangig neben der Fähigkeit zu Konfliktverhütung und Krisenbewältigung sowie den Aufgaben der letzten 25 Jahre.

7. Parlamentarisches Frühstück in Berlin

Meine Damen und Herren,
Die heutigen Rahmenbedingungen sind komplex, in Teilen unübersichtlich und von vielfältigen krisenhaften Entwicklungen geprägt. Sie sind in politischer, gesellschaftlicher und technologischer Hinsicht hoch dynamisch.

Keine Nation ist heute in der Lage, diesen Herausforderungen allein zu begegnen. Multinationale Kooperation wird zum Imperativ!
Wir brauchen ein globales System zur Wahrung maritimer Sicherheit. Strategischen Partnerschaften kommt in diesem Zusammenhang eine besondere Bedeutung zu. Wir brauchen Partner, die zur Übernahme regionaler Verantwortung bereit und befähigt sind.

Die Ertüchtigungsinitiative der Bundesregierung schlägt genau in diese Kerbe. Indem sie Mittel bereitstellt, erlaubt die Initiative, zielgerichtet maritime Fähigkeiten dort aufzubauen, wo Lücken bestehen, und trägt so zu regionaler Sicherheit bei.

Wir als Marine unterstützen durch Präsenz, Beratung und Ausbildung. Als größte Marine im Ostseeraum haben wir hier eine besondere Verantwortung. Das gilt für die Landes- und Bündnisverteidigung genauso wie für die Maritime Sicherheit.

Deshalb unsere im letzten Jahr gestartete Initiative zur Baltic Commanders Conference als Impuls einer vertieften multinationalen Kooperation in der Ostsee. Wir werden diesen Dialog im kommenden Monat fortsetzen.

Als Deutsche Marine wollen und können wir – ganz im Sinne des Framework Nations Concept – Anlehnung bieten. Wir werden unsere Ausbildungen vernetzen und wieder vermehrt hochwertige maritime Fähigkeiten im Rahmen von multinationalen Übungen in die Ostsee bringen. Und wir werden Funktionalitäten unseres Maritime Operations Centre für eine Multinationalisierung anbieten, um Operationen im Ostseeraum gemeinsam führen zu können.

Im Gegenzug suchen wir die Unterstützung unserer Partner, dort wo wir nicht über die erforderlichen Fähigkeiten verfügen. Beispiele dafür sind die gesicherte militärische Seeverlegefähigkeit und die Fähigkeit zu amphibischen Operationen. Hier gehen wir mit der niederländischen Marine einen neuen Weg. Einen richtigen und wichtigen Weg. Denn die Zusammenarbeit zwischen Corps Mariniers und unserem Seebataillon sowie die gemeinsame Nutzung des niederländischen Mehrzweckversorgungsschiffes KAREL DOORMANN sind mehr als eine simple Kooperation. Sie sind für uns ganz konkret der Aufbau neuer Fähigkeiten im Bereich Amphibik. Und wir werden der politischen Erklärung der Ministerinnen schnell Taten folgen lassen: Mitte März wird die KAREL DOORMANN nach Eckernförde kommen, dort Gefechtsfahrzeuge und Personal des Seebataillons aufnehmen. Im Juni wird eine gesamte Kompanie des Seebataillon auf dem niederländischen Schiff Johann de Witt eingeschifft und gemeinsam mit niederländischen Soldaten im Rahmen des großen maritimen NATO-Manövers BALTOPS trainieren Mittelfristig ist es unser Ziel, bereits 2017 gemeinsam an einer großen amphibischen Übung teilzunehmen und so schnellstmöglich die Interoperabilität zwischen beiden Verbänden zu erreichen und Expertise auszutauschen.

Und meine Damen und Herren, erlauben Sie mir in diesem Zusammenhang einen kurzen Exkurs: Dieses Beispiel ist beileibe nicht der erste Erfolg Internationaler Kooperation. Von Anfang an unterstellen wir regelmäßig unsere Schiffe der NATO. Mehr noch: Mit der multinationalen Ausbildung beim britischen Flug Officer Sei Training in Portsmouth bekommen unsere Schiffe den letzten Schliff. Ihre Zertifizierung zur vollen Einsatzfähigkeit wird dort erteilt. Ähnliches gilt für unsere Minensucher, sie werden im belgischen Ostende zertifiziert.

Am Ausbildungszentrum Uboote in Eckernförde qualifizieren wir nicht nur unseren Nachwuchs für Ubootkommandanten, sondern auch viele Nationen weltweit entsenden ihre künftigen Kommandanten nach Deutschland. Diese Ausbildung ist als so hochwertig anerkannt, dass ein französischer Offizier auf der Basis dieser bestandenen Ausbildung, ohne weitere nationale Prüfung in Frankreich, als Kommandant eines Atom-Ubootes eingesetzt wurde.
Im letzten Jahr führte ein niederländischer Stabsoffizier einen der ständigen Minenabwehrverbände der NATO von Bord eines deutschen Tenders. Im zweiten Halbjahr diesen Jahres wird es ein estnischer Offizier sein, der von der WERRA aus den Verband führt.

Die polnische Marine plant derzeit ihre Uboote aus dem Maritimen Operationszentrum in Glücksburg gemeinsam mit uns zu führen.
Diese Reihe an Beispielen ließe sich fast beliebig fortführen, denn Multinationalität ist unserer Marine quasi in die Wiege gelegt, es ist unser Markenzeichen.

Internationale Kooperation ist jedoch kein Selbstzweck. Wie die Zusammenarbeit mit der niederländischen Marine zeigt, dient sie der Abrundung unseres nationalen Fähigkeitsprofils. Wenn wir allerdings weiterhin Kooperation gestalten und auch Anlehnung bieten können wollen, dann müssen wir substantielle, qualitativ hochwertige maritime Fähigkeiten einbringen können. Nur dann sind wir für Kooperationspartner attraktiv. Hier sind wir mit unserer ausgewogenen Flotte und ihrer Fähigkeit zur dreidimensionalen Seekriegführung gut aufgestellt.

Das beweist auch das jüngste Beispiel. Die Entsendung der Fregatte AUGSBURG als Begleitschutz für den französischen Flugzeugträger CHARLES DE GAULLE im Persischen Golf. Hier waren wir nur deshalb in der Lage, sehr kurzfristig ein Schiff zu entsenden, weil wir bei allen Diskontinuitäten der letzten Jahre an unserer Ausbildung zum hochintensiven Kampf stets festgehalten haben. Nur, weil das Schiff die höchste Einsatzausbildung absolviert hatte, konnten wir es statt in die Operation SOPHIA verzugslos in diesen Einsatz schicken. Statt eines Einsatzes niedriger Intensität in einen Einsatz hoher Intensität.
Die dazu erforderlichen personellen und materiellen Maßnahmen, wie z.B. die Einschiffung von 2 Bordhubschraubern und das Anbordnehmen benötigter Munition, wurde innerhalb eines Wochenendes auf Kreta durchgeführt.

Dieses Beispiel zeigt: Das Festhalten an der Fähigkeit zum hochintensiven Gefecht, über Wasser, unter Wasser und gegen Luftbedrohung ermöglicht es für alle Einsatzoptionen vorbereitet zu sein. Das ist unser Maßstab! Wenn wir das können, dann können wir auch weniger intensive Operationen abdecken. Es geht aber nur in dieser Richtung und nicht anders herum. Ich spreche in diesem Zusammenhang gern von Abwärtskompatabilität. Für die Zukunft kommt es mir darauf an, dass wir uns weiterentwickeln und unser Portfolio durch neue Fähigkeiten ergänzen. Sei es durch multinationale Kooperationen oder eigenständig. Wir modernisieren die Marine, um sie zukunftsfähig und flexibel für neue sicherheitspolitische Entwicklungen zu machen.

Flexibilität ist dabei eine Kernforderung an die Marine und unterstreicht ihren Wert. Und in der Tat haben die letzten zwei Jahre genau dies bewiesen: Mit der zum Teil sehr kurzfristigen Beteiligung an den Operationen zur Vernichtung syrischer Chemiewaffen, der EU-geführten Operation SOPHIA und der Beteiligung an COUNTER DAESH haben wir als Deutsche Marine unsere Relevanz unterstrichen. Allerdings werden wir diesen Standard nur halten können, wenn es wieder gelingt, Reserven zu bilden. Und in den letzten 25 Jahren konnten wir dies nur auf Kosten des Personals, auf Kosten des Materials und mit viel Kreativität leisten. Unsere Besatzungen haben wir lange, zum Teil viel zu lange Abwesenheitszeiten zugemutet. Unsere Schiffe – beispielsweise die Fregatten der Klasse 122 – haben wir viel länger in Dienst gehalten als je geplant. Der Not gehorchend haben wir mit viel Kreativität die aus finanziellen Gründen unzureichende, zum Teil ganz aufgegebene Ersatzteilbevorratung zu kompensieren versucht.

Das hat alles mehr oder weniger gut funktioniert: Weil unsere Besatzungen trotz allem motiviert und professionell alle Aufträge angenommen und erledigt haben – so gut, dass wir uns im internationalen Vergleich nicht zu verstecken brauchen.

Weil wir von der Industrie gutes, robustes Material erhalten. Der vor 26 Jahren in Dienst gestellten Fregatte AUGSBURG sieht man ihr Alter wahrlich nicht an.
Und weil all unsere Anstrengungen der Konfliktverhütung und Krisenbewältigung galten.

So können wir vor dem Hintergrund der sicherheitspolitischen Lage allerdings nicht weiter machen. Wir operieren heute am Limit.
Reserven sind letztlich auch eine Frage der Anzahl der Schiffe, Boote und Luftfahrzeuge der Marine.

Bevor wir jedoch die Frage nach der Anzahl von schwimmenden Einheiten für die Marine nochmals überdenken, werden wir zunächst die Verfügbarkeit der vorhandenen Einheiten optimieren. Und das tun wir – wiederum mit Mut und Kreativität.

Eine Möglichkeit dazu sind Mehrbesatzungskonzept, Intensivnutzung und Einsatzausbildungszentren. Sie sind der richtige Weg in die Zukunft. Mit der Fregatte 125 gehen wir erstmalig diesen Weg.

Denn durch die Verlagerung von Ausbildungsabschnitten in Einsatzausbildungszentren vor Ort an Land stehen die Schiffe parallel für Einsätze zur Verfügung. Die Zentren bieten eine moderne, unter Nutzung von Simulationstechnologie attraktive Ausbildung und sie entlasten die für den Einsatz dringend erforderlichen Schiffe und Boote von Aufgaben der Ausbildung. Darüber hinaus bieten sie vielfältige Möglichkeiten der dringend notwendigen Vernetzung zur streitkräftegemeinsamen und multinationalen Ausbildung.

Gleichzeitig gelingt es uns, mit der Intensivnutzung rechnerisch den Verfügungsbestand in unserer Flotte zu erhöhen. Denn die Intensivnutzung verlängert die Stehzeit der Schiffe im Einsatzgebiet. Bei gleicher Anzahl der Schiffe gelingt es also, Flexibilität zu erhöhen und zusätzliche Einsätze parallel durchführen zu können.

Intensivnutzung erfordert jedoch gleichzeitig ein Mehrbesatzungskonzept. Denn es gilt, die Abwesenheitsbelastung unserer Besatzungen zu begrenzen, die Planbarkeit zu erhöhen und so einen wesentlichen Beitrag zur besseren Vereinbarkeit von Dienst und Familie zu leisten.

Das hilft uns hoffentlich auch bei der Personalgewinnung und Personalbindung. Wir haben zwar derzeit kein allgemeines Problem mit den Bewerberzahlen. Allerdings gelingt es heute schon nicht, in allen Bereichen den Personalbedarf zu decken. Das gilt insbesondere für Elektrotechnik, Elektronik und Informatik.

Neue Werbestrategien und -kampagnen dagegen zu setzen, ist richtig und gut. Auch das Artikelgesetz, die Agenda Attraktivität und die Soldatenarbeitszeitverordnung kommen zum richtigen Zeitpunkt und werden konsequent umgesetzt. Trotzdem, dies alles wird nicht ausreichen.
Der Schlüssel zum Erfolg ist das Binden unseres Personals und das Erschließen neuer Potenziale junger Menschen, die in unserer Marine dienen wollen.
Warum also nicht unser Eignungsfeststellungsverfahren in ein Verfahren zur Potenzialfeststellung wandeln, um die fehlenden Fähigkeiten dann in der Marine auszubilden?

Für die Personalbindung wollen wir den Berufssoldaten für Mannschaften und Unteroffiziere ohne Portepee einführen, die besonderen Altersgrenzen für Berufssoldaten anpassen oder aufheben, die Mitnahme von Pensionsansprüchen beim Wechsel zu einem zivilen Arbeitgeber ermöglichen und die Lebensarbeitszeit flexibilisieren. Doch dies bedarf Ihrer Unterstützung, meine Damen und Herren Abgeordnete. Denn dazu müssen bestehende Gesetze teilweise angepasst werden.

Die konsequente Trennung von Schiff und Besatzung sowie die Verlagerung der Ausbildung an Land steigern jedoch nicht nur die Attraktivität. Alles zusammen erhöht noch dazu die Verfügbarkeit der Schiffe und Boote.

Doch allein das Erhöhen der Verfügbarkeit unserer Einheiten wird nicht ausreichen, weil der überproportionale Abbau von Schiffen und Booten in der NATO nach 1990 den heutigen sicherheitspolitischen Erfordernissen nicht mehr gerecht wird.

Mit Blick auf die Ostsee und die vielfältigen Fähigkeitsanforderungen im Randmeer müssen wir noch einmal über die Anzahl der Schiffe und Boote nachdenken. Dabei gilt es für die Deutsche Marine, nicht nur rein nationale Fähigkeitsforderungen zu betrachten, sondern diese mit unseren Bündnispartnern abzustimmen und Defizite im maritimen Fähigkeitsverbund gemeinsam zu schließen.

Damit meine ich nicht nur die in multinationaler Rüstungskooperation von mehreren Nationen gleichzeitig beschlossene Beschaffung oder eine darauf aufbauende gemeinsame Ausbildung. Sondern zusätzlich die Integration in einen multinationalen Verband. Ein solcher Dreiklang von multinationaler Beschaffung, Ausbildung und Einsatz wäre ein weiterer, ein mutiger Schritt auf dem Weg zu einer europäischen Marine.

Damit bin ich beim Thema Material.
Auch hier wollen wir effizienter werden. Wir müssen an allen Stellschrauben für eine bessere materielle Einsatzbereitschaft drehen, damit Schiffe, Boote und Luftfahrzeuge für Einsätze überhaupt verfügbar sind.

Dazu gehört eine äußerst sorgfältige Abstimmung von Außerdienststellung alter und Zulauf neuer Schiffe, Boote und Luftfahrzeuge.
Weder kann sich die Deutsche Marine aus operativer Sicht eine Verzögerung erlauben, noch aus organisatorischer und personeller Sicht einen anhaltenden Parallelbetrieb leisten.

Wir haben deswegen, in Abstimmung mit dem BMVg, den strategischen Dialog zwischen wehrtechnischer Industrie, dem Planungsamt der Bundeswehr und dem Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung angestoßen, um die Berücksichtigung der Interessen der Marine zu verbessern. Die in den letzten 25 Jahren eingeforderte Friedensdividende hat dazu geführt, dass wir Schiffe und Boote ohne eine notwendige Bevorratung erforderlicher Ersatzteile in Dienst stellen mussten. Nicht akzeptable Verzögerungen bei Wartung und Instandsetzung sind die Folge. Der „gesteuerte Ausbau“ ist zur täglichen Routine geworden und führt zum Leben von der Substanz. Genau dieses Spannungsfeld zwischen jahrelanger Unterfinanzierung und notwendiger Ausstattung wird vor dem Hintergrund der aktuellen sicherheitspolitischen Lage unmissverständlich deutlich.

Meine Damen und Herren!
Lassen Sie mich kurz zusammenfassen:
Wir stehen am Anfang einer neuen Ära, einer dritten Phase der Geschichte unserer deutschen Marine.
Wir sehen uns heute komplexen Bedrohungen und Herausforderungen an verschiedenen Flanken des Bündnisgebiets ausgesetzt:
im Norden, im Süden und einem globalen Kontext.

Landes- und Bündnisverteidigung stehen gleichberechtigt neben Einsätzen zur internationalen Konfliktverhütung und Krisenbewältigung.
Maritime Sicherheit gewinnt weltweit an Bedeutung.

Besonders der Indische Ozean mit seinen strategischen Seehandelswegen von Europa nach Asien ist von erheblicher Relevanz.
Die Marine leistet einen bemerkenswerten Beitrag zum Erhalt von Frieden, Sicherheit und Stabilität. Wir stehen zurzeit in fünf Einsätzen parallel. Zusätzlich beteiligen wir uns an den ständigen maritimen NATO-Verbänden, die es zu revitalisieren gilt. Denn sie beherrschen das „high end“ und sind der maritime Beitrag zu den ersten Kräften der NATO Response Force. Diese Aufgabe ist wichtig, weil wir damit unsere Bündnissolidarität beweisen und unser Gewicht im Bündnis unterstreichen. Außerdem übernehmen die ständigen maritimen NATO-Verbände durchaus und immer wieder Einsatzaufgaben.

Trotz all dieser Herausforderungen – allem Sturm, der uns entgegen weht, erfüllen wir tagtäglich unseren Auftrag. Und das werden wir auch zukünftig tun.
Aber: Eine Trendwende ist geboten. Noch haben wir gerade genügend Substanz, um in einem überschaubaren Zeitraum unsere Marine passend für die strategische Lage zu rüsten.

Mit der Forderung nach einer aufgabenorientierten Ausstattung und Ausrüstung für die Bundeswehr ist diese Trendwende eingeleitet. Wir sind damit auf dem richtigen Weg, die durch die Friedensdividende entstandenen Defizite auszugleichen. Die Initiative, in den nächsten 15 Jahren insgesamt
130 Milliarden Euro für die aufgabengerechte Ausstattung vorzusehen und damit den investiven Anteil des Verteidigungsetats auf 20% anzuheben, ist dringend notwendig.

Wir werden damit allerdings die Herausforderungen nicht von heute auf morgen in einem Sprint lösen können. Vielmehr müssen wir uns auf einen langen Prozess einstellen, der die nächsten 15 bis 20 Jahre andauern wird – einen Marathon, der von uns allen Ausdauer und Durchhaltewillen fordert.
Gemeinsam wird uns die Trendwende gelingen. Denn der heutige Zustand der Marine bietet eine gute Ausgangslage, da es uns gelungen ist, eine ausgewogene Flotte mit breitem Fähigkeitsspektrum zu bewahren.

Jetzt kommt es darauf an, dass wir die richtigen Schlüsse aus der sicherheitspolitischen Lage ziehen und auch über die dementsprechend angemessene Anzahl der Schiffe, Boote und Luftfahrzeuge der Marine nachdenken. Dafür möchte ich um Ihre Unterstützung werben. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Fotos: Willi Leitner

Parlamentarisches Frühstück in Berlin – Oktober 2015

Marine und Fischerei
Unter der Schirmherrschaft von DMB-Mitglied Ingo Gädechens, MdB, begrüßte die Deutsche Maritime Akademie am 1. Oktober 2015 bei einem Parlamentarischen Frühstück in Berlin den Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt. Zwanzig Abgeordnete waren unter den Gästen im voll besetzten Hopfingerbräu, um seinem Vortrag zum Thema „Fischerei und Marine“ zu folgen.

Für alle, die nicht dabei sein konnten, hier der Redetext:
Fischerei und Marine – auf den ersten Blick haben beide Berufszweige wenig miteinander zu tun. Doch es gibt mehr Berührungspunkte, als wir denken. Der Beruf des Fischers ist mit Sicherheit einer der ältesten der Welt. Ohne die Fischerei würde es die Marine nicht geben. Denn die Nahrungsbeschaffung war der früheste Anlass zum Wagnis Schifffahrt. Allerdings nimmt die Anzahl der aktiven Fischer in Deutschland immer mehr ab. Doch die Fischerei ist und bleibt nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftszweig für unser Land. Sie ist traditioneller Bestandteil von Wirtschaft und Kultur und das nicht nur an der Küste, sondern auch an Flüssen, Seen und Teichen in ländlichen Räumen.

v.l.: Claus Günther (Diehl Defense Holding GmbH), Mitglied des Beirates der DMA, Ingo Gädechens, Karl-Dietrich Haase, Christian Schmidt und Karl Heid

Parlamentarisches Frühstück in Berlin – Februar 2015

Am 26. Februar richtete die DMA im Hopfingerbräu im Palais, direkt am Brandenburger Tor, ein weiteres Mal ein Parlamentarisches Frühstück aus. Geplant war, dass der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Christian Schmidt, über „Fischerei und Marine“ sprechen sollte. Schirmherr dieser schon zur Tradition gewordenen Veranstaltung war unser Mitglied Ingo Gädechens, MdB. Aber es kam alles ganz anders.

Sehr kurzfristig wurden Sondersitzungen zum Thema „Griechenland“ angesetzt, die es sowohl dem Minister als auch rund 20 Parlamentariern unmöglich machte, am Frühstück teilzunehmen. Eine Grippewelle sorgte dafür, dass zahlreiche andere Gäste ebenfalls absagen mussten. Der Organisator in Berlin, Ministerialdirigent a.D. und Vorstandsmitglied der DMA, Karl-Dietrich Haase, zeigte jedoch Flexibilität und bei der Begrüßung der Gäste eine gehörige Portion Humor.

Es ging ein herzliches Willkommen an die Ehrengäste, für die hier stellvertretend der Oberbürgermeister der Marinestadt Wilhelmshaven, Andreas Wagner, genannt werden soll. Für Minister Schmidt sprang der Wehrbeauftragte des Deutschen Bundestages Hellmut Königshaus als Vortragender ein. Trotz ebenfalls angeschlagener Gesundheit zog Königshaus die Zuhörer in seinen Bann. Er präsentierte einen Rückblick auf seine fast fünfjährige Amtszeit, einen Blick in die Zukunft und eine ungeschminkte Analyse der Lage in der Bundeswehr, die im Publikum auf deutliches Interesse stieß. Nach einem launigen Schlusswort von Vizeadmiral Heinrich Lange, der u.a. aus seiner Jugend an Bord eines Fischkutters während des Kabeljaukrieges vor Island berichtete, sprach Stiftungs-Vorstand Karl Heid dem Organisator Karl-Dietrich Haase, für die intensive Vorbereitung und das gelungene Treffen in der Hauptstadt ein besonders Lob aus. Ein herzliches Dankeschön gilt der Strategieberatungsfirma Concilius AG, durch deren großzügige Spende dieses Frühstück erst möglich gemacht wurde.

Chorleiterseminar in Laboe

In Bad Hersfeld kennt man den studierten Diplom-Kaufmann und -Handelslehrer als stimmgewaltigen Sänger des Shantychores der Marinekameradschaft 1920 Bad Hersfeld e.V., der gleichzeitig dem Vorstand des Vereins angehört. Ralf Haimerl ist ehrgeizig, und so hat der gebürtige Frankfurter vor kurzem am Chorleiterseminar der Deutschen Maritimen Akademie (DMA) des Deutschen Marinebundes (DMB) in Laboe teilgenommen. Zu den Seminarinhalten zählten Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Internet und Soziale Medien sowie Vereinsrecht.

Fregattenkapitän Szepansky referierte über die Geschichte der Militämusik. In der anschließenden Diskussion kam dem Marketingexperten Haimerl die Erkenntnis, dass das „Shanghaien“ alleine nicht mehr ausreicht, um neue Musiker für den Shantychor zu gewinnen. Gesucht werden nämlich nicht nur Sänger und Musiker, die Töne treffen und Instrumente beherrschen, sondern die sich darüber hinaus auch kameradschaftlich in die Chöre einfügen – Frauen und Männer gleichermaßen.

Während des Seminars waren die Teilnehmer im Hotel ADMIRAL SCHEER in Laboe untergebracht und besuchten selbstverständlich das Marine-Ehrenmal und das Technische Museum U 995. Einen solchen Besuch empfiehlt Haimerl vor allem der Jugend.

Die im Rahmen des Seminars erworbenen Fähigkeiten und Fertigkeiten möchte Haimerl in einem gemischten Chor zur Anwendung bringen, der in ganz Europa unterwegs ist – denn Mobilität ist in der Unterhaltungsbranche eine wesentliche Voraussetzung zum Erfolg.

Text und Foto: Ralf Haimerl, Marinekameradschaft 1920 Bad Hersfeld e.V.

Ralf Haimerl war beim diesjährigen Chorleiterseminar in Laboe dabei und hat viel für sich mitgenommen. Foto: Ralf Haimerl

Pressearbeit kann man lernen – Seminar „Praktische Pressearbeit“ in Laboe

Viele Aufgaben eines Pressereferenten in einer Marinekameradschaft ergeben sich oft von ganz allein: hier eine Pressemitteilung schreiben, dort zwei Fragen von Journalisten beantworten, ein Interview vereinbaren. Doch schnell merken Einsteiger, dass sie ihrem Geschäft hinterher rennen und dass sie weder zum Gestalten kommen noch einen roten Faden in ihrer eigenen Arbeit finden.

Das muss keineswegs so sein! Und Abhilfe ist oft einfacher, als sie einem mitten im Geschehen erscheint. Das Workshop-Seminar „Praktische Pressearbeit“ zu der die Deutsche Maritime Akademie Mitglieder des Deutschen Marinebundes (DMB) eingeladen hatte, bot Abhilfe. Inhaltlich wurde das Seminar durch die Redaktion der DMB Verbandszeitschrift „Leinen Los!“ bereedert. Mittels Vorträgen und Übungen wurden die Workshop-Teilnehmer in die Lage versetzt, Kontakte zu Medien herzustellen, Pressemitteilungen für die Lokal- und Regionalpresse erfolgreich zu verfassen sowie Meldungen und Artikel für die DMB Verbandspublikationen „Leinen Los!“ und den Internetauftritt „DMB aktuell“ zu erstellen. Thematisch wurden auch das zielgerichtete Anfertigen von Fotos für die Öffentlichkeitsarbeit und der Stellenwert der „neuen Medien“ behandelt.

Gruppenaustausch und Diskussionen sind ebenfalls Bestandteile des Seminars. Viele Hinweise und kleine Kniffe versetzen die Teilnehmer in die Lage, zukünftig Pressearbeit inhaltlich und organisatorisch aktiv zu gestalten und Texte professionell zu schreiben. Das Seminar leitete Werner Schiebert, DMB-Vizepräsident und Chefredakteur der „Leinen Los!“. Weitere Referenten waren Matthias Faermann, Stellvertretender Chefredakteur „Leinen Los!“, Jana Tresp, DMB-Medienassistentin und Frank Behling Redakteur Kieler Nachrichten, zuständig für Schifffahrt, Feuerwehr und Polizei.

Hier noch ein Merksatz für alle Pressereferenten: „Wenn du mit der Presse sprichst, denk daran, dass sie immer das letzte Wort hat.“

Text: Kurt-Ewald Finke

Die Teilnehmer des diesjährigen Presseseminars vor dem Eingang zum Turm des Marine-Ehrenmals in Laboe. Foto: DMB/Matthias Faermann

Pressearbeit kann man lernen – Wochenendseminar in Laboe

Wie schaffe ich mir Zugang zur Lokalpresse? Wie verfasse ich eine Pressemitteilung? Wo liegen die Tücken, wenn meine Fotos veröffentlicht werden sollen? Auf diese und viele weitere Fragen erhielten die Teilnehmer des Seminars „Praktische Pressearbeit“ Antworten. Das Seminar wurde von der Deutschen Maritimen Akademie (DMA), dem Bildungswerk des DMB im DMB-eigenen Hotel ADMIRAL SCHEER in Laboe veranstaltet.

22 Teilnehmer aus 18 Vereinen und Kameradschaften des DMB kamen hier zusammen, um am ersten Februar-Wochenende zu erlernen und üben, Pressemitteilungen für die Lokal- und Regionalpresse erfolgreich zu verfassen sowie Meldungen und Artikel für verbandsinterne Publikationen zu erstellen. Thematisiert wurden das zielgerichtete Anfertigen von Fotos für die Öffentlichkeitsarbeit und der Stellenwert der „neuen Medien“. Abgerundet wurde das Seminar durch Informationen über die Arbeit des Presse- und Informationszentrums der Marine.

Ein Verein, der Interesse an neuen Mitgliedern hat, muss aktiv Öffentlichkeitsarbeit betreiben. Es ist zeitintensiv und kostet viel Geduld und Mühe, in seiner Gemeinde bekannt zu werden und ein positives Bild von seinem Verein zu erzeugen. Hingegen geht es sehr schnell, seinen Ruf zu ruinieren. Die größten Anstrengungen, zum Beispiel in der Jugendarbeit, sind sinnlos, wenn die Öffentlichkeit nichts davon erfährt. Es kommt kaum jemand zu Tagen der offenen Tür, wenn der Termin nicht in der Presse angekündigt wird. Allgemeine Informationen, Terminvorschau und Berichte über Veranstaltungen sind typische Fälle der Pressearbeit. Doch diese müssen erst einmal den Weg in die Medien, vor allem in die Lokalzeitung, finden. Werner Schiebert, DMB-Vizepräsident und Chefredakteur von „Leinen los! (LL)“ begrüßte die Seminarteilnehmer, beschrieb den Sinn und Zweck eines Verbandsmagazins und schilderte das Konzept sowie die Schwerpunkte von LL. Im Anschluss trug Fregattenkapitän Frank Martin vom Presse- und Informationszentrum (PIZ) der Marine zur Pressearbeit der Marine vor und gab Hinweise, wie und wo man aktuelle Informationen der Marine erhalten kann. Interessant für die Teilnehmer war besonders, wie sie das PIZ nutzen und mit ihm in Kontakt kommen können. Frank Martin

Nach kurzer Pause ging es zum eigentlichen Thema. Der stellvertretende Chefredakteur von LL, Matthias Faermann behandelte das Verfassen von Pressemitteilungen (PM). Schritt für Schritt wurden die Seminarteilnehmer an die PM herangeführt. „Zuerst hat man sich Gedanken zu machen, wen man erreichen und was man mitteilen möchte“, so Faermann.

Dann wird die PM inhaltlich strukturiert, dabei darf man die „magischen sechs W“ nicht aus den Augen verlieren: Wer – Was – Wo – Wie – Wann – Warum. Und schließlich geht es zum Ausformulieren. Hier gilt es klare Grundsätze zu befolgen, will man nicht riskieren, dass die eigene PM gleich im Papierkorb landet. So ist z.B. der Umfang zu beachten: je kürzer, desto besser. Auch sollte man nicht in der „ich“- und „wir“-Form schreiben und sich vor Abkürzungen hüten. Dass der Verfasser einer PM bei Namen immer den Vornamen mit ausschreiben soll und auch möglichst das jeweilige Alter mit angibt, war den meisten nicht bekannt.

Diese und noch viele weitere Regeln übten die Seminarteilnehmer anhand von selbstverfassten Texten. Der Humor kam bei den Beispielen auch nicht zu kurz. Am Abend wurden die Seminarthemen bei einem Glas Bier weiter vertieft. Am nächsten Tag ging es nach dem gemeinsamen Frühstück sogleich weiter. Matthias Faermann behandelte die „Kunst“ des Pressefotos Die Chance, eine PM zu veröffentlichen, ist deutlich höher, wenn ein Foto angefügt ist. Zudem erzielt sie eine erheblich bessere Wirkung, da eine Zeitungsmeldung mit Bildern eher gelesen wird. Auch bei einem Foto gibt es vieles zu bedenken. Wie beim Text hat man sich Gedanken zu machen, was man aussagen möchte und welches Bild vermittelt werden soll. Oberstes Gebot: das Foto muss technisch hohen Anforderungen entsprechen. Es muss durchgehend scharf sein und die Belichtung muss stimmen, sonst ist es zum Abdruck nicht geeignet. Allein darin ist schon zu erkennen, dass ein schneller Schnappschuss als Pressebild ungeeignet ist. Faermann gab zahlreiche Hilfestellungen, wie ein Bild gelingen kann. So ist z.B. bei Innenaufnahmen immer der Blitz zu nutzen, bei schlechten Lichtverhältnissen kommt auch ein Stativ in Frage. Und die alten Fotoweisheiten wie „in die Kamera schauen“ und „lächeln“ haben immer noch ihre Gültigkeit. Anhand vieler Beispiele wurde über Komposition und Technik von Pressefotos diskutiert. Dabei fiel auf, dass auch eine „Anzugkontrolle“ vor dem Ablichten einer Person durchaus zweckmäßig sein kann.

Es folgte Frank Behling, Redakteur bei den „Kieler Nachrichten“ und Mitarbeiter bei LL. Er trug zu den Themen „PM“ und „Foto“ aus der Sicht eines Zeitungsredakteurs vor. Seine Kernfrage lautete: „Wie erreiche ich Aufmerksamkeit in (und bei) den Medien.“ Er gab wertvolle Tipps, wie und vor allem wann man am besten Kontakt zum zuständigen Redakteur seiner Tageszeitung bekommt.

So sollte man nie nachmittags bei der Zeitung anrufen, da dann mit Hochdruck an den Artikeln geschrieben wird. Ohnehin ist es nicht hilfreich, einen Journalisten mit dem Wunsch nach einer Veröffentlichung zu „überfallen“. Behling betonte: „Es ist wichtig, dass man eine langfristige Verbindung herstellt und Vertrauen schafft.“

Bei einem Rundgang durch das Marine-Ehrenmal konnte nochmals frische Luft „getankt“ werden. Dann hielt Alexander Hub, der stellvertretende Bundesgeschäftsführer des DMB den abschließenden Vortrag über die neuen Medien, wie Internet-Auftritte und Facebook. Er überraschte mit Informationen, wie etwa der Tatsache, dass der DMB auf seiner Facebook-Seite weit über 6.000 sogenannte „Fans“ hat, davon mehr als Hälfte in der für die Nachwuchswerbung des DMB interessanten Altersgruppe von 18 bis 44 Jahren, und pro Woche über 30.000 Personen erreicht.

„Wer an neuen Mitgliedern interessiert ist, der kommt um einen ansprechenden Internetauftritt nicht herum“, so Hub. Die Bundesgeschäftsstelle kann dabei erhebliche Hilfestellung bis hin zu einer bezahlbaren Homepage leisten. Hub zeigte, wie die neue Internetpräsenz des DMB in wenigen Wochen aussehen wird. Sie wird dann auch auf mobilen Geräten wie Tablets und Smartphones optimal dargestellt, das Zurechtfinden auf den Seiten wird deutlich erleichtert.

Am Ende des Seminars waren sich alle einig, dass sich die Teilnahme gelohnt hat. „Ich hätte nicht gedacht, was man alles bedenken muss und wo man im Umgang mit der Presse Fehler begehen kann. Aber dank des Seminars habe ich nun eine ‚Gebrauchsanweisung‘ für die Pressearbeit an die Hand bekommen“, so das Fazit eines Teilnehmers in der Abschlussrunde. Das Seminar wird im nächsten Jahr wieder von der DMA angeboten werden, nähere Informationen erscheinen rechtzeitig in „Leinen los!“. Die Redaktion unterstützt die Kameradschaften und Vereine währenddessen bei Fragen zur Pressearbeit. Ein Merkblatt zum Erstellen von Pressemitteilungen ist auf Anfrage erhältlich.

Text: Matthias Faermann

EU sieht Innovation im Meeresbereich als Chance für nachhaltiges Wachstum

Zwei Drittel unserer Erdoberfläche sind von Meeren bedeckt. Wenn wir sie verantwortungsbewusst bewirtschaften, können sie als Quelle von Lebensmitteln, Arzneistoffen und Energie dienen, und die Ökosysteme können für künftige Generationen bewahrt werden. Damit dies möglich wird, müssen wir aber die Kenntnisse über unsere Meere verbessern. Deshalb hat die Kommission heute einen Aktionsplan zur Innovation in der „blauen Wirtschaft“ vorgelegt, um dazu beizutragen, dass die Meere nachhaltig genutzt und Wachstum und Beschäftigung in Europa gefördert werden.

Hierzu erklärte Maria Damanaki, EU-Kommissarin für maritime Angelegenheiten und Fischerei: „Heute schaffen wir die Voraussetzungen dafür, dass die Europäer und Europäerinnen von morgen über die Kenntnisse und Qualifikationen verfügen, die nötig sind, um die Meere besser zu bewirtschaften, ihren Nutzen in vollem Umfang zu erschließen und gleichzeitig das Gleichgewicht der marinen Ökosysteme zu bewahren. So wird unsere Initiative zur digitalen Kartierung des gesamten Bodens der europäischen Meeresgebiete mehr Planungssicherheit für die Investitionen der Unternehmen schaffen, Kosten senken und Impulse für weitere Innovationen zum nachhaltigen Wachstum der blauen Wirtschaft geben.“

Dabei sind nach Auffassung der Kommission eine Reihe von Hindernissen zu überwinden: Unsere Kenntnis der Meere ist immer noch begrenzt, die Meeresforschung der einzelnen Mitgliedstaaten ist nicht miteinander vernetzt, und außerdem sind künftig mehr Ingenieure und Wissenschaftler erforderlich, die die neuen Technologien in der Meeresumwelt anwenden können.

Máire Geoghegan-Quinn, EU-Kommissarin für Forschung und Innovation, erklärte: „Wir wissen wahrscheinlich mehr über die Oberfläche des Mondes oder des Mars als über den Boden der Tiefsee. Die maritime Innovation birgt ein enormes Potenzial für unsere Wirtschaft und wird uns dabei helfen, Herausforderungen wie den Klimawandel oder die Ernährungssicherheit anzugehen. Deshalb ist blaues Wachstum ein Schwerpunktbereich unseres neuen Forschungs- und Innovationsprogramms Horizont 2020.“

Mit dem heute vorgelegten Aktionsprogramm schlägt die Kommission Folgendes vor:

vollständige Kartierung des Bodens der europäischen Gewässer bis 2020,
Schaffung einer Online-Informationsplattform über alle Meeresforschungsprojekte bis Ende 2015 im Rahmen von Horizont 2020 und über von den Mitgliedstaaten finanzierte diesbezügliche Forschungsarbeiten sowie Informationsaustausch zu den Ergebnissen abgeschlossener Projekte,
Einrichtung eines Wissenschaftsforums für blaue Wirtschaft und Wissenschaft, in das der private Sektor, Forscher und NRO eingebunden sind; dies soll dazu beitragen, die blaue Wirtschaft der Zukunft zu gestalten sowie Ideen und Ergebnisse auszutauschen. Die erste Sitzung wird 2015 anlässlich der Veranstaltung zum Tag der Meere in Piräus (Griechenland) stattfinden,
Aufforderung an die Akteure in Forschung, Wirtschaft und Bildung, bis 2016 die Erfordernisse, Kenntnisse und Qualifikationen der künftigen Arbeitnehmer im maritimen Sektor zu umreißen,
Prüfung der Möglichkeit, in wieweit wichtige Akteure aus Forschung, Wirtschaft und Bildung eine Wissens- und Innovationsgemeinschaft für die blaue Wirtschaft aufbauen können nach 2020. Die Wissens- und Innovationsgemeinschaften können als Teil des Europäischen Innovations- und Technologieinstituts (EIT) auf vielfältige Weise Innovationsanstöße geben, so etwa durch die Veranstaltung von Schulungs- und Bildungsprogrammen, Förderung der Vermarktung von Innovationen oder Einrichtung von Innovationsprojekten oder Gründerzentren.
Hintergrund
Die maritime oder „blaue“ Wirtschaft der EU ist ein riesiger Bereich mit über 5 Mio. Beschäftigten in so unterschiedlichen Sektoren wie Fischerei, Verkehr, mariner Biotechnologie oder Offshore-Anlagen für erneuerbare Energien.

Zwischen 2007 und 2013 hat die Europäische Kommission die marine und maritime Forschung im Rahmen des Siebten Forschungsrahmenprogramms mit durchschnittlich 350 Mio. EUR jährlich gefördert. Ein erheblicher Teil Meeresforschung wird auch innerhalb von Programmen der Mitgliedstaaten betrieben (so wenden z. B. Frankreich und Deutschland hierfür etwa 300 Mio. EUR jährlich auf). Blaues Wachstum ist ein Schwerpunktbereich im neuen Programm Horizont 2020, der allein für den Zeitraum 2014-2015 mit 145 Mio. EUR ausgestattet ist und für den innerhalb des Gesamtprogramms noch weitere Fördermöglichkeiten bestehen.

Etwa 30 % des Meeresbodens um das europäische Festland sind noch nicht erkundet. Diese Zahl schwankt zwischen 5 % im Golf von Biskaya bis zu mehr als 40 % in der Nordsee oder im Ionischen und zentralen Mittelmeerraum. Durch ein besseres Verständnis der Vorgänge unter der Meeresoberfläche wird auch die Kenntnis der Meeresressourcen und der Möglichkeiten ihrer nachhaltigen Nutzung verbessert.

Die Qualifikationsdefizite machen sich im Windenergiesektor bereits bemerkbar. In diesem Offshore-Sektor wurden 2012 bereits 10 % der jährlichen installierten Windkraftkapazität erzeugt und EU-weit mittelbar oder unmittelbar 58 000 Personen beschäftigt. Prognosen zufolge wird sich der Anteil der installierten Offshore-Windkraftkapazität bis 2020 auf 30 % erhöhen. Dies bedeutet dass bis 2020 die Zahl der Arbeitsplätze auf 191 000 und bis 2030 bis auf 318 000 ansteigen wird. Allerdings könnte auch der Fachkräftemangel bis dahin von derzeit 7 000 auf 14 000 Stellen (Vollzeitäquivalent) anwachsen, wenn künftigen Arbeitnehmern nicht die erforderlichen Qualifikationen etwa in der Wartung oder Herstellung vermittelt werden.

Weitere Informationen
Innovation in der blauen Wirtschaft: Erschließung des Potenzials unserer Meere für Beschäftigung und Wachstum: http://ec.europa.eu/maritimeaffairs/policy/marine_knowledge_2020/index_de.htm

MEMO/14/336:
Fragen und Antworten zur Innovation in der blauen Wirtschaft

MEMO/14/337:
Innovation in der blauen Wirtschaft: Einige Beispiele aus der Meeresforschung in der EU (nur englisch).

Broschüre zu EU-Forschungsvorhaben „Oceans of Tomorrow“ (PDF) http://ec.europa.eu/research/bioeconomy/pdf/ocean-of-tomorrow-2014_en.pdf

Horizont 2020:
http://ec.europa.eu/programmes/horizon2020/

Blaues Wachstum in der EU – einige Studien:
https://webgate.ec.europa.eu/maritimeforum/en/community/msexperts/articles/blue-growth-eu-set-studies (nur englisch).

US-Botschafter beim Parlamentarischen Frühstück der Deutschen Maritimen Akademie

Am 25. April hatte die Deutsche Maritime Akademie (DMA) Abgeordnete und Vertreter der Wirtschaft und der Bundesministerien zum Frühstück in den Deutschen Bundestag geladen. Als Gastredner sprach der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika, Philip D. Murphy zum Thema „Die transatlantische Zusammenarbeit nach der Wiederwahl von Präsident Obama“. Dabei betonte er vor zahlreichen Zuhörern, dass die USA trotz einer stärkeren Fokussierung auf den Pazifikraum immer noch einen wesentlichen Schwerpunkt ihrer Interessen in Europa sehen und damit die „transatlantische Brücke“ aus Sicht der US-Administrative nicht an Gewicht verloren habe. Dem Vortrag folgte eine angeregte Diskussion.

Die Veranstaltung wurde unter Schirmherrschaft der Bundestagsabgeordneten Karin Evers-Meyer in Zusammenarbeit mit der American Chamber of Commerce in Germany e.V. durchgeführt.

Im Anschluss fand eine Sitzung des DMA-Beirats statt. Der Beirat hat die Aufgabe, den Stiftungsvorstand zu beraten und Empfehlungen für die Arbeit des DMA zu geben Dabei wurden Dr. Michael Frehse vom Bundesinnenministerium als Sprecher und Frau MdB Karin Evers-Meyer als Stellvertreterin gewählt.

Die Veranstaltungsreihe der DMA zu maritimen Themenstellungen mit prominenten Vortragenden wird auch in Zukunft regelmäßig in den Räumen des Deutschen Bundestages stattfinden.

Rede-Manuskript des US-Botschafters Philip D. Murphy

v.l.n.r.: James E. Monroe (AmCham) Ingo Gädechens (MdB) Philip D. Murphy (Botschafter USA) Karin Evers-Meyer (MdB) Karl-Dietrich Haase (DMA) Helga Daub (MdB) Karl Heid (Präsident DMB)

Stapellauf der Deutschen Maritimen Akademie im Deutschen Bundestag

Am Mittwoch, den 28.11. zeigte sich in Berlin geballte maritime Präsenz. Mit einem Festakt in der Parlamentarischen Gesellschaft des Deutschen Bundestages wurde der Stapellauf der Stiftung „Deutsche Maritime Akademie (DMA)“ begangen. Die DMA ist das neue Bildungswerk des Deutschen Marinebundes, des größten maritimen Interessenverbands Deutschlands mit Sitz in Laboe bei Kiel.

„Zielsetzung der DMA ist es, etwas zu unternehmen gegen die in der Bundesrepublik Deutschland weit verbreitete Sea Blindness“, so Staatssekretär a.D. Heinz Maurus vom Vorstand der DMA in seiner Ansprache zur Zielsetzung der Akademie; „vor allem soll das Wissen um die Bedeutung der See, der Schifffahrt, der maritimen Wirtschaft und der Meerespolitik für das Wohl der Bundesrepublik Deutschland auch in küstenfernen Regionen gefördert werden.“

So werden Veranstaltungen wie Symposien, Tagungen und Expertenrunden auch gezielt im Binnenland stattfinden Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, betonte in seinem Grußwort an die zahlreichen Teilnehmer aus Politik, maritimer Wirtschaft und Marine, dass die gesamte deutsche Volkswirtschaft elementar auf exzellent ausgebaute Hafenzufahrten und Hinterlandanbindungen angewiesen sei. „Die DMA leiste unschätzbare Hilfe, maritime Belange möglichst tief ins Bewusstsein der Bevölkerung zu verankern“, so Ramsauer weiter. Es gab auch gleich gute Nachrichten aus dem Verkehrsministerium: Ramsauer sagte aus einer Sonderzuweisung für Verkehrsprojekte in 2013 weitere 140 Mio. Euro für den Ausbau der Wasserstraßen zu.

Der Deutsche Marinebund ist bundesweit in mehr als 300 Vereinen in 16 Landesverbänden untergliedert. Gegründet wurde der DMB im Jahre 1891. Der DMB hat es sich zur Aufgabe gemacht, das maritime Bewusstsein in Deutschland zu fördern. Er ist politisch und weltanschaulich unabhängig. Das internationale Mahnmal für den Frieden, das Marine-Ehrenmal in Laboe, ist im Besitz des DMB und wird von ihm erhalten.

Er unterstützt durch eine Unterorganisation die Jugendarbeit und fördert mit dem Marine-Regatta-Verein den Wassersport. Auch außerhalb Deutschlands ist der DMB ein anerkannter Partner und Gründungsmitglied der Internationalen Seefahrer Föderation. Zurzeit wird das verbandseigene Hotel „Scheerhaus“ in Laboe durch Anbauten erheblich erweitert, so dass es zukünftig von der Akademie als Tagungsort genutzt werden kann.

Ansprechpartner für die Presse:
Matthias Faermann
Geschäftsführer der DMA
Telefon: (0 43 43) 49 48 49 62
Fax: (0 43 43) 49 48 49 67
E-Mail: info@deutsche-maritime-akademie.de

Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Dr. Peter Ramsauer und Karl Heid, Vorsitzender der Deutschen Maritimen Akademie. Quelle: BMVBS
Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Dr. Peter Ramsauer bei seiner Ansprache zum Stapellauf der Deutschen Maritimen Akademie. Quelle: BMVBS
Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Dr. Peter Ramsauer bei seiner Ansprache zum Stapellauf der Deutschen Maritimen Akademie. Quelle: BMVBS
Gruppenfoto nach erfolgreichem Stapellauf der Deutschen Maritimen Akademie. V.l.n.r.: Werner Schiebert, Vizepräsident des Deutschen Marinebundes e.V., Karl Heid, Vorsitzender der DMA, Vizeadmiral Axel Schimpf, Inspekteur der Marine, Ingo Gädechens, MdB, Dr. Peter Ramsauer, Bundesminister für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung, Heinz Maurus, Staatssekretär a.D. und Mitglied des Vorstandes der DMA, Peter Josef Flatscher, Geschäftsführer Deutsche Plasser Bahnbaumaschinen GmbH.