Maritime Wirtschaft
Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland
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Marinekommando Jahresbericht 2020
Quelle: Deutsche Marine / Flottenkommando, Dezernat Handelsschifffahrt Marineschifffahrtleitung
- Kennzahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland
- Die maritime Wirtschaft zählt mit mehr als 380.000 Beschäftigten und einem Umsatzvolumen von rund 50 Mrd. EUR zu den wichtigsten und fortschrittlichsten Wirtschaftszweigen in Deutschland.
- Deutschland ist einer der größten und erfolgreichsten Schifffahrtsstandorte weltweit. Die deutsche Handelsflotte steht nach der Nationalität der Eigner weltweit an dritter, bei den Containerschiffen und deren Vermarktung weltweit an erster Stelle (39,9%).
- Die deutsche Hafenwirtschaft ist ein wichtiger Garant für die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Die Häfen haben eine große Bedeutung als logistische Dienstleistungszentren und Industriestandorte. Fast 295 Mio. t Güter wurden 2019 umgeschlagen.
- Deutschland nimmt dank hochwertiger Produkte und innovativer Entwicklungen eine führende Position im Weltschiffbau ein. Werften und Schiffbauzulieferindustrie erzielten ein Umsatzvolumen von 16,1 Mrd. EUR und beschäftigen rund 88.000 Mitarbeiter, davon gut 18.000 auf deutschen Werften.
- Deutscher Außenhandel
Mehr als 90% aller weltweit gehandelten Waren werden über See transportiert. Vor allem die deutsche Volkswirtschaft ist von diesem globalen Handel in höchstem Maße abhängig.
Im- und Exporte machen zwei Drittel der deutschen Wirtschaftskraft aus, mehr als jeder dritte Arbeitsplatz ist davon abhängig. Die deutschen Reeder verfügen über 3.762 Seeschiffe, davon 492 unter deutscher Flagge.
Im deutschen Außenhandel wurden im Jahr 2011 insgesamt 986,6 Mio. t (+2,8%) mit einem Wert von 1.962 Mrd. EUR (+11,1%) über die Grenzen transportiert. Der Anteil der Ausfuhren betrug 376,4 Mio. t (+3,8%) mit einem Wert von 1.060,0 Mrd. EUR (+10,5%), der Anteil der Einfuhren betrug 610,1 Mio. t (+2,2%) mit einem Wert von 902,0 Mrd. EUR (+11,9%).
Im seewärtigen deutschen Außenhandel wurde 2011 mit 249,5 Mio. t gut ein Viertel (25,3%) des gesamten deutschen Außenhandelsvolumens über deutsche Seehäfen abgewickelt. Die Waren hatten einen Wert von 437,2 Mrd. EUR (+14,4%).
Über Seehäfen wurden im letzten Jahr 40,9 Mio. t Kohle-, Erdöl- und Erdgasprodukte umgeschlagen. Hinzu kamen 28,9 Mio. t Erze, Steine und Erden sowie 27,9 Mio. t chemische und 20,2 Mio. t landwirtschaftliche Erzeugnisse.
Mineralöl ist mit 34,0% der wichtigste Energieträger in Deutschland. Rohöl muss zu 93% (90,1 Mio. t) eingeführt werden: gut 39% (35,3 Mio. t) stammen aus Russland, 16% (14,7 Mio. t) aus der EU und 18% (16,5 Mio. t) aus den OPEC – Ländern.
- Deutsche Handelsflotte
Am 31.12.2011 kontrollierten deutsche Reedereien und Schifffahrtsgesellschaften insgesamt 3.798 Handelsschiffe. Deutschland belegt damit nach ihrer Tragfähigkeit den 3. Platz als eine der weltweit führenden Schifffahrtsnationen (7,3% der Welthandelsflotte und 8,5% der Welttonnage). Nach der Flaggenführung nimmt die nationale deutsche Handelsflotte mit 1,23% der Welthandelsflotte allerdings nur einen der hinteren Ränge ein.
Deutsche Reeder führen mit 1.803 Containerschiffen die weltweit größte Containerschiffsflotte, d.h. 36,4% aller Containerschiffe (4.950) mit 33,1% der weltweiten Containerkapazitäten.
Am 31.12.2011 fuhren 530 Seeschiffe unter deutscher Flagge ,dies sind 13,6% der von deutschen Reedern kontrollierten Handelsschiffe. Mit 3.155 fuhren rund 83,0% in Bareboat-Charter befristet unter ausländischer Flagge und 113 (3,0%) waren in fremden Registern eingetragen.
- Container
Anfang 2012 waren weltweit 4.950 Containerschiffe mit einer Containerkapazität von
15,3 Mio. TEU im Einsatz: 13,5% der Welthandelsflotte nach Tragfähigkeit. Die beiden größten Containerschiffs-Reedereien Maersk Line und MSC erreichen mittlerweile Kapazitäten von 2,145 Mio. TEU bzw. 1,860 Mio. TEU. Die Top 15 der Containerreedereien halten allein 68,4% der weltweiten Stellplatzkapazitäten.Hapag-Lloyd rangiert mit einer Transportkapazität von 617.000 TEU auf dem vierten Platz und Hamburg Süd belegt mit 395.000 TEU Rang zehn der weltweit führenden ontainerschiffsreedereien.
Der Weltcontainerbestand für den maritimen Transport betrug Mitte 2011 rund 20,335 Mio. Container in verschiedenen Abmessungen. Standardcontainer machen rund 86% des Gesamtbestandes aus.
- Schiffbau
Im Weltschiffbau wurden 2011 3.605 Schiffe (-2,7%) mit 101,48 Mio. gt abgeliefert, darunter 602 Tanker, 1.167 Massengutschiffe und 717 Stückgutschiffe.
Die deutsche Werftindustrie hat daran einen Marktanteil von 0,8% (407.000 cgt): in Europa die Nr. 2 nach Italien und weltweit die Nr. 9. Führend ist China, gefolgt von Südkorea und Japan.
Deutsche Werften lieferten 31 Neubauten ab, davon allein 10 Fähren bzw. Passagierschiffe.
Der Werftumsatz erreichte 4,6 Mrd. EUR. Fast Zweidrittel der Umsätze wurden im Export erwirtschaftet.
Rund 86.000 Mitarbeiter werden in der Schiffbau- und Schiffbauzulieferindustrie beschäftigt: auf deutschen Werfen 16.351 und in der Zulieferindustrie in rund 400 Betrieben weitere 70.000.
- Schiffspassagen
Mit 33.522 Handelsschiffspassagen (+5%)im Durchgangsverkehr weist der NOK mehr Passagen auf wie der Panama-Kanal (12.988; +3,2%) und der Suez-Kanal (17.799; -1,1%) zusammen.
Im Verhältnis der Gütermengen wurden im NOK (98,08 Mio. t; +17%) allerdings nur rund 14,2% der Transportmenge des Suez-Kanals (691,8 Mio. t; +7,1%) und rund 44,2% der Transportmenge des Panama-Kanals (222 Mio. t; +8,3%) im Durchgangsverkehr transportiert.
- Fischerei und Fischereiflotte
Der Fischfang ist mit 150 Mio. Tonnen im Jahr eine der wichtigsten Nahrungsquellen für die permanent ansteigende Weltbevölkerung.
Da die Meere zunehmend überfischt sind, nimmt die Bedeutung von industriell betriebenen Aquakulturen stark zu, so kommt bereits nahezu die Hälfte des gefangenen Fisches aus Fischzuchten.
Zur deutschen Fischereiflotte gehörten Ende 2011 noch 1.581 Fahrzeuge (-5,5%), davon 9 Trawler in der Hochseefischerei.
Im Jahr 2011 landete die deutsche Fischereiflotte 180.300 t (-15,07) an, davon 95.600 t (-40,3%) im Ausland. Der Fangerlös belief sich auf insgesamt 200,5 Mio. EUR (+3,1%).
62 Betriebe der Fischindustrie beschäftigten 6.856 Mitarbeiter (-6,3%) und erwirtschafteten einen Umsatz von 2,24 Mrd. EUR (-0,4%). Der Pro-Kopf-Verbrauch an Fisch und Fischereierzeugnissen in Deutschland betrug 15,3 kg. (Fanggewicht)
- Binnenschifffahrt
Die deutsche Binnenschifffahrt verfügt über nahezu 5.000 Schiffe, davon ca. 1.000 Fahrgastschiffe, die jedes Jahr ungefähr 10 Mio. Passagiere befördern.
Am deutschen Güterverkehr sind die Binnenschiffe mit durchschnittlich 10% der transportierten Menge beteiligt.
Die Drehscheibe des Binnenschiffsverkehrs in Deutschland ist der Rhein mit seiner Verbindung in den Raum Rotterdam und Antwerpen. 2011 erreichte das Güteraufkommen der Binnenschifffahrt 222 Mio. t (-3,4%).
Ende 2011 gab es in Deutschland 4.895 Binnenschiffe, darunter 1.888 Trockengüterschiffe, 458 Tankgüterschiffe / Leichter, 986 Fahrgastschiffe
- Welthandel und Welthandelsflotte
Im Jahr 2011 stieg das Welthandelsvolumen um 5%. Insgesamt wurden 8,84 Mrd. t Güter im seewärtigen Welthandel transportiert.
Rund 32,1% des seewärtigen Welthandels entfielen in 2011 auf den Transport von Rohöl und Mineralölprodukte. Auf Eisenerz, Kohle und Getreide entfielen rund 26,8%. Der Rest entfiel auf Stückgut, Ro-Ro und zunehmend auf Containertransport
Die weltweite Seetransportkapazität belief sich auf 1.461,8 Mio. dwt (+8,4%), rund 41,4% entfielen auf Massengutschiffe, rund 34,4% auf Tanker und rund 13,5% auf Containerschiffe.
Die Welthandelsflotte setzte Anfang diesen Jahres 48.197 Seeschiffe im internationalen Seeverkehr ein:
11.338 Tankschiffe mit einer Tragfähigkeit von 503,0 Mio. dwt,
4.993 Containerschiffe mit einer Tragfähigkeit von 196,9 Mio. dwt,
16.822 General-Cargo-Schiffe mit einer Tragfähigkeit von 105,3 Mio. dwt,
9.403 Massengutschiffe mit einer Tragfähigkeit von 605,8 Mio. dwt,
4.077 Passagierschiffe mit einer Tragfähigkeit von 6,4 Mio. dwt.- Rohstoffe
Die fossilen Energieträger (Mineralöl, Kohle, Erdgas) tragen mit 78,7% zur Energieversorgung bei, die Kernenergie mit 8,8% und die erneuerbaren Energien mit 10,9%.
Rohöl deckt rund 34% des deutschen Primärenergiebedarfs und bleibt mit Abstand wichtigster Energieträger, muss aber zu 93,3% eingeführt werden. Dabei stammen 39,2% aus Russland und fast 22% der Rohöleinfuhren werden aus der Nordsee (u.a. Großbritannien/Norwegen) importiert. Aus den Staaten der OPEC stammen 18% der Rohöleinfuhren.
Die Rohölreserven verteilen sich zu 73% auf die OPEC Staaten, wobei allein Saudi-Arabien über 18% verfügt. Die USA und Kanada verfügen zusammen über 13% und die GUS über 6% der weltweiten Reserven.
Erdgas hat einem Anteil von 20,4% am Primärenergieverbrauch, muss aber zu 89% importiert werden. Gut die Hälfte des deutschen Erdgasbedarfs stammt aus westeuropäischen Quellen (hauptsächlich aus Norwegen und den Niederlanden).
Hauptlieferant bleibt aber mit 31% weiterhin Russland. Über die Hälfte der weltweiten Erdgasreserven ist auf nur vier Länder verteilt: Russland mit 21,4%, dem Iran mit 15,9%, Katar mit 12,0% und Turkmenistan mit 11,7%. Der Anteil der EU beträgt rund 2,2%.
Steinkohle hat einem Anteil von 12,6% an der Energiebedarfsdeckung, die Braunkohle 11,7%. Die wichtigsten Lieferanten waren dabei mit 10,550 Mio. t Kolumbien, vor den Staaten der GUS mit 9,574 Mio. t und den USA mit 5,079 Mio. t.
Aus Polen stammen 2,646 Mio. t und aus Südafrika 2,644 Mio. t.Steinkohle wurde zu 20% über die deutschen Seehäfen eingeführt, weiter 48,9% kamen per Binnenschiff aus den Häfen Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam nach Deutschland.
Es ist also davon auszugehen, dass rund zwei Drittel der deutschen Importkohle über See transportiert wurde. Die Kohlereserven sind weltweit verteilt.
- Freizeit
Die See und die Binnengewässer haben für Freizeitgestaltung und Erholung einen hohen Stellenwert. Segeln, Surfen, Rudern und Motorsport sind als Breiten- und Leistungssport nicht nur in den Küstenländern verbreitet.
Nahe und ferne Küsten sind beliebte Urlaubsziele, Kreuzfahrten auf hoher See und auf Flüssen finden immer mehr Anklang. Über eine Mio. Kreuzfahrtpassagiere besuchen jedes Jahr deutsche Häfen.
- Energieversorgung
Mehr als die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Rohöls und ein Drittel der benötigten Kohle kommt auf dem Seewege.
Erdgaspipelines auf dem Meeresboden tragen erheblich zur sicheren Energieversorgung bei. Die See als Standort für Windkraftanlagen gewinnt zunehmend an Bedeutung.