Maritime Sicherheit neu denken
Trotz des Wintereinbruchs in Berlin mit Eis, Schnee und glatten Straßen war das Parlamentarische Frühstück im Hopfingerbräu am Brandenburger Tor wieder sehr gut besucht. Kein Wunder, die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister der Verteidigung Siemtje Möller sprach über das Thema „Maritime Sicherheit neu denken“.
Aber der Reihe nach: Zunächst begrüßte der Stv. Vorsitzende der Deutschen Maritimen Akademie, Ministerialdirigent a.D. Karl-Dietrich Haase, auch im Namen des Vorsitzenden Staatssekretär a.D. Heinz Maurus die Gäste. Ein herzliches Willkommen ging an Siemtje Möller, den Schirmherren der Veranstaltung, MdB Ingo Gädechens, die in großer Zahl anwesenden Bundestagsabgeordneten, die Vertreter aus den Landtagen und befreundeter Verbände, Offiziere der Bundeswehr und aus den Militärattachéstäben.
„In den letzten zehn Jahren konnten wir viele hochrangige und interessante Gastredner in Berlin begrüßen, darunter die Botschafter der USA, Chinas, Großbritanniens, Finnlands und Schwedens, Bundesminister, Wehrbeauftragte, Parlamentarische Staatssekretäre, Generale und Admirale, um nur einige zu nennen“, führte Haase weiter aus. Ein herzliches Dankeschön ging an die zahlreichen Sponsoren, die es möglich machten, das weit über die Grenzen Berlins hinaus bekannte Parlamentarische Frühstück für die DMA kostenneutral durchzuführen. Ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung ging diesmal an Markus Krautmann und Alexander van den Busch von Rheinmetall.
Anschließend sprach Ingo Gädechens und riss kurz die Geschichte des Parlamentarischen Frühstücks an und dankte Karl-Dietrich Haase für seinen unermüdlichen Einsatz in den vergangenen Jahren, bevor er das Wort an die Parlamentarische Staatssekretärin übergab.
Nach einigen einführenden Worten leitete Siemtje Möller ihren Vortrag mit einem Blick auf die gegenwärtigen unruhigen Zeiten ein: „Die regelbasierte internationale Ordnung steht unter Druck – so deutlich wie schon lange nicht mehr. Das bedeutet, wir müssen kriegstüchtig sein, wenn wir glaubhaft und gemeinsam im Bündnis abschrecken wollen. Wir müssen einem Aggressor klar vor Augen führen, dass wir uns verteidigen können und wollen. Und das in allen Dimensionen.“
Mit Blick auf den maritimen Aspekt der Sicherheitspolitik betonte sie: „Bei allen neuen Herausforderungen und Veränderungen unserer Sicherheitsarchitektur spielen der maritime Raum und die maritime Sicherheit eine zentrale Rolle. Besonders deutlich zeigt sich dies beim andauernden Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Dieser dezimiert die Fähigkeiten russischer Landstreitkräfte und führte für Russland zu einem Bedeutungszuwachs seiner maritimen Verbände, insbesondere der Nordflotte. Die Auswirkungen dieses Krieges wurden auch unmittelbar sichtbar mit den Angriffen auf die Nord Stream-Pipelines, der Gefährdung wichtiger Seewege im Schwarzen Meer durch treibende Seeminen oder auch die Blockade ukrainischer Getreidehäfen. Gleichzeitig bleiben der Nordatlantik und die Ostsee für Russland strategische Seegebiete für den Zugang zu globalen Handelswegen, den Abbau und Transport fossiler Rohstoffe sowie zur Versorgung seiner militärischen Verbände.“
Der Erhalt der regelbasierten internationalen Ordnung weltweit sei zwingend erforderlich, deshalb brauche es zielgerichtetes deutsches Handeln. „In den Verteidigungspolitischen Richtlinien haben wir daher betont, dass für unsere Verteidigungspolitik das Leisten konkreter Beiträge eine wesentliche strategische Priorität ist neben der Stärkung unserer Verteidigungsfähigkeit und der Stabilität in der europäischen Nachbarschaft. Die Zunahme an komplexen Bedrohungen im maritimen Raum manifestiere sich gerade an den Schnittstellen zwischen innerer und äußerer Sicherheit. Mit den Verteidigungspolitischen Richtlinien haben auch wir als Bundeswehr uns dazu bekannt, unseren Beitrag zur Verbesserung der gesamtstaatlichen Resilienz und zum Schutz verteidigungswichtiger sowie Kritischer Infrastruktur auch auf See zu leisten. Bedingung erfolgreicher Gesamtverteidigung ist die Verzahnung aller relevanten Akteure bereits im Frieden: Staat, Gesellschaft und Wirtschaft. Dabei ist das ressortübergreifende Koordinationserfordernis hoch. Dazu werden derzeit auf Arbeitsebene zwischen den Ressorts verschiedene Optionen erarbeitet, wie eine solche effizientere Strukturierung im Bereich Maritime Sicherheit aussehen kann. U.a. soll es zur besseren nationalen Koordinierung und als direkten Anlaufpunkt für die multinationale Initiative zukünftig einen nationalen (strategischen) Ansprechpartner geben. Auf operativer Ebene identifizieren wir gerade den bestmöglichen Anlaufpunkt zur ständigen Lagebildführung und für den ressortübergreifenden sowie multinationalen Informationsaustausch.“
Im nächsten Schritt, so die Parlamentarische Staatssekretärin am Ende ihrer Rede, gelte es über die Bundesregierung hinaus auch mit NATO, EU, Abgeordneten, Bundesländern und Verbänden zu diskutieren, wie verschiedene Ebenen und Akteure effektiv miteinander verzahnt werden können. Denn, es läge im gemeinsamen Interesse, dass der eingeschlagene Kurs gehalten wird.
Der DMB-Präsident bedankte sich bei Siemtje Möller, ging kurz nochmals auf die Schwerpunkte des Vortrages ein, sprach das Zielbild der Marine 2035+ an und wies angesichts der aktuellen Haushaltsdebatte auf die notwendige Sicherstellung der Finanzierung hin. Des Weiteren verwies Maurus auf die Notwendigkeit eines „Seesicherheitsgesetzes“ zur Regelung der Kompetenzen zum Schutz Kritischer maritimer Infrastruktur.
Das Frühstück klang aus mit einer besonderen Ehrung für Karl-Dietrich Haase. Für sein großes Engagement als Vizepräsident des Deutschen Marinebundes in den Jahren 2015 bis 2023 wurde ihm unter riesigem Beifall eine Dankesurkunde und die Verdienstnadel in Gold mit Eichenblatt, eine der höchsten Auszeichnungen des DMB verliehen.
Veröffentlicht in Leinen los! 01/2024